Engere militärische Kooperation mit Indien
Bilaterale Treffen, gemeinsame Manöver und der Bau von U-Booten: Wie die militärische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien ausgebaut werden soll.
Deutschland und Indien haben militärisch bislang kaum zusammengearbeitet. Doch wie bei einem Puzzle beginnt die Bundesregierung Stück für Stück, ihre Indo-Pazifik-Strategie auch militärisch zu formen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Spannungen im Indo-Pazifik und Chinas zunehmende Machtdemonstrationen trugen dazu bei, die Zusammenarbeit auch in diesem Bereich zu stärken.
Indien ist ein selbstbewusster und wichtiger Partner für Deutschland. Der Indische Ozean bildet das Scharnier zwischen Europa und den arabischen Rohstoffländern auf der einen und Asien auf der anderen Seite. Fast 60 Prozent der Wirtschaftsleistung der Welt und zwei Drittel des globalen Wachstums werden im Indo-Pazifik generiert und mehr als 80 Prozent des Welthandels gehen über den Seeweg. Die Bundesregierung schützt mit ihrem Engagement in der Region nicht nur die Sicherheit, sondern auch die wirtschaftlichen Interessen der Exportnation Deutschland.
Verteidigungskooperation stärken
Ende Februar 2024 besprachen die Verteidigungsstaatssekretäre Indiens und Deutschlands in Berlin weitere Kooperationen. Der deutsche Botschafter in Neu-Delhi, Philipp Ackermann, sprach in der Tageszeitung „Times of India“ von einem „großen Paradigmenwechsel“. Es gebe jetzt in Deutschland einen „klaren politischen Willen, die Verteidigungskooperation mit Indien mit Militärbesuchen, Übungen und Koproduktionen zu stärken, einschließlich neuer Themenfelder wie Cybersicherheit“, sagte er.
Gestärkt werden soll die Zusammenarbeit auch durch das Manöver „Tarang Shakti Phase 1“ im August 2024, an dem erstmals die deutsche Luftwaffe teilnehmen wird. Im Herbst 2024 soll eine deutsche Fregatte gemeinsam mit einem Unterstützungsschiff die indische Westküste anlaufen. Schon 2022 hatte die deutsche Fregatte „Bayern“ auf ihrer Rückfahrt aus dem Pazifik auch Mumbai angesteuert.
Zu Indien pflegte Deutschland in militärischer Hinsicht bislang kein enges Verhältnis. Die beiden Länder gehören auch keinem gemeinsamen Militärbündnis an. Doch zunehmend zeichnet sich ab, dass die westlichen Demokratien sowie auch Japan, Südkorea und Australien Indien als Partner suchen. So ist Indien Gründungsmitglied in dem von Japan angeregten Sicherheitsdialog „Quad“, einem Quartett mit Australien und den Vereinigten Staaten.
Im Sommer 2023 besuchte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius Indien, nachdem er zuvor am asiatischen Sicherheitsgipfel „Shangri-La-Dialog“ in Singapur teilgenommen hatte. Dem Inselstaat liefert Deutschland bereits Unterseeboote. Indien könnte dafür ebenfalls ein attraktiver Markt sein: Ein Vorvertrag für den Bau von U-Booten wurde bereits geschlossen sowie ein Vertrag über die Überholung und Nachrüstung des veralteten indischen U-Bootes „INS Shankush“. Schon 2018 war das U-Boot „INS Shishumar“ überholt worden. Beide Boote waren in den 1980er-Jahren von Deutschland an Indien ausgeliefert worden, zwei weitere waren in Indien gebaut worden.
Der Verteidigungsminister suchte auf seiner Reise in die indo-pazifische Region im Sommer 2023 auch eine Annäherung an die südostasiatische Demokratie Indonesien. Auch das Nachbarland Malaysia steht im Fokus Deutschlands. Beim Besuch des malaysischen Ministerpräsidenten Anwar Ibrahim im März 2024 in Berlin machte Bundeskanzler Olaf Scholz klar: „Malaysia und Deutschland sind gefestigte Demokratien. Wir beide bekennen uns zum Multilateralismus und zur Einhaltung des Völkerrechts. Deshalb ist es auch richtig, dass wir unsere sicherheits- und verteidigungspolitische Zusammenarbeit vertiefen. Die Verteidigungsministerien arbeiten bereits an den notwendigen Kooperationsabkommen.“