Europäische Zusammenarbeit bei der Krebs-Prävention
Welche Maßnahmen können helfen, um Krebs-Erkrankungen zu vermeiden? Eine neue EU-Initiative sucht nach Antworten.
In einer neuen Initiative wollen europäische Staaten bei der Prävention von Krebs eng zusammenarbeiten. 25 Länder der Europäischen Union sowie Norwegen und die Ukraine schlossen sich Anfang 2024 in der sogenannten „Joint Action Prevent NCD“ zusammen, um Wege zur besseren Vorbeugung von Krebs und weiteren nichtübertragbaren Erkrankungen zu entwickeln. Aus Deutschland ist unter anderem das Robert Koch-Institut beteiligt, die Federführung liegt bei der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Deren kommissarischer Leiter Dr. Johannes Nießen spricht über Ziele des Projekts und die Vorteile der engen europäischen Zusammenarbeit.
Herr Dr. Nießen, die EU-Initiative soll helfen, das Lebensumfeld der Menschen förderlicher für die Gesundheit zu gestalten. Wie soll das konkret erreicht werden?
Für ein gesundes Lebensumfeld ist entscheidend, dass Menschen die gesündere Wahlmöglichkeit möglichst einfach auswählen können. Die Lebensbedingungen sind daher so zu gestalten, dass es einfacher wird, gesünder zu leben, zum Beispiel durch bewegungsfreundlichere Schulhöfe oder durch die gezielte Stärkung der Gesundheitskompetenz von besonders gefährdeten Menschen.
Im Rahmen der Joint Action setzt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung daher verschiedene Pilotprojekte zu diesen Themen um. Sie wird außerdem die europaweiten Pilotprojekte in diesem Bereich bei der Planung und Umsetzung fachlich begleiten und den Auf- und Ausbau von kommunalen Strukturen der Gesundheitsförderung unterstützen. So können die Projekte nachhaltig und über verschiedene Politikbereiche hinweg wirken.
Das Programm umfasst fast alle EU-Staaten sowie Norwegen und die Ukraine – welche Vorteile sehen Sie in solch einem internationalen Programm?
Ein internationales Projekt wie die Joint Action PreventNCD ist von entscheidender Bedeutung für die Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention in Europa, insbesondere im Kontext nichtübertragbarer Krankheiten (NCDs) und Krebs. Durch den intensiven Austausch von Wissen und Erfahrungen können die europäischen Gesundheitsbehörden voneinander lernen und gemeinsam innovative Präventionsmaßnahmen entwickeln und erproben. Diese tragen dazu bei, Risikofaktoren für NCDs und Krebs zu reduzieren und bestehende Ungleichheiten zwischen den europäischen Ländern zu verringern.
In welchen Bereichen erhoffen Sie sich Erkenntnisgewinne und Vorteile durch die Zusammenarbeit?
Die meisten europäischen Länder haben ähnliche Probleme, wenn es um die Verbreitung und Risikofaktoren von NCDs geht. In einem solchen Projekt ist es daher sehr inspirierend, die Handlungsansätze der Kolleginnen und Kollegen aus europäischen Schwesterbehörden zu erfahren und Einblicke in die Konzepte und Vorgehensweisen zu erhalten, um daraus neue Ansätze ableiten zu können.
Konkret geschieht dies im Projekt Joint Action PreventNCD insbesondere durch die Entwicklung und Erprobung von Maßnahmen, die darauf zielen, gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern und die Gesundheitschancen für alle Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Die parallele Erprobung dieser Maßnahmen an verschiedenen europäischen Standorten trägt dazu bei, ein tieferes Verständnis für ihre Wirksamkeit und Anwendbarkeit in unterschiedlichen Kontexten zu gewinnen. Durch die Zusammenarbeit an gemeinsamen Fragestellungen können wir also mehr Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland erreichen und nebenbei den europäischen Gedanken stärken.
Derzeit ist die Initiative auf vier Jahre zeitlich begrenzt. Wünschen Sie sich eine Verstetigung der Zusammenarbeit?
Das Projekt Joint Action PreventNCD bündelt die Ergebnisse aus mehreren Vorgängerprojekten, führt diese Arbeit fort und wird sie vier Jahre lang weiterentwickeln. Wahrscheinlich wird die Europäische Kommission auch weiterhin Fördermittel zur Prävention und Gesundheitsförderung zur Verfügung stellen – somit wird es auch Nachfolgeprojekte geben. Am Projekt beteiligen sich außerdem alle Partnerländer unter der Leitung eines Teams aus Slowenien daran, dass die Projektinhalte und die Ergebnisse als konkrete Handlungsempfehlungen formuliert und an die entsprechenden Stellen kommuniziert werden. Dadurch soll insbesondere auf europäischer Ebene nachhaltig eine gesundheitsförderliche Politik gestärkt werden.