Papier aus Resten der Palmölproduktion
Wie ein deutscher Unternehmer in Thailand aus den Abfällen der Palmölproduktion einen wertvollen Rohstoff macht.
Einem thailändischen Unternehmen ist es mit deutscher Unterstützung gelungen, aus Abfällen der Palmölproduktion einen Rohstoff für die Papierproduktion herzustellen. Bislang wurden viele Millionen Tonnen der leeren Fruchthüllen nach der Ernte weggeworfen. Jetzt wird daraus so genannter Papierpulp hergestellt, getrocknet und in Stücke geschnitten an Papierfirmen geliefert. Diese vermischen die Rohmasse wiederum mit Wasser und anderen Fasern und können so die verschiedensten Papiere herstellen. Das ist nachhaltiger und billiger als Pulp aus Holzfasern. Und da von der Ölpalme das ganze Jahr über geerntet wird, ist auch stets genug Rohstoff vorhanden.
Hinter der Entwicklung steckt ein engagierter und innovativer deutscher Unternehmer: Markus Graf Matuschka von Greiffenclau. Er hatte in einem Zeitungsartikel gelesen, dass in Asien 90 Prozent der für die Papierherstellung benötigten Holzfasern importiert werden, und kam bei der Suche nach alternativen Rohstoffen schnell auf die Ölpalme. Denn Papierpulp lässt sich theoretisch aus allen Fasern herstellen. Früher wurden vor allem Baumwoll- und Hanfreste verwendet, seit 150 Jahren sind Holzfasern Standard. Im Jahr 2009 begann Matuschka, daran zu arbeiten, Papierpulp aus Palmölabfällen herzustellen. Im Februar 2021 wurde die erste Fabrik mit seiner Beteiligung in Chonburi in Thailand eröffnet. Jetzt träumt er davon, dass eines Tages neben jeder Palmölplantage in Thailand und anderen Ländern eine Fabrik steht, die die Fruchtabfälle zu Papierpulp verarbeitet. Im Juli 2022 fliegt er wieder nach Thailand, um den Bau weiterer Fabriken voranzutreiben.
Unternehmertum und Erfindergeist wurden Markus Graf Matuschka von Greiffenclau nicht in die Wiege gelegt. Er entstammt einer großen europäischen Adelsfamilie. Seine Mutter war Lehrerin, sein Vater Journalist. Er studierte Weinbau im Rheingau und Betriebswirtschaftslehre in Köln, bevor er seine ersten Gehversuche als Unternehmer machte, sich zunächst im Fischhandel versuchte und später eine Softwarefirma in Sacramento betrieb. Beides ist Vergangenheit.
Heute reizt ihn am meisten, etwas Neues aufzubauen. Und so startete er etwa zeitgleich zu dem Papier-Experiment ein weiteres gewagtes Unterfangen. Er wollte eine Alternative zu Antibiotika entwickeln, weil er bei einer schweren Krankheit seiner Mutter festgestellt hatte, dass diese entweder nicht wirkten oder schwere Nebenwirkungen mit sich brachten. Also machte er sich mit der Materie vertraut und gründete 2009 mit Forschern das Biotech-Unternehmen Lysando.
Produkte für asiatische Märkte
Das neuartige Produkt von Lysando heißt Artilysine, ein Kunstwort aus „arte“ für Kunst und „lysis“ für Auflösung und bezeichnet eine bestimmte Methode, um Bakterien zu töten. Verwendet werden Designerproteine, die die Zellwand der Bakterien von innen her aufschneiden, so dass diese innerhalb von Sekunden platzen. Weil es so schnell geht, ist die Gefahr, dass sich Resistenzen wie bei Antibiotika entwickeln, gering. Die verwendeten Designerproteine können auf den jeweiligen Bakterienstamm angepasst werden, der bekämpft werden soll. So werden das Immunsystem und die natürliche Bakterienvielfalt im Körper geschont. In Südkorea und Thailand hat Matuschka bereits ein Wundspray auf der Basis von Artilysinen auf den Markt gebracht.
Große Sympathie für Asien
Matuschka geht es nicht um das schnelle Geld. Ihm geht es eher darum, Alternativen zu gängigen Lösungen zu finden, die auf Dauer nicht erfolgreich sein werden. Asien hat er dabei besonders im Blick, weil ihm die Freiheit der Märkte und die Mentalität der Menschen liegen. „Ich fühle mich dort wohl, ich mag die Menschen“, sagt er über seine asiatischen Geschäftspartner. Sie würden die gleichen Werte teilen, zu ihrem Wort stehen und nicht nur fürs Geld arbeiten.