„Raumfahrt für den Klimaschutz“
Die Politikerin Anna Christmann erklärt, wieso das Weltall bei Zukunftsfragen eine entscheidende Rolle spielt.
Die Bundestagsabgeordnete Anna Christmann ist Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. Sie ist zudem Beauftragte des Bundeswirtschaftsministeriums für die digitale Wirtschaft und Start-ups.
Frau Christmann, wie wichtig ist die Raumfahrt für Wirtschaft und Forschung in Deutschland?
Raumfahrt ist für Deutschland ein zentrales Zukunftsfeld. Die Erkenntnisse aus der Raumfahrt sind unverzichtbar für den Klimaschutz, für Mobilität, Digitalisierung und Sicherheit – um ein paar zentrale Felder zu nennen. Durch New Space, also privatwirtschaftliche Initiativen in der Raumfahrt, gibt es weltweit ein dynamisches Wachstum der Branche und zahlreiche Entwicklungssprünge bei Satelliten und Raketen. Damit Startups auch in Deutschland und Europa verstärkt an diesem Markt teilhaben, müssen wir ihnen bessere Startchancen einräumen.
Welche Projekte sind für Deutschland zukunftsweisend?
Ich sehe den Beitrag der Raumfahrt für den Klimaschutz als zentral an. Mit dem Klimasatelliten EnMAP, der vor ein paar Wochen ins All gestartet ist, ist Deutschland da ganz vorne mit dabei. EnMAP soll die Erdoberfläche weltweit überwachen und dabei Informationen über den Zustand und die Entwicklung von Ökosystemen liefern. Auch die Satelliten im Copernicus-Programm der EU und Satelliten der europäischen Weltraumorganisation ESA leisten hier wertvolle Dienste – und viele werden in Deutschland gebaut. Aktuell sind noch die CO2M-Mission zur Erfassung der Treibhausgasemissionen sowie die Mission GRACE-I geplant. Mit ihr wollen Klimaforscher die weltweiten Grundwasservorräte durch Messungen aus dem All bestimmen.
Welche Entwicklungen in der Raumfahrt finden Sie am spannendsten?
Spannend ist die neue Ära der Mondexploration mit vielen geplanten internationalen Missionen. Die USA planen eine Rückkehr zum Mond und möchten die erste Frau auf den Erdtrabanten bringen. Deutschland liefert dafür zentrale Systeme. So schaffen wir für europäische Astronautinnen und Astronauten die Möglichkeit, dabei zu sein. Da werden heute die Weichen für die kommenden zehn bis 20 Jahre gestellt.
Gibt es eine Zukunft für die internationale Zusammenarbeit oder droht eine Nationalisierung?
Deutschland setzt sich für einen freien und verlässlichen Zugang zum Weltraum ein und für eine sichere, friedliche und nachhaltige Nutzung des Weltalls durch alle. Ich bin überzeugt: Raumfahrt kann nur international und in Kooperation gelingen. Das zeigt die ESA für Europa, das zeigen die vielen Projekte gemeinsam mit der NASA und das zeigt – geradezu sinnbildlich – die Zusammenarbeit auf der ISS. Was im Weltraum geschieht, betrifft uns alle – so wie der Klimawandel uns alle betrifft. Eine Nationalisierung wäre der falsche Weg.
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