Gemeinsam forschen
Polen und Deutschland arbeiten in der Forschung in vielen Bereichen eng zusammen. Eine Auswahl bilateraler Institutionen und Projekte.
Es gibt es eine ganze Reihe von Forschungsprojekten, an denen deutsche und polnische Forscher beteiligt sind. Diese Kooperationen basieren auf einem Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ) vom November 1989. Vor allem nach dem EU-Beitritt Polens 2004 hat sich diese Zusammenarbeit im europäischen Rahmen weiter intensiviert.
Auf deutscher Seite ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) federführend, auf polnischer Seite ist es das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulwesen (Ministerstwo Nauki i Szkolnictwa). Beide Ministerien treffen sich alle zwei Jahre abwechselnd in Polen und in Deutschland und entscheiden über die Inhalte und Schwerpunkte der Zusammenarbeit. Außerdem treffen sich Vertreter beider Länder regelmäßig zu Regierungskonsultationen in Berlin und Warschau.
Internationale Umweltmesse in Posen
Wichtige Forschungsschwerpunkte sind Nachhaltigkeit: Klimawandel, erneuerbare Energien und umweltverträgliche Technologien. Von großer Bedeutung ist hier die internationale Umweltmesse „POL-ECO-SYSTEM“, die jedes Jahr im polnischen Posen ausgerichtet wird.
Auch das BMBF hat dort seit 2005 einen Stand; 2018 unter dem Motto “Deutsche Netzwerke für die Umwelt – Innovative Projekte für die Zukunft”. Deutsche Forschungseinrichtungen und Unternehmen knüpfen auf der Messe Kontakte zu möglichen Kooperationspartnern aus der polnischen Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft für gemeinsame bilaterale und europäische Projekte.
Technologietransfer und digitale Innovation
Im Januar 2018 beschlossen beide Forschungsministerien ein gemeinsames Förderprogramm für Technologietransfer in kleinen und mittleren Unternehmen. Schwerpunkt ist Medizintechnik.
Auch der Koalitionsvertrag der Bundesregierung hebt die deutsch-polnische Partnerschaft hervor. Geplant ist ein gemeinsames Zentrum für digitale Innovationen in der Systemforschung. Als Standort ist Görlitz im Gespräch, doch die Umsetzung des Vorhabens steht noch aus.
Mehr als 1.500 deutsch-polnische Hochschulkooperationen
Spricht man von Forschungskooperationen, sind es vor allem die Hochschulen, die in kleinen und großen Forschungsprojekten länderübergreifend zusammenarbeiten. Derzeit gibt es zwischen deutschen und polnischen Hochschulen mehr als 1.500 Kooperationen. Viele bestehen schon seit vielen Jahren.
Aktuelles Beispiel ist eine Zusammenarbeit der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mit der Universität Warschau. Ausgehend von einem Workshop im Oktober 2018 entwickelte sich die Forschungskooperation „Vergangenheitspolitik: ein deutsch-polnischer Dialog“ zwischen dem juristischen Fachbereichen beider Universitäten.
Ebenfalls 2018 fand die „2nd Polish-German Bridge Conference“ an der Technischen Universität Chemnitz statt, eine deutsch-polnische Konferenz mit Partnern der Politechnika Wrocławska (TU Breslau) und der Politechnika Opolska (TU Opole). Unter dem Motto „Industrie trifft Wissenschaft“ dient die Veranstaltung als Plattform für Partnerschaften und europäische Projekte.
Wissenschaftlichen und kulturellen Austausch vorantreiben
Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) engagiert sich sehr für die deutsch-polnische Forschungskooperation. Sie arbeitet eng mit Partnerorganisationen in Polen zusammen, vor allem mit dem Nation Science Centre (NCN), der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) und der Stiftung für die Polnische Wirtschaft (FNP). Gemeinsam mit der FNP vergibt sie alle zwei Jahre den Copernicus-Preis jeweils an einen deutschen und einen polnischen Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin für Verdienste um die bilaterale Kooperation.
Polnische Kultur, Geschichte, Politik und Gesellschaft stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten des Deutschen Polen-Instituts. Das Forschungszentrum in Darmstadt fördert in Publikationen, Veranstaltungen und politischen Foren die Verständigung zwischen beiden Ländern. Auch Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Kinoabende gehören zum Programm.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung (DPWS) in Frankfurt an der Oder, getragen vom Bund und dem Land Brandenburg. Sie ist eine Förderquelle für bilaterale wissenschaftliche Projekte von Studierenden und Forschenden. Der Bund stellte dafür ein Stiftungskapital in Höhe von 50 Millionen Euro bereit, Polen hat Zustiftungen in Höhe von 10 Millionen Euro geleistet.
Und schließlich ist Polen seit 2005 in Deutschland durch das Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften vertreten, sowie umgekehrt Deutschland in Polen mit diversen Forschungseinrichtungen.
Neu gegründet etwa wurde im September 2018 das „Fraunhofer Project Center for Advanced Lightweight Technologies“ (AlighT) in Oppeln, das hybride Leichtbaukomponenenten entwickeln soll. An Innovationen dieser Art ist vor allem die Wirtschaft interessiert. Auch in diesem Bereich soll sich der Austausch zwischen Deutschland und Polen intensivieren.