- Die Teilung Deutschlands 13. August 1961
- Nach 28 Jahren fällt die Mauer 9. November 1989
- Im Zeichen der Wende Kunst und Kultur
- Die nächste Generation Freiheit bewahren
- Zeitreise Berlin gestern und heute
- Spuren der Mauer Geschichte erleben
Kapitel
35 Jahre
Mauerfall
Von Kim Berg, Jessica Krauß, Anja Leuschner und Luca Rehse-Knauf
28 Jahre lang trennte die Mauer Ost- und Westdeutschland. Am 9. November 1989 wurde sie geöffnet. Deutschland war zwar noch nicht vereint. Für Grenzübertritte war bis 1990 noch ein Visum erforderlich. Doch schon der Mauerfall wurde gefeiert. Ein Tag der Freudentränen, des Jubels und der Freiheit – wir erinnern an das „deutsche Datum“ und fragen, was es heute bedeutet.
Die Teilung Deutschlands 13. August 1961
Der zweite Weltkrieg endet in Europa durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945. Sie leitet die Teilung Deutschlands und Europas ein. Die vier Siegermächte Frankreich, Großbritannien, USA und UdSSR teilen Deutschland in vier Besatzungszonen. Auch die Hauptstadt Berlin wird in vier Zonen aufgeteilt. Bis 1948 legen die westlichen Siegermächte Frankreich, Großbritannien und USA ihre Zonen zur sogenannten „Trizone“ zusammen.
Die unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten zwischen den Westmächten und der UdSSR resultieren 1949 in einer doppelten Staatsgründung. Auf dem Gebiet der Trizone wird mit der Unterzeichnung des Grundgesetztes am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Am 7. Oktober 1949 wird aus der sowjetischen Besatzungszone schließlich die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Berlin bleibt geteilt und West-Berlin ist gänzlich umschlossen von DDR-Staatsgebiet. Bonn wird Regierungssitz und später Hauptstadt der Bundesrepublik.
Während die Bundesrepublik ein demokratischer Staat ist, wird Ostdeutschland eine Diktatur wie alle Staaten des von der UdSSR geführten Ostblocks. Viele Menschen in der DDR sind mit dem politischen und wirtschaftlichen System nicht einverstanden. Bereits Ende der 1940er-Jahre setzt eine massive Fluchtbewegung ein, sodass die DDR bis zum August 1961 nach Schätzungen zwischen 2,7 und vier Millionen Menschen verlassen – das ist bis zu einem Sechstel ihrer Bevölkerung. 1952 hatte die DDR begonnen, ihre Grenze zur Bundesrepublik abzuriegeln. Mit dem Mauerbau durch und um Berlin am 13. August 1961 schließt die DDR die Grenze zum Westen hermetisch.
Nach 28 Jahren fällt die Mauer 9. November 1989
Seit den 1980er-Jahren wächst die Unzufriedenheit in der DDR. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, Konsumgüter sind kaum vorhanden. Zudem dürfen DDR-Bürgerinnen und -Bürger von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht in den Westen reisen, auch nicht, um Angehörige zu besuchen. Gleichzeitig erfahren sie von Verwandten und durch das Fernsehen, wie gut es den Menschen im Westen geht.
In der UdSSR wird Michail Gorbatschow am 11. März 1985 zum Generalsekretär gewählt. Er stößt eine Politik der Reformen an und gewährt den Satellitenstaaten im Ostblock weitgehende Autonomie. Während das in Polen und Ungarn zu Reformen führt, hält in der DDR die herrschende SED an ihrem Kurs fest. Viele Menschen fliehen über Ungarn nach Österreich und in die deutsche Botschaft in Prag. Am 4. September 1989 findet die erste Montagsdemonstration in Leipzig statt. Von Woche zu Woche nehmen mehr Menschen an Demonstrationen im ganzen Land teil, am 30. Oktober kommen allein in Leipzig 300.000 Menschen zusammen.
Am 18. Oktober 1989 tritt SED-Generalsekretär Erich Honecker zurück. Sein Nachfolger wird Egon Krenz. Nachdem die Tschechoslowakei die Grenzen für DDR-Bürger zur Bundesrepublik Deutschland öffnet und erneut viele Bürger fliehen, sieht die SED sich zum Handeln gezwungen. Sie plant ein neues Reisegesetz, um die Menschen zu beruhigen.
Im Zeichen der Wende Kunst und Kultur
Die deutsche Wendezeit und der Mauerfall prägten eine ganze Generation von Kunst- und Kulturschaffenden. Trennung, Vereinigung, Neubeginn und Freiheit tauchen als Motive in Literatur, Musik und Malerei auf. Die Werke verarbeiten die Geschichte, setzen sich mit der Wiedervereinigung auseinander und halten die Erinnerung lebendig.
„Freiheit, schöner Götterfunken!“
Ein musikalisches Zeichen der Freude setzten zu Weihnachten 1989 zwei Konzerte. Musikerinnen und Musiker aus München, Dresden, London, Paris, New York und dem damaligen Leningrad spielten am 23. Dezember 1989 in der Philharmonie West-Berlins und am 25. Dezember im Schauspielhaus Ost-Berlins die „Berlin Celebration Concerts“. Der legendäre US-amerikanische Dirigent Leonard Bernstein leitete Chor und Orchester. Als wäre das alles nicht schon symbolträchtig genug: Der Weltstar am Pult dichtete Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie um. Statt „Freude, schöner Götterfunken“ ließ er „Freiheit, schöner Götterfunken“ singen.
Kunst für die Freiheit
Im Jahr 1984 bemalte Kiddy Citny gemeinsam mit seinem Kollegen Thierry Noir zum ersten Mal Teile der Berliner Mauer. „Wir wollten Ostberlin mit Kunst umschließen“, sagt Kiddy. Obwohl sie auf der Westseite der Mauer malten, bewegten sie sich damit auf DDR-Staatsgebiet. Mit seinen Werken zählt der Künstler zu den Pionieren der sogenannten „Street Art“-Bewegung in Deutschland, als „Mauermaler“ erlangte er internationale Bekanntheit. Seine farbenfrohe Kunst symbolisiert Frieden, Freiheit und Menschlichkeit. Kiddy Citnys Werke sind heute in Museen und Galerien weltweit zu sehen. Teile seiner Berliner Mauer-Bemalungen gehören zur East Side Gallery, dem längsten noch heute erhaltenen Abschnitt der Mauer in Berlin.
Die nächste Generation Freiheit bewahren
Meine Eltern sind in der DDR aufgewachsen. Sie haben erlebt, wie es ist, in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt zu werden. Das ist noch nicht lange her und erinnert mich immer daran, dass Freiheiten, die wir in Deutschland heutzutage haben, auch wieder verschwinden können. Mir wurde früh beigebracht, dass Freiheitsrechte nichts Selbstverständliches sind. Wir müssen gemeinsam etwas tun, um unsere Freiheit zu bewahren.Es ist nicht selbstverständlich, dass ich offen Kritik an Regierungsparteien äußern kann oder dass ich auf der Straße für die Demokratie demonstrieren darf.
Ich finde Meinungsfreiheit sehr wichtig, vor allem im Hinblick auf die deutsche Vergangenheit. Meinungsfreiheit gab es in der DDR nicht. Deshalb möchte ich die Stimme, die ich habe, nutzen und mich für Themen einsetzen, die mir wichtig sind. Über Social Media trete ich dadurch auch in den Austausch mit anderen, die nicht meiner Meinung sind – das ist ein wichtiger Teil der Meinungsfreiheit.Wir können stolz darauf sein, dass wir ein Land sind, das durch Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Einheit zusammengehalten wird.
Zeitreise Berlin gestern und heute
Spuren der Mauer Geschichte erleben
- Checkpoint Charlie
- Checkpoint Bravo
- East Side Gallery
- Oberbaumbrücke
- Bahnhof Friedrichstraße,„Tränenpalast“
- Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Straße
- Brandenburger Tor
- Brandenburger Tor
Tour Guide Jonny Whitlam zeigt euch die Gedenkstätte Berliner Mauer
In Gedenken
Die Wendezeit und der Mauerfall gingen in einem von katastrophalen Kriegen gezeichneten Jahrhundert als „friedliche Revolution“ in die Geschichte ein. Doch die Jahre davor hatten viele Opfer gefordert. Mindestens 140 Menschen starben zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer im Zusammenhang mit dem Grenzregime der DDR, die meisten wurden bei Fluchtversuchen von DDR-Grenzern getötet.
Der Vergangenheit eines geteilten Deutschlands wird heute vielerorts gedacht, allein in Berlin gibt es zahlreiche Gedenkstätten. Etwa im Bahnhof Friedrichstraße, dem „Tränenpalast“, in dem Ostdeutsche von Besuchenden aus dem Westen Abschied nehmen mussten. An der Bernauer Straße befindet sich der zentrale Erinnerungsort „Gedenkstätte Berliner Mauer“ – mit Dokumentationszentrum, Begegnungsräumen und einer „Kapelle der Versöhnung“.
Tour Guide Jonny Whitlam nimmt euch mit auf den Mauerradweg
Spuren der Mauer
Als die Mauer 1989 geöffnet wurde, machten sich etliche Deutsche mit Pike oder Meißel auf den Weg und klopften sich ihr eigenes Stück Stein ab – ein kollektiver Abriss, ein Bergen von Erinnerung. Als Mahnmäler der Spaltung und Artefakte des Kalten Kriege stehen Teile der Berliner Mauer heute auf der Welt verteilt, etwa in Brasilien, Japan, Mexiko, Russland oder Südafrika.
Entlang der ehemaligen Grenze in Berlin zieht sich heute der Mauerweg. Die früheren Genzübergänge Checkpoint Bravo und Checkpoint Charlie, die East Side Gallery mit Mauerkunst wie dem „Bruderkuss“ und die Oberbaumbrücke, die den Osten und Westen Berlins verbindet, sind nur einige der vielen Stationen. Der Mauerweg – das sind 160 Kilometer erlebte Geschichte.