Der Zukunft eine Chance geben
Politik generationengerecht machen: Ein Gespräch mit Anna Braam, Vorsitzende der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen.
Frau Braam, Sie setzen sich für Generationengerechtigkeit ein. Was ist damit gemeint?
Die zukünftige Generation muss die gleichen Chancen haben, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, wie die heutige Generation. Dabei geht es um eine ausgeglichene Verteilung von Ressourcen wie beispielsweise einer intakten Umwelt, aber auch von Lasten und Pflichten, etwa hinsichtlich der Kosten der Energiewende.
Wie generationengerecht ist Deutschland?
Deutschland hat noch Nachholbedarf: Die Hälfte der Wahlberechtigten ist älter als 50 Jahre. Da besteht einfach die Gefahr, dass Politik eher für diese Gruppe gemacht wird. Ein Beispiel: Das Bundesverfassungsgericht hat erst vor kurzem geurteilt, dass die deutsche Klimapolitik zulasten der jüngeren und zukünftigen Generationen geht. Positiv ist aber, dass es immer mehr Beteiligungsformate gibt, die jüngere Menschen zu Wort kommen lassen – wichtig ist dann aber, ob ihre Forderungen auch Eingang in die Politik finden.
Wie kann Deutschland generationengerechter werden?
Man könnte beispielsweise das Wahlalter senken. Gut wären auch Quoten für politischen Nachwuchs in den Parteien und Parlamenten. Den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen könnte man mit dem Recht ausstatten, Gesetzesentwürfe zu blockieren, wenn sie nicht generationengerecht sind. Und in der Klimapolitik muss das 1,5-Grad-Ziel der Kompass sein. Der Kohleausstieg muss spätestens 2030 abgeschlossen sein, der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt werden.
Wie trägt die Stiftung zu Generationengerechtigkeit bei?
Vor allem informieren wir über Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Außerdem haben wir einen Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen. Dort haben wir erreicht, dass der Begriff der Generationengerechtigkeit auch im Pariser Klimaabkommen verankert worden ist.
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