Neue Chancen für indische Fachkräfte
Deutschland will die Beziehungen zu Indien ausbauen. Dazu gehören auch Visaerleichterungen für Inderinnen und Inder, die in Deutschland arbeiten möchten.
Sie sind jung, gut ausgebildet – und in Deutschland vor allem im IT-Bereich sehr gefragt: Fachkräfte aus Indien. Viele von ihnen könnten sich vorstellen, in Deutschland zu arbeiten – doch ein Visum für die Bundesrepublik zu erhalten, war in der Vergangenheit häufig mühsam und langwierig.
Strategische Partnerschaft auf einer neuen Ebene
Die Bundesregierung möchte das nun ändern und indischen Fachkräften den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern. Im Oktober 2024 haben das Bundeskabinett, also Bundeskanzler Olaf Scholz und die 16 Bundesministerinnen und Bundesminister, eine „Fachkräftestrategie Indien“ sowie die Handreichung „Fokus auf Indien“, beschlossen. Mit mehr als 30 Maßnahmen vor allem zum Abbau bürokratischer Hürden etwa bei der Visavergabe soll der Weg für Inderinnen und Inder nach Deutschland vereinfacht werden, etwa durch eine komplette Digitalisierung des Visa-Antragsverfahrens bis Ende 2024. Deutschkurse und Jobmessen in Indien sollen auf den Start in Deutschland vorbereiten; die Bundesagentur für Arbeit will zudem indische Studierende, die sich bereits in Deutschland aufhalten, gezielt beraten.
Bedeutung Indiens für Deutschland
Die Handreichung des Auswärtigen Amts unterstreicht die Bedeutung Indiens für Deutschland und zeigt die Ausgestaltung der bilateralen Beziehungen zu Indien. Schwerpunkte liegen auf der Zusammenarbeit im Bereich Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, Klima- und Umweltschutz, Ausbau der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, Vertiefung der Forschungs- und Wissenschaftskooperation sowie der Fachkräftegewinnung. Das Papier betont ebenso die Bedeutung des Austauschs zu grundlegenden Werten und elementaren Freiheitsrechten, etwa im Rahmen des Menschenrechtsdialogs der Europäischen Union mit Indien.
Mit der Umsetzung beschäftigen sich auch die deutsch-indischen Regierungskonsultationen. Seit dem Jahr 2000 besteht eine Strategische Partnerschaft zwischen Deutschland und zu Indien – die Bundesregierung möchte sie nun auf eine neue Ebene heben und zu einer stärkeren Wahrnehmung Indiens ermutigen.
Zukunftsland und Partner Indien
Indien ist ein Land der Zukunft. Es ist nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Welt – 2023 löste es China ab – sondern auch die am stärksten wachsende Volkswirtschaft aller G20 Staaten. Als fünftgrößte Volkwirtschaft der Welt nimmt Indien eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 ein, den globalen Anstrengungen zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt. Für Deutschland spielt Indien noch aus einem anderen Grund die Rolle des „Schlüsselpartners“ im Indopazifik: Das Land ist ein stabiler und verlässlicher Partner Deutschlands in einer zunehmend von Spannungen gezeichneten Region, in der die Prinzipien der UN-Charta unter Druck geraten sind.
Auch als Herkunftsland gut ausgebildeter Fachkräfte spielt Indien für Deutschland eine zentrale Rolle. Während der demografische Wandel in Deutschland zu einem großen Mangel an gut ausgebildeten Expertinnen und Experten im Bereich Medizin, Ingenieurwesen, Elektrotechnik oder IT, aber auch in der Pflege und im Handwerk führt, ist die indische Bevölkerung jung und gut ausgebildet und bei 1,45 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern und geburtenstarken Jahrgängen kann der Arbeitsmarkt kaum alle Arbeitssuchenden aufnehmen. Vereinfachte Visavergabe und gezielte Anwerbung könnten also eine Win-win-Situation für beide Länder sein und eine Antwort auf den Fachkräftemangel in Deutschland, der zu einer Bremse für Wachstum und Fortschritt zu werden droht.
Im Februar 2024 waren laut einer Übersicht des Arbeitsministeriums 137.000 Inderinnen und Inder auf dem deutschen Arbeitsmarkt sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Junge Menschen aus Indien sind häufig gut ausgebildet und haben einen akademischen Abschluss: 16 Prozent arbeiten in Deutschland auf Spezialisten-, 37 Prozent auf Expertenniveau. Beschäftigt sind sie vorwiegend im Dienstleistungssektor, speziell in Information und Kommunikation.
Gemeinsame Anstrengungen bei Entwicklung, Klima- und Umweltschutz
Ende Oktober reist Bundeskanzler Olaf Scholz mit einer Wirtschaftsdelegation, der unter anderem Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck und Arbeitsminister Hubertus Heil angehören, zu Regierungskonsultationen nach Indien. Scholz besucht auch die Fregatte „Baden-Württemberg“ und den Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ besuchen, die sich im Rahmen des „Indo-Pacific Deployment“-Projekts als Teil der Verteidigungsdiplomatie der Bundeswehr in Indien befinden. Indien ist auch in militärischer Hinsicht ein zunehmend wichtiger Partner Deutschlands.
In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi richtet das Wirtschaftsministerium gemeinsam mit deutschen Wirtschaftsvertretern eine Asien-Pazifik-Konferenz aus. Die Region ist für deutsche Unternehmen nach Angaben des Ministeriums der wichtigste außereuropäische Handelspartner.