Natur und Konflikte hängen zusammen
Klima, Biodiversität und Sicherheit können nur gemeinsam bewahrt werden, sagt WWF-Experte Florian Titze.
Die weltweite Umweltzerstörung hat auch Auswirkungen auf die Sicherheit. Wie diese aussehen und wie Deutschland sich international für den Erhalt der Biodiversität einsetzt, erklärt Florian Titze, Experte für internationale Biodiversitätspolitik beim World Wide Fund for Nature (WWF).
Wie hängen Umweltzerstörung und Sicherheit zusammen?
Die grundlegenden Leistungen, die die Natur erbringt, wie zum Beispiel sauberes Wasser und saubere Luft, sind für Milliarden Menschen existenziell wichtig. Aber da sich der Zustand der Ökosysteme verschlechtert, sind sie immer weniger in der Lage, diese Leistungen zu erbringen. Das führt die Menschen, die von ihnen abhängen, in eine sehr schwierige Situation. Sie müssen umziehen und das führt zu Reibungen und Problemen.
Der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise scheinen den Klimaschutz in den Hintergrund zu rücken.
Wenn ein Krieg ausbricht, ist natürlich immer eine sofortige Reaktion erforderlich. Menschen sind in Gefahr und wir müssen unser Bestes tun, um die Gewalt zu beenden. Die Herausforderung ist jedoch, dass es derzeit mehrere existenzielle Krisen gleichzeitig gibt: Wirtschaftskrisen, die Klimakrise, die Krise der Biodiversität. Wir müssen in der Lage sein, diese gleichzeitig anzugehen, ohne dabei das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Denn Klimawandel, Sicherheit, Natur und Konflikte hängen zusammen.
Was tut Deutschland, um die Biodiversität und die Natur weltweit zu schützen?
Im Dezember findet in Montréal die 15. Konferenz der Vertragsparteien des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (COP15) statt, Deutschland engagiert sich dabei sehr stark. Deutschland ist auch einer der größten Geber von Entwicklungshilfe, nicht nur für die Anpassung an den Klimawandel, sondern auch für die Bewältigung der Biodiversitätskrise. Doch das reicht bei weitem nicht aus, denn wir haben eine Finanzierungslücke von rund 700 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Wir brauchen mehr Ehrgeiz, mehr politische Priorität für das Thema und mehr Engagement auf hoher Ebene.
Was erhoffen Sie sich von der COP15 und auch von der laufenden Weltklimakonferenz?
Beide sind unglaublich wichtig und müssen zusammenarbeiten, denn es handelt sich um eine Doppelkrise. Bei beiden müssen wir die bestehenden Ziele hochhalten und sogar noch erhöhen. Bei der Weltklimakonferenz COP27 geht es bereits um die Umsetzung und die Finanzierung der Ziele. Bei der COP15 hingegen verhandeln wir über ein neues Abkommen. Es wird darum gehen, eine Einigung zu finden, die ehrgeizig genug ist und die durch eine entsprechende Finanzierung untermauert wird, damit wir sie tatsächlich sofort umsetzen können.