Schnelle Bahn kommt schneller
Die Bahnverbindungen zwischen Polen und Deutschland werden zügig ausgebaut – Stettin und Berlin rücken schon 2025 näher zusammen.
Eine durchgängig ausgebaute Strecke, mehr durchgehende Züge ohne Umsteigen in Angermünde – schon 2025 soll die Fahrt zwischen Berlin und Stettin nur noch anderthalb Stunden statt wie bisher um die zwei Stunden dauern. Eigentlich sollte die zweigleisige, durchgängig elektrifizierte Strecke erst 2026 fertig werden. Beim ersten Spatenstich zum Baubeginn kündigte Ronald Pofalla von der Deutschen Bahn DB an, die fast eine halbe Milliarde Euro teuren Arbeiten würden ein Jahr vor der ursprünglichen Planung fertig werden. Schneller als mit der Bahn werde dann kein Transportmittel die beiden Städte in Deutschland und Polen verbinden, sagte Pofalla. Die Züge erreichen auf den neuen Gleisen bis zu 160 km/h.
Arnold Bresch von der Polskie Linie Kolejowe (PKP) kündigte an, dass die Arbeiten an den letzten zehn Kilometern auf der polnischen Seite zum gleichen Zeitpunkt abgeschlossen werden: „Die Vorplanung der PKP PLK S.A. für den Streckenabschnitt zwischen der Staatsgrenze und Szczecin Gumieńce befindet sich in der Endphase. Die polnische Seite hat beschlossen, dass ein zweites Gleis gebaut und die Strecke elektrifiziert wird, damit Reisezüge die Strecke mit 160 km/h und Güterzüge mit 120 km/h befahren können.“
Ähnlich wichtig wie für Touristen und Pendler ist der 49 Kilometer lange Abschnitt für den Güterverkehr im transeuropäischen Bahnnetz. Sie gehört zum „Transeuropäischen Vorrangkorridor Nordsee Baltikum“, dem die EU eine hohe Priorität zumisst. Bisher ist sie weitgehend eingleisig, entgegenkommende Züge müssen also warten. Überdies ist der Zustand so, dass Geschwindigkeiten über 50 Stundenkilometer nicht gefahren werden können. Neben dem zweiten Gleis rüstet die Bahn die Strecke mit dem neuen europäischen Steuerungs- und Signalsystem ETCS aus, neuen Oberleitungen, einem Umrichterwerk für den Strom und zwei neue Überholabschnitte.
Einzigartige Brücke über die Oder
Schon von Dezember 2022 an soll eine neue Regionalbahnlinie von Guben über Gubin nach Zielona Gora (Grünberg) in Betrieb gehen, so Woidke. Bislang gibt es im Regionalverkehr Züge von Berlin nach Stettin, von Frankfurt (Oder) über Rzepin (Reppen) nach Zielona Gora (Grünberg) sowie von Forst über Zagan nach Breslau. Auf der direkten Route Guben/Gubin–Zielona Gora fahren seit vielen Jahren nur Güterzüge, Personenzüge verkehrten dort zuletzt 2002.
„Deutschland und Polen rücken wieder ein Stück näher zusammen“, sagte Dietmar Woidke, Ministerpräsident von Brandenburg, zum Baubeginn der neuen Oderbrücke bei Küstrin-Kietz. Sie ersetzt die marode alte Oderbrücke von 1867, die nur Geschwindigkeiten von maximal 30 Km/h zuließ. Sie wird seit Herbst 2021 abgerissen.
An ihre Stelle tritt eine Art Hightech-Wunderwerk in vielerlei Beziehung. Denn die neue Brücke, deren Grundstein in Küstrin-Kiez gelegt wurde, ist eine weltweit sehr seltene Konstruktion. Die Tragseile der 260 Meter langen Netzwerkbogenbrücke sind aus Carbon (CFK) gefertigt. Das ist im Vergleich zu dem üblicherweise verwendeten Stahl deutlich elastischer und leichter. Netzwerk-Bogenbrücken geben der Konstruktion eine besondere Stabilität, sind allerdings aus verschiedenen technischen Gründen mit Stahlseilen kaum zu bauen. Aber CFK ist nicht nur der besser geeignete Werkstoff, es verbraucht bei der Herstellung weniger als halb so viel Energie, überdies sind die CO2-Emmissionen bei Stahlseilen drei Mal so hoch. Zudem ist es billiger und leichter zu verbauen. Im Ergebnis heißt das: Die neue Brücke kostet nur 65 Millionen Euro und wird schon nach einem Jahr Bauzeit einen weiteren Bogen zwischen Deutschland und Polen über die Oder schlagen.