Zum Hauptinhalt springen

Frauen für den Klimaschutz

Eine Gruppe afrikanischer Forscherinnen engagiert sich für mehr Präsenz in den Klimawissenschaften und die Belange von Frauen im Zuge des Klimawandels.

Klaus LüberKlaus Lüber, 26.07.2023
Forscherinnen setzten sich für bessere Bedingungen für Landwirtinnen in Afrika ein.
Forscherinnen setzten sich für bessere Bedingungen für Landwirtinnen in Afrika ein. © picture alliance / imageBROKER | Wayne Hutchinson/FLPA

Die  Auswirkungen des Klimawandels auf den afrikanischen Kontinent sind massiv. Besonders die weibliche Bevölkerung leidet extrem, da sie es ist, die mehrheitlich Landwirtschaft betreibt. Eine Gruppe von afrikanischen Klimawissenschaftlerinnen setzt sich dafür ein, diese Situation zu verbessern. Ziel ist es auch, sich gegenseitig bei der eigenen akademischen Karriere zu unterstützen, die weibliche Forscherinnen in afrikanischen Ländern oftmals vor große Herausforderungen stellt. Hervorgegangen ist die Initiative namens climapAfrica Women’s Group aus einer Förderung des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD). Wir haben mit der Biologin Dr. Catherine Oluwakemi Esuola aus Nigeria über die Motivation und Ziele der Gruppe gesprochen.

Dr. Catherine Oluwakemi Esuola ist Postdoktorandin am National Horticultural Research Institute (NIHORT), Ibadan, Nigeria
Dr. Catherine Oluwakemi Esuola ist Postdoktorandin am National Horticultural Research Institute (NIHORT), Ibadan, Nigeria © privat

Frau Dr. Esuola, Sie sind Mitgründerin der 2021 aktiven climapAfrica Women’s Group und haben diese auch bis 2022 geleitet. Was sind ihre Ziele?

Wir wollen Frauen Instrumente an die Hand geben, ihr Selbstvertrauen zu stärken und sie in ihrer akademischen Laufbahn zu unterstützen. Es ist nicht leicht, als Frau in Afrika eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Wir hoffen, dass wir uns gegenseitig und die nächste Generation afrikanischer Frauen und Mädchen, die an einer Karriere in der Wissenschaft und angrenzenden Bereichen interessiert sind, unterstützen können. Letztendlich streben wir danach, die Repräsentation afrikanischer Frauen in den Klimawissenschaften und in der akademischen Welt zu verbessern.

Was haben Sie bisher erreicht?

Wir haben plötzlich die Gelegenheit, sich intensiv über die eigene Forschung auszutauschen. In Nigeria sind wir inzwischen eine Gruppe von fünf Forscherinnen, die sich regelmäßig online trifft, gemeinsam überlegt, an welchen Stellen Forschungsbedarf für Klimafragen besteht. Und natürlich kann ich auch einfach meine Kolleginnen aus dem Netzwerk kontaktieren, wenn ich die Idee habe, ein Forschungsprojekt beispielsweise in Sambia oder Ghana zu realisieren. Es ist die Frauengruppe, die so etwas möglich macht.

Mitglieder der climapAfrica Women’s Group beim DAAD climapAfrica Women’s Summit an der Unicaf University Lusaka in Sambia
Mitglieder der climapAfrica Women’s Group beim DAAD climapAfrica Women’s Summit an der Unicaf University Lusaka in Sambia © climapAfrica Women’s Group

Ihr Ziel ist es auch, die Forschung zur Vulnerabilität der weiblichen Bevölkerung Afrikas im Kontext des Klimawandels voranzubringen. Sind Sie auch dabei einen Schritt weitergekommen?

Ich denke schon. Wir haben dazu beispielsweise einen Kongress in Sambia organisiert, in dem wir Wissenschaftlerinnen mit Landwirtinnen zusammengebracht haben. Eines der wichtigsten Ziele für uns als Klimaforscherinnen ist es, unser Wissen an die Menschen zu bringen, die es vor Ort nutzen können, um ihre Situation zu verbessern. Für afrikanische Frauen in der Landwirtschaft wird es in Zukunft immer wichtiger sein, auf Wetterdaten zugreifen zu können. Diese helfen etwa bei der Entscheidung, welche Pflanzen man anbauen sollte. Oder welches traditionelle Erfahrungswissen, basierend auf diesen Daten, brauchbar wäre.

Valide Daten sind nicht leicht zu bekommen. Dabei sind sie essenziell für die Klimaforschung, richtig?

Ganz genau. Oft bleibt uns nichts anderes übrig als online zu recherchieren. Da kann aber enorm teuer sein, gerade wenn das eigene Institut bestimmte Fachzeitschriften nicht abonniert hat, was auch in anderen afrikanischen Ländern sehr oft vorkommt. Für mich war es also enorm hilfreich, im Rahmen der DAAD-Förderung für ein halbes Jahr an der Philipps-Universität Marburg in Deutschland forschen und dort durch den Zugriff auf professionelles Equipment meine eigenen Daten generieren zu können.

Wozu forschen Sie?

In meiner Forschung geht es um eine bestimmte Kulturpflanze, die zwar eine wichtige Rolle für die Ernährung in Nigeria spielt, deren Ertrag aber eher gering ausfällt. Mein Ziel ist es, diesen Ertrag zu steigern. Dazu brauchte ich vor allem am Anfang einen Zugang zu professionellen Laborgeräten. Das war in Nigeria aber nicht zu haben. Ich hätte also meine Proben für viel Geld ins Ausland schicken müssen. Über das climapAfrica-Programm konnte ich die Proben in deutschen Laboren analysieren lassen.

Das Programm climapAfrica läuft Ende Juli 2023 aus. Wird es die Women’s Group weiterhin geben?

Auf jeden Fall! Wir wollen weiter wachsen und in Zukunft auch Klimaforscherinnen aus nichtafrikanischen Ländern in unser Netzwerk aufnehmen.

______________________

Dr. Catherine Oluwakemi Esuola ist Forschungsleiterin und Postdoktorandin an der Biotechnology Research Unit, National Horticultural Research Institute (NIHORT), Ibadan, Nigeria. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört der Einsatz von pflanzenwachstumsfördernden Mikroorganismen, Molekularbiologie, Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Mikroben für die Ernährungssicherheit und die Eindämmung des Klimawandels sowie der Einsatz von Biodüngern und Biopestiziden zur biofreundlichen Wiederherstellung ausgelaugter Böden.