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Impulse von der deutschen Präsidentschaft

Deutschland sei Vorreiter einer gut geregelten Globalisierung mit einem leistungsfähigen Sozialstaat und klarem Bekenntnis zu Nachhaltigkeit, sagt Amrita Narlikar, Präsidentin des GIGA.

Amrita Narlikar, 08.06.2017

Der G20-Vorsitz Deutschlands sollte uns große Hoffnung machen, insbesondere angesichts der Tiefe der Globalisierungskrise. Erstens ist Deutschland nicht nur eine führende Wirtschaftsmacht, sondern genießt auch den wohlverdienten Ruf eines erfolgreichen und verlässlichen Verhandlungspartners – wie sich beispielsweise an seiner Rolle bei den Verhandlungen zum Atomabkommen mit Iran im Jahr 2015 gezeigt hat. Zweitens birgt das Thema dieser Präsidentschaft „Eine vernetzte Welt gestalten“ großes Potenzial für das, was jetzt notwendig ist, vor allem, wenn die ­Betonung auf „Gestaltung“ liegt. Die Themen des Gipfels stehen für ein Gleichgewicht zwischen Ordnung und Stabilität auf der einen und Reform und Wandel auf der anderen Seite.

Darüber hinaus ist Deutschland de facto Vorreiter einer Agenda der gut geregelten Globalisierung, was sich beispielsweise an seinem leistungsfähigen Sozialstaat, seinem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit bei Wachstum und Entwicklung und seiner vergleichsweise strengen Regulierung von Internet Governance zeigt. Eine reformierte Globalisierung muss zumindest einige dieser Elemente enthalten, um den internationalen Frieden und den Wohlstand, der mit offenen Märkten einhergeht, zu bewahren, zugleich aber Unzufriedenheit und Ungleichheit im Inland einzudämmen, die durch nicht regulierte offene Märkte verschärft werden können. Die deutsche Wirtschaft kann der G20 vielleicht einige sinnvolle verallgemeinerbare Ideen liefern.

Drittens ist Deutschland auch das Land, in dem der Diskurs gedeiht und die deliberative Demokratie, die öffentliche Diskurse und Teilhabe pflegt, sehr ernst genommen wird. Dies sind wertvolle Pluspunkte beim Versuch, die Legitimation und Integrationsfähigkeit einer Institution wie der G20 zu stärken, ohne ihre Effizienz aufzugeben.

Und schließlich muss die G20, wenn sie die Globalisierung retten will, hinsichtlich der Art und Weise, wie Staats- und Regierungschefs und Fachleute in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam die wirtschaftliche Integration gemanagt haben, neben Selbstbewusstsein auch Selbstkritik aufbringen. Der materielle und normative Wert der Globalisierung muss richtig erkannt und anerkannt werden, doch sind manche ihrer Prozesse auch verbesserungsbedürftig. Deutschland scheint diese Mischung offensichtlich in internationale Verhandlungen einzubringen, weit mehr jedenfalls als das Auftrumpfen, das bei manchen anderen etablierten und aufstrebenden Mächten zu beobachten ist. Dieser G20-Prozess kann weitreichende Fortschritte bei der Festlegung der richtigen Agenda von Mitgliedsstaaten und internationalen Organisationen erzielen, wenn eine ähnliche Mischung aus Selbstsicherheit und Selbstkritik an den Tag gelegt wird, um diese Herausforderung zu bewältigen. //

VITA

PRÄSIDENTIN 
DES GIGA

Prof. Dr. Amrita Narlikar ist Präsidentin des GIGA German Institute of 
Global and Area Studies, eines der führenden 
Forschungsinstitute für sozialwissenschaftliche Regionalstudien. Narlikar arbeitet zu Internationaler Politischer Ökonomie und lehrte zuvor unter anderem in Oxford und Cambridge.

Der Text wurde zuerst als GIGA Focus Global 01/2017 veröffentlicht.

https://www.giga-hamburg.de/de/system/files/publications/gf_global_1701_en.pdf

http://www.g20-insights.org/policy_briefs/can-g20-save-globalisation/