Mitten im Leben
Wir stellen fünf neue Bundestagsabgeordnete mit ungewöhnlichen Berufen vor.
Deutschland. Der Bundestag soll ein Spiegel der Gesellschaft sein – mit Abgeordneten, die ganz unterschiedliche Lebenserfahrungen haben. Trotzdem sind bestimmte Berufe besonders stark vertreten: 115 der 708 Abgeordneten sind Juristen. Auch Lehrer und Hochschullehrer sind mit 26 Parlamentariern deutlich repräsentiert. Wir stellen fünf Abgeordnete mit eher ungewöhnlichen Berufen vor.
„Ich engagiere mich schon lange in der Kommunalpolitik, wollte aber immer Arzt werden. Nach dem Studium habe ich drei Jahre in einem städtischen Krankenhaus gearbeitet. Vielleicht werde ich künftig nebenbei in Teilzeit in einer Hausarztpraxis tätig sein, um im Beruf geerdet zu bleiben. Die Erfahrungen, die ich mit Gesundheit und Pflege gemacht habe, möchte ich gern in die Politik tragen.“
„In der Politik lege ich jede Maske ab.“
Michel Brandt (27), Die Linke, Schauspieler
„Es tut weh, meinen tollen Job aufzugeben: Ich habe Schauspiel studiert und bin noch am Badischen Staatstheater Karlsruhe engagiert. Aber als Abgeordneter kann man auf ganz andere Art Themen setzen. Auf der Bühne spiele ich eine Rolle, aber in der Politik lege ich jede Maske ab. Mich reizen Kultur- und Bildungspolitik, aber auch die Themen Migration und Menschenrechte. Ich will zu einer starken Opposition beitragen.“
„Deutschland zu erklären, hat mich vieles gelehrt.“
Claudia Müller (36), Bündnis90/Grüne, Reiseleiterin
„Ich habe früher unter anderem als Reiseleiterin gearbeitet. Internationalen Gästen die Zusammenhänge zwischen deutscher und europäischer Geschichte und Politik zu erklären, hat mich vieles gelehrt. Wenn man sich für den politischen Weg entscheidet, muss man einsehen, dass er weit, steinig und oft frustrierend ist. Aber es lohnt sich, weil man viele Erfahrungen sammeln und etwas verändern kann.“
„Die Arbeit als Parlamentarier betrachte ich als große Herausforderung.“
Jan Nolte (29), AfD, Bundeswehrsoldat
„Ich bin seit 2008 Soldat bei der Bundeswehr – und es ist für mich eine Option, diesen Beruf weiter auszuüben. Die Bundeswehr ist natürlich unpolitisch. Sie hat mich aber Patriotismus, Ehrlichkeit, Mut, Kameradschaft und Treue gelehrt. Die Arbeit als Parlamentarier betrachte ich als große Herausforderung. Als Abgeordneter setze ich mich unter anderem ein für maßvolle Zuwanderung nur in den Arbeitsmarkt und für ein Sozialsystem, das eine anständige Rente gewährleistet.“
„Ich möchte mich im Bundestag für gleiche Lebensverhältnisse in ganz Deutschland und eine planbare Zukunft für junge Menschen einsetzen. Auch die Gleichstellung von Männern und Frauen ist mir ein wichtiges Anliegen. Meine Branche – ich bin ausgebildete Restaurantfachfrau und habe als Fachwirtin im Betrieb meiner Eltern gearbeitet – wird vor allem von Frauen getragen. Dort und in vielen anderen Bereichen sehe ich, wie benachteiligt und vergleichsweise schlecht bezahlt sie sind. Auf die Arbeit im Bundestag fühle ich mich gut vorbereitet: In der Gastronomie wie in der Politik hat man hat viel mit Menschen zu tun und feste Arbeitszeiten gibt es nicht.“
Protokolle: Nicole Sagener