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Sieg über die Demenz?

Deutschland setzt auf sprunghafte Innovationen. Wir stellen vier praxisnahe Ideen vor. Teil 4: Wirkstoff gegen Alzheimer.

Klaus Lüber, 13.01.2022
Dieter Willbold und eine Produktionsanlage
Dieter Willbold und eine Produktionsanlage © Forschungszentrum Jülich / Ralf-Uwe Limbach

Mit dem Älterwerden beginnt bei manchen Menschen ein unheimlicher Prozess. Bestimmte Proteine im Gehirn verklumpen und schädigen durch ihre Ablagerungen die Funktionsweise der Neuronen. Die Betroffenen merken lange nichts, doch irgendwann häufen sich Gedächtnisausfälle. Dann ist die sogenannte Alzheimersche Demenz schon nicht mehr zu stoppen, das Erinnerungs- und Orientierungsvermögen verschlechtert sich immer weiter, schließlich sind die Patienten pflegebedürftig. Ein wirksames Medikament gibt es bisher nicht.

Der Biologe Dieter Willbold glaubt zu wissen, wo das Problem liegt. Der Verklumpungsvorgang zu Beginn der Erkrankung werde noch nicht richtig verstanden. Entgegen der vorherrschenden Meinung, die sogenannten Abeta-Proteine, mit deren Fehlverhalten die Krankheit beginnt, würden sich durch einen verlangsamten Abbauprozess im Gehirn ansammeln, ist sich Willbold sicher: Die verklumpten Proteine vervielfältigen sich – wie Viren oder Bakterien. Wer mit Medikamenten die Produktion von Abeta hemmen wolle – danach wird aktuell geforscht – liege falsch. Ziel müsse es sein, die toxischen Knäuel aktiv am Zusammenballen zu hindern.

Ähnlich wie gegen Bakterien und Viren

Daran arbeitet Willbold, Professor für physikalische Biologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und Direktor des Instituts für Strukturbiochemie im Forschungszentrum Jülich, seit über 20 Jahren. Die Idee: Ein Wirkstoff stabilisiert die Abeta-Proteine und ist in der Lage, Verklumpungen wieder aufzulösen, bevor sie beginnen können, sich selbst als sogenannten Prionen massenhaft zu vermehren. „So geht man eigentlich gegen ein sich selbst replizierendes krankheitsauslösendes Agens vor, man versucht es zu töten oder zu zerstören. Das machen wir mit Bakterien und mit Viren. Und so müssen wir das auch mit Prionen machen“, sagt Willbold im Podcast der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND).

Im Reagenzglas und in Tierversuchen funktioniert das bereits sehr gut, auch eine Klinische Phase I-Studie an gesunden Probanden, in der es um Sicherheit und Verträglichkeit des Wirkstoffs geht, wurden Anfang 2019 erfolgreich abgeschlossen. Mit Unterstützung von SPRIND bereitet Willbold mit seiner 2017 gegründeten Firma Priavoid gerade eine Phase II Studie vor, die die Wirksamkeit bei Alzheimer-Patienten zeigen soll und Anfang 2023 beginnen soll.

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