„Mein absoluter Traumberuf“
Vier Migranten erzählen, wie sie im Handwerk in Deutschland ihre Zukunft fanden.
Hedayatullah Mohammadi (30) aus Afghanistan ist Schuhmachermeister in Frankfurt am Main.
„Früher dachte ich, dass ich einmal Architekt oder Mediziner werde. Jetzt bin ich beides: Als Schuhmachermeister heile ich Schuhe von ihren Verletzungen. Außerdem ist mein Handwerk für mich eine baumeisterliche Leistung. Ich glaube, der liebe Gott hat jedem ein Talent gegeben: Den einen hat er eine sehr schöne Stimme geschenkt, andere können sehr gut tanzen, bei mir ist es das Schuhmachen. Ich habe also meinen absoluten Traumberuf gefunden. Auch, wenn es ein weiter Weg war: Mit 17 floh ich aus Afghanistan, weil ich mich dort nicht mehr sicher fühlte. Erst ein Jahr später kam ich in Deutschland an. Hier traf ich auf Menschen, die mich über all die nächsten Stationen begleiteten: den Hauptschulabschluss, das Deutschlernen, die Lehre und schließlich die Meisterprüfung. Dass ich vor kurzem meinen Bruder zum Schuhmacher ausbilden konnte, macht mich sehr glücklich.“
Diaa Almoussa (29) aus Syrien ist Friseur in Gießen.
„Ich finde, man muss jede Chance ergreifen, die sich bietet. Meine Chance – das war die Ausbildung bei der Friseurakademie Süßel in Gießen. Im August 2015 kam ich aus Syrien nach Deutschland. In der Friseurakademie konnte ich gleich ein Praktikum beginnen und habe gleichzeitig einen Sprachkurs besucht. Ein Jahr später bekam ich einen Ausbildungsplatz. Dass ich Friseur wurde, hat eine Vorgeschichte: Schon mein Jurastudium in Damaskus hatte ich mit Haareschneiden finanziert. Weil ich zum Militär eingezogen werden sollte, verließ ich mein Heimatland – es war nicht mein Krieg, ich wollte niemanden töten. Die Flucht war lang und schwer. In Deutschland angekommen, war ich froh, eine richtige Ausbildung machen zu können. Vor einem Jahr habe ich die Gesellenprüfung abgelegt, mein nächstes Ziel ist die Meisterausbildung. Die größte Hürde: die Sprache. Zum Glück habe ich mich von Anfang an darum gekümmert, möglichst gut Deutsch zu lernen. Geholfen hat sicher auch, dass man als Friseur sehr viel mit Menschen spricht und ihnen zuhört. Mein Tipp an alle, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich damals: schnell die Sprache lernen. Und: offen sein für alles, was sich bietet.“
Mohamad Hamzaalemam (25) aus Syrien ist Bäckereifachverkäufer in Eberswalde. Naser Yusofzai (27) aus Afghanistan arbeitet im gleichen Geschäft als Geselle.
Mohamad Hamzaalemam: „Ich habe hier in der Bäckerei Wiese in Eberswalde als Aushilfe angefangen, doch bald schlug Herr Wiese mir vor, eine Ausbildung zu machen. Erst dachte ich, mein Deutsch sei zu schlecht, vor allem für den Umgang mit Kunden. Aber es hat super geklappt, auch dank der Unterstützung des Chefs, der immer an meiner Seite war. Ich habe Nachhilfe bekommen und auch mal einen freien Tag, um für eine Prüfung zu lernen. Seit Juli 2021 bin ich Bäckereifachverkäufer. Es ist ein sehr gutes Gefühl, das geschafft und eine Perspektive zu haben. Mein Lieblingsgebäck aus unserem Angebot? Es schmeckt alles gut. Aber wenn ich mich entscheiden muss: Walnussbrot und Bienenstich.“
Naser Yusofzai: „Das Schönste an meiner Arbeit ist, dass man mit eigenen Händen etwas schafft. Ich mag es, Teig herzustellen, zu backen. Seit Anfang 2021 ist das mein Beruf, damals habe ich die Gesellenprüfung bestanden. Ich bin stolz auf das, was mir hier gelungen ist – neben der Ausbildung habe ich ja auch noch Deutsch gelernt. Jetzt will ich meine Sprachkenntnisse weiter verbessern und Bäckermeister werden.“
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