Jugendherberge – Treffpunkt für Erholung und Austausch
Vor mehr als einhundert Jahren hatte ein deutscher Pädagoge die Vision der Jugendherberge. Heute gibt es mehr als 400 solcher Einrichtungen in Deutschland.
Jugendherbergen bieten nicht nur eine günstige Übernachtungsmöglichkeit. Sie organisieren Gemeinschaftserlebnisse und geben die Möglichkeit, Land und Leute besser kennenzulernen. Ein Gespräch mit Professor Günther Schneider, Präsident des Dachverbandes, über das Erlebnis Jugendherberge.
Jugendherberge – das klingt nach Übernachtungen für junge Menschen. Ab wann ist man zu alt dafür?
Zu alt ist man nie. Inzwischen besuchen uns zunehmend Familien und erwachsene Einzelgäste. Es ist eine günstige Art der Übernachtung für alle, die Gemeinschaft erleben möchten. Wir verstehen uns als Ort der Begegnung, der Erholung und des Miteinanders. Menschen, die sich vorher nicht kannten, spielen zusammen Basketball, gehen gemeinsam wandern, sammeln Kräuter oder nehmen am Rollenspiel Demokratie teil.
In Jugendherbergen können Menschen aus der ganzen Welt übernachten. Warum ist es so wichtig, dass es dieses Angebot für Auslandsreisende gibt?
Das Konzept Jugendherberge steht für Weltoffenheit und ist gesellschaftlich gesehen heute von enormer Aktualität. Menschen, ganz gleich welcher Herkunft, sollen Land und Leute kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen. Im Übrigen gibt es auch einen intensiven internationalen Austausch mit unseren Partnerverbänden, darunter China, Polen und Japan. Alleine am Programm „Ich schulde dir Respekt“ (IOU Respect) haben 1.000 Menschen teilgenommen.
Um in einer Herberge übernachten zu können, braucht man eine Mitgliedschaft. Wie wird man Mitglied?
Man kann eine Mitgliedschaft online unter jugendherberge.de abschließen oder direkt vor Ort in der Jugendherberge Mitglied werden. Wir haben aktuell 2,4 Millionen Mitglieder bei 9,4 Millionen Übernachtungen jährlich. Was uns sehr freut: Es gibt kaum Fluktuation bei der Mitgliederzahl. Auch während der Corona-Zeit, in der die Herbergen schließen mussten, blieben uns die Mitglieder treu.
Das DJH ist einer der größten gemeinwohlorientierten Verbände in Deutschland. Woher stammt das Konzept der Jugendherberge?
Im Jahr 1909 hatte der Lehrer Richard Schirrmann die Vision einer Jugendherberge. Er unternahm mit seiner Klasse eine achttägige Wanderfahrt und hatte Probleme, Schlafplätze zu finden. Dabei dachte er: Oh wie schön wäre es, von einer Hütte zur nächsten wandern zu können.
Diese Idee hat in Deutschland Fuß gefasst und wurde in die ganze Welt hinausgetragen. Heute gibt es 2.500 Herbergen in 60 Ländern. Alle zwei Jahre treffen sich die Vertreterinnen und Vertreter unseres Weltverbands Hostelling International zur Weltkonferenz – in diesem Jahr findet das Treffen im September in Berlin statt.
