Für mehr Selbstverständlichkeit
Sheri Hagen ist Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin – und sie engagiert sich für mehr Diversität in der deutschen Filmbranche.
Eigentlich sollte Diversität im Film keine Bedeutung haben, sagt die in Lagos geborene und in Deutschland aufgewachsene Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Sheri Hagen. „Unsere Gesellschaft ist vielschichtig und divers, unsere Realität ist vielschichtig und divers, warum nicht auch selbstverständlich in Film und Fernsehen?“ Dass diese Selbstverständlichkeit fehlt, hat 2021 auch die Studie „Vielfalt im Film“ gezeigt, die Hagen mitinitiiert hat. Mehr als 6.000 Filmschaffende im deutschsprachigen Raum nahmen an der Umfrage teil, bei der unter anderem herauskam, dass sich viele Menschen mit Migrationshintergrund in deutschsprachigen Filmen klischeehaft dargestellt fühlen.
Als Kind habe sie sich im deutschen Kino und Fernsehen nicht repräsentiert gefühlt, sagt Hagen. Auch bei ihren Kindern sei das nicht anders. Deutsche Filme oder Serien, in denen schwarze Familien generationsübergreifend, auch mit alltäglichen Geschichten, gezeigt würden, gebe es nicht. „Ich hoffe, meine Enkelinnen und Enkel werden sich selbstverständlich sehen dürfen, ohne ausgestellt zu werden, einfach menschlich, ohne Herkunftsmarkierung.“
Erfolgreiche Produzentin und Schauspielerin
Genau das möchte sie mit ihrer Arbeit ändern. Hagen wurde 1968 in Nigerias größter Stadt Lagos geboren und ist in Hamburg aufgewachsen, wo sie die Stage School of Dance and Drama besuchte. Im österreichischen Theater an der Wien wurde sie ebenfalls ausgebildet. Als Schauspielerin war Hagen, die seit langem in Berlin lebt, an vielen Theaterproduktionen beteiligt, im Kino oder im Fernsehen speilte sie etwa in „Das Leben der Anderen“, „Baal“, oder in Krimis wie dem „Tatort“.
Nicht nur mit ihrem Engagement für Vielfalt im Film und in anderen Organisationen wie Pro Quote Film möchte Hagen die Filmbranche diverser machen. Sie macht auch selbst Filme, die Geschichten von Menschen erzählen, die im Kino und im Fernsehen meist zu wenig oder in Verbindung mit Klischees vorkommen. So entstand auch ihr erster Spielfilm „Auf den zweiten Blick“ über drei sehbehinderte Paare in Berlin. 2015 gründete sie ihre Produktionsfirma Equality Film. „Ich wollte die Unabhängigkeit, mich und meine Geschichten nicht immer ständig erklären zu müssen“, sagt Hagen. Ein Jahr später realisierte sie „Fenster blau“ nach einem Theaterstück von Sasha Marianna Salzmann. Der Film setzt sich mit Tabuthemen wie Inzest auseinander. Zur Zeit arbeitet sie an ihrem dritten Film.