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Die Perspektive wechseln

Mit CrossCulture Plus Praktika sammeln junge Leute aus der arabischen Welt interkulturelle Erfahrungen.

26.03.2014
© children in peace - CrossCulture Plus

Auf dem Fahrrad die Stadt erkunden, mit einem Lächeln auf den Lippen, Straße für Straße. Wenn Hanan Khaled an ihre Zeit in Deutschland zurückdenkt, erinnert sie sich besonders gerne daran. „Für die Deutschen ist Fahrrad fahren ein simpler Sport, für mich war das wie Fliegen“, sagt Hanan Khaled.

Hanan Khaled, 29 Jahre alt, kommt aus dem Jemen. Von Juni bis August 2013 war sie Stipendiatin des Programms CrossCulture Plus: Zwischen sechs Wochen und drei Monaten leben junge Berufstätige aus Ägypten, Tunesien, Libyen und Jemen in Deutschland und absolvieren ein Praktikum in einer deutschen Organisation. CrossCulture Plus will den Dialog zwischen Menschen, Institutionen und Kulturen stärken und die Partnerschaft zwischen Deutschland und islamisch geprägten Ländern vertiefen. Angeboten wird das Stipendium vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), finanziert vom Auswärtigen Amt im Rahmen der Transformationspartnerschaft, die den Demokratisierungsprozess in der arabischen Welt aktiv unterstützt.

Hanan Khaled arbeitete für das Projekt „Hot Times“ der Organisation „Eine Welt Netz NRW“ in Düsseldorf – die Abkürzung NRW steht für das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen. „Hot Times“ ist ein Projekt, das Kinder und Jugendliche über die Folgen des Klimawandels informiert. Hanan Khaled organisierte während ihres Praktikums zum Beispiel Facebook-Kampagnen, Workshops und Konferenzen.

Die CrossCulture-Plus-Stipendiaten arbeiten in ihren Heimatländern in verschiedenen Gebieten der Zivilgesellschaft: im Bereich Bildung, Menschenrechte, Demokratieförderung oder Umweltschutz. In Deutschland absolvieren sie das Praktikum dann in einer Organisationen mit ähnlicher Aufgabenstelltung. Dabei geht es nicht nur um den Erwerb professioneller Kompetenzen. „Das Programm soll auch die Möglichkeit für interkulturelles Lernen bieten“, sagt Eva Sodeik-Zecha, Bereichsleiterin von CrossCulture Praktika. „Es geht darum, einen Perspektivwechsel zu erleben, eine andere Kultur von innen zu fühlen.“ Dadurch eröffnen sich neue Perspektiven auf Entwicklung und gesellschaftlichen Wandel. Die Stipendiaten knüpfen während ihrer Zeit in Deutschland wichtige Kontakte, die sie nach Rückkehr in ihre Heimat für eine zukünftige Zusammenarbeit nutzen können. Die Auslandserfahrungen fließen durch die Einbindung der Rückkehrer in ihre jeweilige Organisation in die dortige Arbeit ein. So werden sie zu Multiplikatoren, die in ihren Heimatländern einen Beitrag zur Entwicklung demokratischer Strukturen leisten.

Das Besondere an CrossCulture Plus: Die Praktika werden den Anforderungen und Wünschen der Teilnehmer angepasst. Darüber hinaus gibt es ein Rahmenprogramm mit Begleitveranstaltungen oder individuellen Besuchs- und Gesprächsterminen. Hanan Khaled zum Beispiel nahm an der internationalen Konferenz Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn teil, besuchte die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn bei Frankfurt, die die deutsche Entwicklungszusammenarbeit umsetzt, und war auf dem Digital Participation Summit in Münster.

Neben der Vergabe von Stipendien werden kleinere Projekte von CrossCulture Alumni in den arabischen Transformationsländern gefördert, die die dortigen zivilgesellschaftlichen Strukturen stärken. „Children in Peace“ ist so ein Projekt. Gegründet hat es Osama Alfakih. Der 31-jährige Jemeniter arbeitet für die Youth Leadership Development Foundation in Sanaa, eine Nichtregierungsorganisation zur Förderung von Kindern und Jugendlichen im Jemen. 2010 hatte er bereits ein Praktikum des CrossCulture-Programms absolviert. „Children in Peace“ setzt sich für Kinder der im Jemen stark diskriminierten Volksgruppe der Achdam ein. „Die Marginalisierten“, wie die Achdam im Jemen auch genannt werden, stehen in der gesellschaftlichen Hierarchie ganz unten. „Wir bringen die Kinder der Achdam und Kinder aus anderen gesellschaftlichen Schichten zusammen“, sagt Osama Alfakih. „Bei sozialen Projekten oder beim gemeinsamen Sport lernen sie sich kennen. Und so werden mit der Zeit die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten kleiner.“

Für vier Monate erhielt Osama Alfakih Unterstützung von CrossCulture Plus. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass es nach dem Praktikum Kooperationsmöglichkeiten oder gemeinsame Projekte zwischen der Heimatorganisation und der Gastorganisation der Stipendiaten gibt“, sagt Eva Sodeik Zecha. „Das CrossCulture Plus-Programm soll einen Anreiz für eine solche Kooperation geben.“

Für Hanan Khaled hat sich das Stipendium auch nach ihrer Rückkehr in den Jemen gelohnt. Inspiriert von der Arbeit der deutschen GIZ hat sie das „Home Garden“-Projekt auf die Beine gestellt. Mit zwei anderen Nichtregierungsorganisiationen hilft sie armen Menschen im Jemen beim Anlegen von Gärten. So soll die Nahrungsmittelversorgung verbessert werden. Die Finanzierung des Projekts kommt aus Deutschland. ▪

Viktoria Kleber und Christoph Ricking

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