„Ein wunderbares Geschenk“
Die Kinder betreuen? In Teilzeit arbeiten oder zuhause? Eltern erzählen, wie sie sich Familie und Arbeitsleben aufteilen.
Deutschland tut viel für Eltern. Das beginnt schon in der Schwangerschaft: Werdenden Müttern darf nicht gekündigt werden. Sechs Wochen vor der Entbindung und mindestens acht Wochen danach müssen Mütter nicht arbeiten – und werden trotzdem bezahlt.
Das 2007 eingeführte Elterngeld soll den Verdienstausfall ausgleichen, wenn Eltern ihre Kleinkinder selbst betreuen oder nur Teilzeit arbeiten. Zwölf bis 14 Monate wird das Elterngeld in der Regel gezahlt. Die staatliche Leistung lässt sich auch halbieren und doppelt so lange beziehen. Bis zu drei Jahren haben Eltern das Recht, in den alten Job zurückzukehren – unter bestimmten Voraussetzungen auch in Teilzeit.
Dieses Recht hat Clare aus Frankfurt genutzt. Nach drei Jahren Elternzeit stieg die 41-jährige Übersetzerin nur in Teilzeit wieder in ihren alten Job ein und gab die Teamleitung, die sie zuvor innehatte, auch wegen der damit verbundenen Reisen ab. Schwer sei ihr das nicht gefallen, sagt sie. „Durch die Mutterrolle hat sich mein Fokus verändert.“ Ihr war es wichtig, nur vormittags und meist im Homeoffice zu arbeiten, um ihre Tochter früh vom Kindergarten abholen zu können. Nach einem Jahr im Job wurde Clare wieder Mutter. Auch mit ihrem Sohn will sie nun drei Jahre lang zu Hause bleiben.
Die Elternzeit nennt Clare „ein wunderbares Geschenk“. Sie besucht mit ihren Kindern viele Gruppen und engagiert sich ehrenamtlich, gibt zum Beispiel Deutschunterricht für Geflüchtete.
Quick facts
Auch Martin aus Fürth will ganz für seine beiden Töchter da sein. Als der 39-Jährige vor fünf Jahren zum ersten Mal Vater wurde, gab er seine Selbständigkeit als IT-Fachmann auf und wurde Hausmann, während seine Frau Vollzeit arbeitete.
Als einziger Mann unter Müttern
Er selbst habe nie ein Problem mit dem Rollentausch gehabt, erzählt Martin. „Kurios“ sei es aber schon gewesen, auf dem Spielplatz oder in den Spieltreffs meist der einzige Mann zu sein. Doch die anderen Mütter hätten es gut gefunden, auch mal die männliche Sicht zu hören. „Wir vereinbarten Play-Dates auf dem Spielplatz und hatten eine echt gute Zeit“, erinnert sich Martin. Damit es seiner Tochter nicht langweilig wurde, besuchte er mit ihr jeden Tag einen anderen Spielplatz.
Wenn seine Frau am Nachmitttag von der Arbeit kam, konnte Martin „abschalten und eine Runde zocken“, ehe er das Abendessen vorbereitete. Nachdem seine Tochter sich im Kindergarten eingewöhnt hatte, fing er in flexibler Teilzeit wieder an zu arbeiten. Inzwischen ist er zum zweiten Mal Vater geworden. Dieses Mal pausiert seine Frau zwei Jahre, danach wird Martin wieder übernehmen.
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