Sind Exportüberschüsse gut oder schlecht?
Deutschland ist exportstark, konsumiert aber wenig aus dem Ausland. Die Folge: Exportüberschüsse. Das sind die Vor- und Nachteile.
Deutschland ist stolz auf seinen starken Export. Er zeugt von einer hohen Qualität der Produkte, einer hohen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und sichert Arbeitsplätze, Wachstum und Wohlstand. Allerdings exportiert Deutschland seit Jahren mehr, als es importiert. Das führt zu Exportüberschüssen, die international häufig kritisiert werden – zum Beispiel von den USA.
Wie hoch ist Deutschlands Export?
Deutschland hat 2022 Waren im Wert von 1.577 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 1.495 Milliarden Euro importiert. Das ergibt einen Exportüberschuss von fast 82 Milliarden Euro. Einer der wichtigsten Handelspartner 2022 waren die USA. Dorthin verkaufte Deutschland Güter im Wert von 155,9 Milliarden Euro, kaufte aber nur für 91,5 Milliarden Euro Waren aus den USA. Allein mit den USA erwirtschaftete Deutschland also einen Exportüberschuss von über 64 Milliarden Euro.
Was sind die Ursachen für den Handelsüberschuss?
Der hohe Exportüberschuss hat mehrere Ursachen. Im Fall der USA hat das starke Wachstum der Wirtschaft kurzfristig dazu beigetragen, dass die inländische Nachfrage in den USA nach Exportgütern höher war als die ausländische Nachfrage nach US-Produkten. Dazu muss man auch wissen, dass viele in Deutschland als typisch amerikanisch wahrgenommene Produkte wie Jeans, Softdrinks, Smartphones oder auch Autos häufig gar nicht in den USA hergestellt werden und somit auch nicht in die Handelsbilanz einfließen. Darüber hinaus beeinflussten zwei Faktoren den deutschen Exportüberschuss stark: Erstens der vergleichsweise schwache Euro, der den Export begünstigt, zweitens die gesunkenen Rohstoffpreise, die Importe für Deutschland verbilligen.
Ist die Kritik am deutschen Exportüberschuss berechtigt?
Ja und nein. Die Bundesregierung hat weder Einfluss auf den Euro-Wechselkurs noch auf die Rohstoffpreise. Ökonomen raten aber, Anreize zur Steigerung der privaten und öffentlichen Investitionen zu setzen sowie die Binnennachfrage durch Steuerentlastungen anzukurbeln. Das würde den Anteil der Importe steigern und den Exportüberschuss senken. Denn langfristig führt dieser zu einer Abhängigkeit von der weltweiten Konjunktur, zur Instabilität des internationalen Finanzsystems – und zu Protektionismus anderer Länder.