Neue Perspektiven
Susanne Dähner vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung erklärt, warum das Landleben in Deutschland attraktiver wird.
Frau Dähner, in Ihrer Studie „Digital aufs Land“ zeigen Sie, wie das Landleben an Attraktivität gewinnt und Menschen aus der Stadt anlockt. Welche Chancen werden im Landleben gesehen?
Nachdem in Deutschland in den vergangenen Jahren viele, gerade auch jüngere Menschen aus den ländlichen Regionen in die Städte gezogen sind, deutet sich nun eine Trendwende an. Die Städte sind nicht nur voller, sondern auch teurer geworden. Wer zum Beispiel eine Familie gründen will, findet auf dem Land kostengünstigeren Wohnraum im Grünen. Auch die Digitalisierung ist ein Umzugshelfer: Die Corona-Pandemie hat der Arbeit im Homeoffice einen Schub gegeben und die in Deutschland zuvor sehr starke Präsenzkultur in den Firmen aufgelockert. Dafür ist natürlich auch auf dem Land eine gute Internetverbindung entscheidend.
Kann die Lust aufs Land ein langfristiger Trend werden?
Wir sehen jedenfalls, dass das Landleben grundsätzlich anders bewertet wird. Galt es vor ein paar Jahren noch vielen als altbacken und konservativ, ist es heute für einige der neue coole Ort. Gerade wer Gestaltungsmöglichkeiten sucht, findet Freiräume und Platz auf dem Land, zum Beispiel in Coworking Spaces oder auch in gemeinschaftlichen Wohnprojekten.
In Ihrer Studie haben Sie zahlreiche konkrete Projekte untersucht. Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Wir haben uns digital gestützte neue Arbeitsorte, Startups, Kreativorte und gemeinschaftliche Wohnprojekte angeschaut. Besonders interessant fanden wir, dass viele Projekte nicht von zugezogenen Städtern initiiert wurden, sondern direkt aus der Dorfgemeinschaft kamen. In Schleswig-Holstein hat zum Beispiel eine Familie den von ihr bewirtschafteten Bauernhof ausgebaut. Neben der klassischen Landwirtschaft gibt es unter anderem eine Gemeinschafts- und Eventküche, eine Schmiede, einen Bauernhof-Kindergarten und seit 2020 auch einen Coworking Space. Das Projekt heimatBEWEGEN in Ballenstedt in Sachsen-Anhalt bereichert das Kleinstadtleben mit Kunst- und Kulturfestivals, Theaterworkshops für Kinder oder Ideen zu neuen digitalen Bildungsangeboten in Schiffscontainern. Die Initiatorinnen des Projekts stammen aus Ballenstedt und sind in ihren Heimatort zurückgekehrt. Das Beispiel ist auch deshalb so schön, weil es Ideen aus der Stadt und aus der Dorfgemeinschaft verbindet. Das sind gute Voraussetzungen, um das Landleben nachhaltig attraktiv zu gestalten.
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