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Felix Brych: „Versprochen ist versprochen“

Ohne Schiedsrichter kein Fußballspiel: Felix Brych ist Deutschlands erfolgreichster Unparteiischer. 

22.01.2025
Felix Brych
Felix Brych © picture alliance/dpa

Wer ist der beste deutsche Fußball-Schiedsrichter? Felix Brych ist jedenfalls der erfolgreichste. Der 49-jährige promovierte Jurist hat die meisten Bundesligaspiele gepfiffen (Anfang 2025 waren es 352) und die meisten Spiele in der Champions League (69). Referees müssen in Deutschland einem Verein angehören, bei Brych ist es der kleine SV Am Hart München. Dessen Team spielt in einer unteren Amateurklasse, während ihr Schiedsrichter bei Welt- und Europameisterschaften gepfiffen hat, bei Olympia, in allen europäischen Pokalen. Sechs Mal wurde er Schiedsrichter des Jahres, zweimal Weltschiedsrichter. Dennoch gibt es eine klaffende Lücke in seiner Karriere – für die seine Heimat verantwortlich ist. Brych, der Spiele mit den größten Spielern seiner Generation gepfiffen hat, mit Messi und Ronaldo, durfte wegen möglicher Befangenheit niemals eines des FC Bayern München leiten.  

Auch tolle Karieren haben Tiefpunkte: das Phantomtor 

Wie kommt man so weit? Lutz Wagner, früherer Schiedsrichter des Internationalen Fußballverbands Fifa und oberster Ausbilder beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), gibt eine einfache Antwort: Nach ganz oben kommen nur die Besten. Schiedsrichter, die „nicht nur bei Sonnenschein und 3:0 für die Heimmannschaft gut aussehen“, sagte er einmal. Selbstverständlich sind die Unparteiischen oft umstritten, allein schon, weil jeder Fan seinen eigenen Blick aufs Spiel hat. Aber auch objektiv ist keine Karriere fehlerlos: Brych entschied in der Bundesliga einmal auf Tor, obwohl der Ball durch ein Loch im Netz von außen in den Kasten gegangen war. In Deutschland eine kleine Sportlegende. 

Felix Brych, Finale der Champions League 2017 zwischen Juventus Turin und Real Madrid
Felix Brych, Finale der Champions League 2017 zwischen Juventus Turin und Real Madrid © picture alliance / Revierfoto/Revierfoto/dpa

Ausgerechnet in dem Spiel, in dem Brych 2023 den Schiedsrichter-Rekord holte, riss ihm in der ersten Halbzeit das Kreuzband. Dieses Pech offenbart viel über Brychs Persönlichkeit: Bis zur Pause hielt er durch, erst dann ging er raus. Tags darauf hatte er einen Vortrag vor Jung-Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen zugesagt. Niemand hatte nach der Verletzung mit ihm gerechnet, aber wenige Minuten verspätet kam er auf Krücken in den Saal gehumpelt: „Versprochen ist versprochen.“  

Brychs Spielerekord wächst stetig weiter 

Ein Jahr später stand Brych wieder auf dem Platz, auch wenn es zunächst nicht leicht war. „Es fehlen drei Meter beim Konter, es fehlt die erste Sekunde beim Drehen, wenn umgeschaltet wird. Wenn man dann hinterherläuft, fehlen vielleicht beim ersten Zweikampf 25 Prozent Konzentration, es fehlt ein bisschen Handlungsschnelligkeit“, sagte er in einem Interview über sein Comeback. Ein Jahr später fehlt nichts mehr, sein Rekord wächst von Spieltag zu Spieltag.