Zum Hauptinhalt springen

„Freiheiten sind immer fragil“

Fabian Grischkat engagiert sich für queere Rechte und spricht auf Social Media über politische Themen. Durch Aufklärung möchte er Freiheiten schützen. 

Lisa Bernhardt, 16.10.2024
Fabian Grischkat nennt sich selbst „Newsfluencer des Vertrauens“.
Fabian Grischkat nennt sich selbst „Newsfluencer des Vertrauens“. © Markus Haner

Sagen, was du denkst. Erforschen, was du möchtest. Kunst erschaffen, wie sie dir gefällt: Diese Freiheiten haben alle in Deutschland, sie sind die Basis der Demokratie – und geschützt vom Grundgesetz. Lerne junge Menschen aus Deutschland kennen, die zeigen, wie vielfältig sie diese Freiheit erleben. 

 

Lügenmärchen oder Wirklichkeit? In den sozialen Medien ist die Grenze zwischen „fake“ und „real“ oft schwer zu unterscheiden. Das weiß auch Fabian Grischkat. Er möchte für Aufklärung sorgen und besonders junge Menschen auf Social Media erreichen. „Die Generation Z wartet nicht auf die Zeitung am nächsten Morgen, sondern wacht auf und geht ans Handy. Da muss der Inhalt bereits auf TikTok und Co. geliefert sein“, erzählt der 24-Jährige. Mit seinen Faktenchecks möchte er Fake News im Netz entlarven. „Idealerweise sollten Informationen, die sie dort sehen, journalistischen Standards folgen und sich an den Pressekodex halten. Dies ist aber leider oft nicht der Fall“. Die Inhalte, die Fabian auf Social Media thematisiert, sind oft politisch und gesellschaftskritisch. Er selbst definiert sich als queere Person, spricht offen über seine sexuelle Identität und setzt sich für die Rechte der LGBTQIA+-Community ein.  

In Deutschland darf jede Person ihre sexuelle Identität frei ausleben. Jede Geschlechtsidentität wird vom Staat akzeptiert und respektiert. Dafür sorgt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das gleiche Rechte für alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer sexuellen Orientierung, garantiert. Zudem gibt es seit dem 1. Oktober 2017 die „Ehe für alle“ – gleichgeschlechtliche Paare dürfen in Deutschland heiraten. 

Demokratie bedeutet, Meinungen anderer auszuhalten 

„Die Legalisierung von queeren Lebensrealitäten schätze ich als sehr große Freiheit“, erzählt Fabian. Aber auch andere Freiheiten in Deutschland seien ihm besonders wichtig – wie zum Beispiel Meinungsfreiheit, Gleichstellung, eine vielfältige Parteienlandschaft und eine freie Wahl. „Das sind Freiheiten, die man oft als selbstverständlich wahrnimmt, dabei sind sie genau das eben nicht. Wir sollten uns daran viel öfter erinnern“, sagt er. 

Für ihn bedeutet Demokratie auch Meinungspluralismus. Also Meinungen zu akzeptieren, die nicht der eigenen entsprechen. Mit seinen Videos über gesellschaftskritische Themen oder Aufklärung über LGBTQIA+-Rechte stößt er oft auf Kritik. „Ich glaube, dass jeder, der im Internet zu irgendeinem Thema Stellung bezieht, relativ schnell angefeindet wird.“ Und doch sei besonders dieser Austausch wichtig für ihn und seine Arbeit. „Man muss sich Zeit nehmen, um in den konstruktiven Austausch zu gehen. Ich habe auch schon sehr tolle Debatten geführt und positive Rückmeldung bekommen“, erzählt er. Die positive Seite überwiege am Ende und zeige ihm, dass der konstruktive Meinungsaustausch die Demokratie auch stärker macht.  

Knapp 150.000 Menschen folgen mittlerweile seinem Instagram-Kanal. „Mir geht es darum, die Komplexität der Themen so runterzubrechen, dass sie auch junge Menschen interessant finden”, sagt Fabian. In seinen Videos erklärt er beispielweise den Ablauf einer Landtagswahl in Deutschland in 60 Sekunden oder spricht über Menschenrechte in Afghanistan.   

Freiheiten sind immer fragil. Wir dürfen uns nicht darauf ausruhen und müssen uns weiterhin für sie und die Demokratie einsetzen.
Fabian Grischkat

Die eigenen Freiheiten bewusst schützen  

Vor der Kamera gestanden hat Fabian bereits während der Schulzeit. Mit Freunden baute er sich einen YouTube-Kanal auf, in dem es primär um Comedy-Inhalte ging. Doch schnell ließen sie auch politisch und gesellschaftsrelevante Themen einfließen. „Wir haben versucht auf humorvolle Art und Weise politische Inhalte zu kommunizieren“, sagt er. Durch Zufall landete er von 2019 bis 2021 als Moderator für ein Social-Media-Format eines öffentlich-rechtlichen Senders erneut vor der Kamera. 

Doch Politik findet bei jungen Menschen nicht nur online statt, betont er. Seine Bekanntheit nutzt er deshalb auch, um in den direkten Kontakt mit Jugendlichen zu treten, zum Beispiel an Schulen. Auch an öffentlichen Veranstaltungen, Panels und Diskussionen nimmt er teil. Zudem hat er eine Modemarke namens „Stolzmonat“ gegründet. Rechte Gruppierungen verwendeten diesen Begriff für Hetze gegen den sogenannte „Pride Month“ auf Social Media. Dem wollte Fabian entgegenwirken und hat sich den Namen patentieren lassen. Den Gewinn seiner Marke spendet er an eine queere Stiftung.  

Bei seiner Arbeit geht es ihm auch darum, seine Freiheiten bewusst zu schützen. „Freiheiten sind immer fragil. Wir dürfen uns nicht darauf ausruhen und müssen uns weiterhin für sie und die Demokratie einsetzen“, sagt Fabian. Gegenseitig aufeinander achtzugeben, sich zu motivieren und sich nicht unterkriegen zu lassen, wenn es darum geht für seine Themen einzustehen, das ist für Fabian das Wichtigste.