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Gesunde, grüne Städte

Welche Lösungen bieten Städte bei globalen Umweltfragen? Antworten von Nachhaltigkeitsmanager Sebastian Backhaus.

Kim Berg, 28.05.2021
 Sebastian Backhaus gestaltet die Stadt Freiburg nachhaltig.
Sebastian Backhaus gestaltet die Stadt Freiburg nachhaltig. © Sebastian Doerken

Seit Ende 2020 leitet Sebastian Backhaus die Stabsstelle Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt Freiburg. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt ihn aber schon viel länger. Zehn Jahre lang arbeitet er als Kommunikationsberater für Nachhaltigkeitsfragen in Berlin. Uns verrät er, wie eine grüne Stadt aussehen sollte.

Herr Backhaus, an welchen Stellen muss ein nachhaltiges Stadtplanungskonzept ansetzen?
Eine grüne Stadtplanung beginnt bei der Stadtstruktur und der Verteilung von Bau- und Grünflächen. Es sollten zum Beispiel ausreichende und gut nutzbare Grün- und Freiflächen, klimaangepasste Gebäude und Plätze eingeplant werden. Außerdem sollten Stadtplaner den öffentlichen Nahverkehr sowie die Planung von Fuß- und Radwegen fördern.

Ein in letzter Zeit viel diskutierter Ansatz ist die Mehrfachnutzung von Flächen. Im Fokus steht dabei die sogenannte „graue Infrastruktur“, also Straßen, Plätze, Parkplätze und Gebäude, die grüner gestaltet werden sollen.

Wir müssen Städte insgesamt grüner gestalten.
Sebastian Backhaus

Wie können Städte den Herausforderungen des Klimawandels begegnen?
Es ist wichtig bei der Stadtplanung sogenannte Durchlüftungsachsen freizuhalten, um der zunehmenden Hitzebelastung durch die Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken. Außerdem müssen wir Städte insgesamt grüner gestalten – mehr Freiflächen in Grünflächen verwandeln, mehr Plätze und Straßen durch die Schatten von Bäumen vor der Hitze schützen und Dach- und Fassadenbegrünung fördern. Auch die „blaue Infrastruktur“ spielt eine wichtige Rolle. Die Öffnung von Flüssen in der Stadt kann die Hitzebelastung weiter reduzieren.

Welche Rolle spielen Städte beim Schutz der Artenvielfalt?
Eine ganz wesentliche Rolle, da viele seltene und gefährdete Arten und Lebensräume in Städten beziehungsweise um Städte herum vorkommen und gleichzeitig das Bevölkerungswachstum in vielen Städten anhält. Um die Biodiversität zu schützen, müssen Flächen mit einem hohen Artenreichtum vor Bebauung geschützt werden.

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Welche Konzepte gibt es in Deutschland, um die Artenvielfalt in Städten zu fördern?
In Freiburg gibt es zum Beispiel den Biodiversitätscheck. Die Stadt hat systematisch ihre gesamte besiedelte Fläche im Hinblick auf die lokale urbane Biodiversität untersuchen lassen. Dieser Biodiversitätscheck entwickelt planerische Empfehlungen für verschiedene Bereiche, wie zum Beispiel eine verbesserte Grünflächenpflege oder Begrünungsmaßnahmen an Gebäuden.

Zusätzlich entwickeln die Kommunen artenreiche Wildblumenwiesen, pflanzen heimische Sträucher oder verzichten auf Pestizide und setzen sich so für mehr biologische Vielfalt auf öffentlichen Flächen ein.

Wie sieht für Sie die ideale Stadt aus?
Resilient, barrierefrei, naturverbunden, sozial, engagiert, kulturell, vielfältig, umweltfreundlich, gerecht, klimaneutral, bunt, gesund, offen, inklusiv, gestaltend, digital, empathisch, kommunikativ, sicher, flexibel, kooperativ, tolerant, familienfreundlich, divers, integrativ, friedlich, sportlich und innovativ. Die Liste ist im Grunde unendlich.

Die ideale Stadt bleibt vermutlich vorerst eine Utopie, insbesondere global gesehen. Aber es liegt an uns allen daran zu arbeiten, dass wir uns auf den Weg machen – mit Begeisterung und bei all den auftretenden Widerständen manchmal eben auch mit einer dicken Haut.

 


Sebastian Backhaus ist Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt Freiburg, eine der umweltfreundlichsten Städte in Europa. Die Stadt im Südwesten Deutschlands hat eine grüne Agenda, deren Ursprung schon in den 1970er-Jahren liegt.  Die Beantwortung der Fragen entstand in Zusammenarbeit mit Markus Liesen (Abteilungsleiter Stadtplanungsamt) und Harald Schaich (Stellv. Amtsleiter Umweltschutzamt/Abteilungsleiter Naturschutz) aus Freiburg.

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