Gesellschaft: Neu ankommen, zusammen leben
Geflüchtete gut integrieren: So schaffen das die Städte und Gemeinden in Deutschland.
Bonn, Düsseldorf und Köln gehen mit gutem Beispiel voran: In einer gemeinsamen Initiative signalisieren die drei rheinischen Städte ihre Bereitschaft Bootsflüchtlinge aufzunehmen, die über das Mittelmeer geflohen sind. Auch andere Kommunen in Deutschland engagieren sich für Geflüchtete. Was können sie leisten? Fünf Fragen und Antworten.
Welche Rolle spielen Kommunen bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen?
Eine entscheidende. Mehr als eine Million Flüchtlinge und Asylsuchende sind seit 2015 nach Deutschland gekommen. Die Aufgabe der Integration leisten vor allem die Städte und Gemeinden, in denen sie Unterkunft finden und in denen sich ihr Alltag abspielt: Die Kommunen kümmern sich um die gesundheitliche Versorgung der Geflüchteten, organisieren Sprachkurse und sorgen dafür, dass Kinder den Schulunterricht besuchen. Auch bei der Wohnungssuche und der Vermittlung von Arbeitsstellen helfen sie weiter.
Wie wichtig sind persönliche Kontakte?
In vielen Gemeinden haben sich sehr engagierte Arbeitsgruppen und Helferkreise zusammengetan. Von Sprachpatenschaften über Hausaufgabenbetreuung bis hin zu Dolmetscherdiensten organisieren sie ein vielfältiges Unterstützungsangebot und regen Begegnungen zwischen Flüchtlingen und Einheimischen an. Initiativen wie der Bundeswettbewerb Zusammenleben Hand in Hand – Kommunen gestalten zeigen, dass Integration dort besonders gut gelingt, wo Politik und Verwaltung eng mit Bürgern, Verbänden und Vereinen zusammenarbeiten.
Gelingt Integration in kleinen Orten besser als in großen Städten?
Nach dem Motto „Gelingende Integration benötigt ein ganzes Dorf“ nutzen Orte wie Everswinkel im Münsterland die Vorteile einer kleinen Kommune: Kurze, schnelle Informationswege, alle kennen sich und im Sportverein findet jeder schnell Anschluss. Aber auch Städte haben ihre Vorteile. Internationale Metropolen wie Frankfurt, München oder Berlin ziehen seit jeher Einwanderer aus aller Welt an. Die Bewohner sind erfahren im Umgang mit kultureller Vielfalt und Menschen anderer Herkunft sind dort längst in die lokale Wirtschaft integriert.
Wo liegen die größten Herausforderungen der Integration?
Die Vermittlung von Bildung und Qualifizierung ist eine der wichtigsten Aufgaben, ebenso wie die Unterbringung von Migranten in bezahlbaren Wohnungen. Vor allem in Ballungsräumen mit angespanntem Wohnungsmarkt ist das sehr, sehr schwierig. Auch Behördengänge, die über die Zukunft entscheiden können, sind für viele Geflüchtete und Asylsuchende mit Schwellenangst und Unsicherheit verbunden. Das hat mit der komplizierten Amtssprache und kulturellen Unterschieden zu tun. Städte wie Bremen, Berlin und Hamburg werben daher um Jugendliche mit Migrationshintergrund für Tätigkeiten in der Verwaltung.
Wie erleichtern Kommunen Migranten den Jobeinstieg?
Grundsätzlich ist die Vermittlung in Arbeit eine staatliche Aufgabe, die die Jobcenter der Agentur für Arbeit umsetzen. Viele Gemeinden haben jedoch zusätzliche Angebote entwickelt. Sie richten zentrale Anlaufstellen für arbeitssuchende Flüchtlinge ein, erfassen Fähigkeiten und Bildungsabschlüsse in Kompetenzprofilen, vermitteln Kontakt zu regionalen Arbeitgebern oder schulen Arbeitsmarktlotsen, die Zuwanderer individuell bei der beruflichen Orientierung unterstützen. Einige Städte wie Regensburg oder Stuttgart bieten Teilzeit-Kurse für Migrantinnen an, die zeitlich häufig weniger flexibel sind als Männer.