Starke Partner in der Wissenschaft
Ein Themenjahr und eine gemeinsame Roadmap verleihen dem deutsch-russischen Austausch in Bildung und Forschung neuen Schwung.
Die deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen stehen auf einem festen Fundament. Auf diesem baut auch das bilaterale Themenjahr zur Hochschulkooperation auf, das das Auswärtige Amt für 2018 bis 2020 anlässlich des Antrittsbesuchs von Außenminister Heiko Maas in Russland ankündigte. Zuletzt fand 2011/2012 das „Deutsch-Russische Jahr der Bildung, Wissenschaft und Innovation“ statt – mit mehr als 200 Veranstaltungen zu Themen wie optischen Technologien, Meeres- und Polarforschung, aber auch zu Informations- und Kommunikationstechnologien sowie biologischer Forschung.
Eine deutsch-russische Roadmap
Das neue Themenjahr ist nicht die einzige aktuelle Initiative. Michael Dobis, Leiter des Wissenschaftsreferats der Deutschen Botschaft in Moskau, kündigte auf dem Symposium „Lebenswissenschaften als eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“ im Frühjahr 2018 in Moskau eine deutsch-russische Roadmap an. Diese werde derzeit zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Russischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft verhandelt und solle im Sommer unterzeichnet werden. Die Roadmap beschreibt den neuen strategischen Rahmen für die bilaterale Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation für die kommenden zehn Jahre. Und sie bringt die verschiedenen Akteure enger zusammen: Ministerien, Forschungsorganisationen, Akademien, Universitäten, Forschungsförderer und Wirtschaftsvereinigungen beider Staaten.
Dass die Wissenschaftskooperation in einigen Disziplinen schon heute sehr gut funktioniert, zeigt sich zum Beispiel in der Bioökonomie. Auf diesem Gebiet fördert das BMBF Projekte internationaler Partnerschaften in Forschung und Entwicklung. In einem bilateralen Modul mit dem russischen Wissenschaftsministerium wurden nicht weniger als acht russisch-deutsche Projekte ausgewählt, wie Botschaftsvertreter Dobis auf dem Moskauer Symposium hervorhob.
Reform der russischen Hochschullandschaft
In Zukunft könnte das Interesse russischer Forschungseinrichtungen an Kooperationen mit deutschen Partnern weiter zunehmen. Der Grund: Die Hochschul- und Wissenschaftslandschaft Russlands wird derzeit rasant umgestaltet. Präsident Wladimir Putin hatte angekündigt, die wissenschaftliche Entwicklung von Universitäten in den kommenden Jahren zu einer nationalen Priorität zu machen. Nun hat er Taten folgen lassen und im April 2018 die Finanzierung russischer Forschungseinrichtungen bis Ende des Jahres nochmals deutlich erhöht. So sollen die Restmittel in Höhe von 522 Millionen Euro aus dem knapp drei Milliarden Euro schweren Förderprogramm für Wissenschaft und Technologie 2014-2020 um 261 Millionen Euro auf 783 Millionen Euro aufgestockt werden.
Weil sich die Hochschulen und die Russische Akademie der Wissenschaften stärker als bislang internationalisieren müssen, könnte das Geld auch in die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern fließen. „Ich finde es sehr begrüßenswert, dass die Finanzierung der russischen Hochschulen weiter steigen soll“, sagt Tobias Stüdemann, Leiter des Verbindungsbüros der Freien Universität (FU) Berlin in Moskau. Ob diese Gelder auch für internationale Projekte ausgegeben werden können, werde sich zeigen. „Das anstehende deutsch-russische Themenjahr zu Hochschulkooperation und Wissenschaft wäre ein guter Anlass.“