Deutsch-afrikanische Verbindungen
Im Jahr 1963 wurde die erste Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer afrikanischen Stadt geschlossen. Wie es dazu kam und wie es danach weiterging.
Eckernförde und Tanga machen den Anfang
Die älteste deutsch-afrikanische Städtepartnerschaft wurde am 27. September 1963 zwischen Eckernförde in Schleswig-Holstein und Tanga in Tansania geschlossen. Die beiden Städte haben eine Gemeinsamkeit, die auch der Ausgangspunkt für die Partnerschaft gewesen sein soll: Sie sind Hafenstädte. Nur, dass die 20.000-Einwohner-Stadt Eckernförde an der Ostsee liegt und das um etwa 200.000 Einwohner größere Tanga am Indischen Ozean.
Seltene Partnerschaften
Deutsche Kommunen haben mehr als 5.000 offizielle Partnerstädte auf der ganzen Welt. Werden auch Freundschaften oder Projektpartnerschaften mitgezählt, gibt es fast 6.700 Verbindungen. Die Zahlen beziehen sich auf eine Datenbank des Rats der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), die Eintragung dort ist freiwillig und vermutlich nicht vollständig. Die meisten deutschen Partnerstädte liegen demnach in Europa. Nur etwa 1,5 Prozent machen Verbindungen zu Kommunen auf dem afrikanischen Kontinent aus: 63 sind es insgesamt.
Burkina Faso hat die meisten deutschen Partner
Die meisten, nämlich zehn, deutsche Partnerkommunen in Subsahara-Afrika hat Burkina Faso, wo Anfang 2022 das Militär putschte. In Ruanda haben fünf Kommunen deutsche Partner, alle liegen in Rheinland-Pfalz. Der Grund: Seit 40 Jahren existiert eine Regionalpartnerschaft zwischen dem Bundesland und dem ostafrikanischen Staat.
Befreundete Hauptstädte
Partner der deutschen Hauptstadt Berlin in Afrika ist seit dem Jahr 2000 Windhoek, die Hauptstadt Namibias. „Die Partnerschaft Berlins mit Windhoek steht vor dem Hintergrund der besonderen Verantwortung Deutschlands mit Blick auf die deutsche Kolonialherrschaft in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika auf dem Gebiet der heutigen Republik Namibia“, sagt die Berliner Senatskanzlei. Vor allem im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels oder die Schaffung bezahlbaren Wohnraums könnten beide Städte voneinander lernen. „Die Partnerschaft Windhoek-Berlin ist auch Teil der langjährigen deutsch-namibischen Freundschaft“, sagt Windhoeks Bürgermeisterin Sade Shireen Gawanas. Zwischen den Städten finde ein ständiger Austausch statt. Auch dieses Beispiel zeigt, dass es bei Städtepartnerschaften nicht auf die Größe ankommt: In Windhoek leben etwa 400.000, in Berlin rund 3,8 Millionen Menschen.
So geht Partnerschaft
Bildung, Kultur, Infrastruktur, Naturschutz, Gesundheit oder Sport: Es gibt zahlreiche Themen, bei denen innerhalb einer Städtepartnerschaft ein Austausch möglich ist. Dazu gehören auch gegenseitige Besuche, aber nicht unbedingt nur von Würdenträgern. 2021 kamen zum Beispiel drei Feuerwehrleute aus Dar es Salaam in Tansania für eine Weiterbildung in die Partnerstadt Hamburg. Eine wichtige Rolle spielt auch bürgerschaftliches Engagement. Es gibt in Deutschland viele Vereine, die sich für die Menschen in ihren Partnerstädten einsetzen.
Zusammen für den Klimaschutz
Manche Partnerstädte setzen sich mit einer zusätzlichen Klimapartnerschaft besonders für den Schutz der Umwelt ein. Bremen hat zum Beispiel zwei Klimapartnerschaften mit seinen beiden afrikanischen Partnerstädten. Zu diesen Städtepartnerschaften sagt der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte: „Bremen ist seit über 20 Jahren freundschaftlich mit Durban in Südafrika und Windhoek in Namibia verbunden. Aus der anfänglichen Unterstützung der Freiheitsbewegungen haben sich schnell lebendige Partnerschaften entwickelt. Mit Namibia verbindet uns zudem eine Landespartnerschaft. Durch die vielfältige Zusammenarbeit lernen wir immer voneinander, sei es in Projekten für Klimaschutz und Klimaanpassung in unseren Klimapartnerschaften, wissenschaftliche Kooperation oder in den Bereichen Gesundheit, Sport, Jugend und Kultur. Globaler Austausch gehört seit jeher zu unserem Selbstverständnis als weltoffene Hansestadt. Er ist zudem ein Stück gelebte globale Solidarität und Freundschaft, im gemeinsamen Engagement für eine nachhaltige Entwicklung.“
Windhoeks Bürgermeisterin Gawanas schätzt die Partnerschaft mit Bremen ebenfalls, sie sagt: „Der Austausch zwischen den beiden Städten setzt die Tradition fort, Wissen zu teilen und Kreativität zu wecken, indem der Horizont des jeweils anderen erweitert und gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird. Der Erfolg der Partnerschaft beruht auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt sowie auf einer produktiven Arbeitsbeziehung zwischen den Städten.“
Partner in Krisenzeiten
Politische Krisen können eine Städtepartnerschaft auf die Probe stellen. So lag etwa die Partnerschaft zwischen München und Harare, der Hauptstadt Simbabwes, bereits zweimal auf Eis. Immer wieder kommt es in dem Land zu Menschenrechtsverletzungen. Aber um der Menschen willen möchte der Münchner Stadtrat die Partnerschaft aufrechterhalten. So sammelte etwa 2021 ein Münchener Verein Spenden, um in der Corona-Pandemie die Einwohnerinnen und Einwohner Harares zu unterstützen.