Unterstützung für Geflüchtete
Das zivilgesellschaftliche Engagement für Geflüchtete aus der Ukraine kann in Deutschland auf die Erfahrungen aus dem Jahr 2015 aufbauen.
Als im Sommer 2015 große Flüchtlingsströme nach Deutschland kamen, setzten sich viele Bürgerinnen und Bürger mit lokalen Initiativen für die Aufnahme der Menschen ein. Auf diese Basis des zivilgesellschaftlichen Engagements kann auch die aktuelle Hilfe für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer aufbauen. Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Untersuchung veranschaulicht, wie sich das Engagement entwickelt hat.
Die Untersuchung zeigt, dass der „Sommer der Migration“ 2015 zahlreiche Deutsche zum Engagement für Geflüchtete bewegt und viele neue Initiativen für die Migrantinnen und Migranten hervorgebracht hat. Die zivilgesellschaftlichen Akteure vernetzten sich zudem untereinander und kamen in regelmäßigen Kontakt mit der öffentlichen Verwaltung, was allerdings auch zahlreiche Auseinandersetzungen mit sich brachte. Die Untersuchung hebt hervor: „Aus einem zunächst humanitär-karitativ motivierten Engagement heraus entstanden so Formen demokratischer Beteiligung, um die Belange der Geflüchteten zu stärken.“ Gemeinsame Foren konnten Zivilgesellschaft und Verwaltung zusammenbringen und viele Konflikte lösen. Blieb solch ein Austausch aus, schwächte dies auch die Unterstützung für die Geflüchteten – und im Jahr 2022 fehlten an diesen Orten Strukturen, um die Aufnahme der Geflüchteten aus der Ukraine bestmöglich zu bewältigen.
Neuer Schub für das Engagement
Die Corona-Pandemie erschwerte in den vergangenen Jahren zusätzlich das Engagement für Geflüchtete, da die Kontaktmöglichkeiten zwischen Helfenden und Hilfesuchenden eingeschränkt wurden. Zudem zählten zahlreiche ältere Bürgerinnen und Bürger zu den Helfenden, sie mussten sich aber als besonders gefährdete Gruppe in der Pandemie zurückziehen. Doch wo in Deutschland vor Pandemiebeginn Strukturen zur Unterstützung der Geflüchteten entstanden waren, konnte bei der Hilfe für die Ukrainerinnen und Ukrainer gut angeknüpft werden.
Grundsätzlich lässt sich laut den Untersuchungsergebnissen von einem neuen Schub für das zivilgesellschaftliche Engagement sprechen: „Ab dem Frühjahr 2022 trat die Zivilgesellschaft wieder als zentrale Akteurin bei der Unterstützung von Geflüchteten in Erscheinung und organisierte etwa Begrüßungskomitees an Bahnhöfen, Willkommenscafés, Deutschkurse und Kindernachmittage.“ Zugleich gibt es neue Formen des Engagements, etwa beim „Massenphänomen“ der privaten Unterbringung von Geflüchteten. So haben sich zum Beispiel alleine auf der digitalen Plattform #UnterkunftUkraine im Zeitraum von März bis September 2022 über 150.000 Personen registriert.