„Es ist gut, wenn man gehört wird“
Nationale Sicherheitsstrategie: Fabio Flügel erzählt, wie Bürgerinnen und Bürger in Deutschland an der Erarbeitung beteiligt werden.
Deutschland gibt sich erstmals eine Nationale Sicherheitsstrategie. Sie soll einen breiten gesellschaftlichen Konsens widerspiegeln und wird unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Fachleuten erarbeitet. Außenministerin Annalena Baerbock besuchte im Juli einige der sieben Townhall Meetings in ganz Deutschland. Fabio Flügel berichtet von dem Treffen in Hof, Bayern und vom anschließenden Open Situation Room in Berlin:
„Ich habe in unserer lokalen Zeitung von dem Town-Hall-Meeting mit Außenministerin Baerbock gelesen. Fragen der nationalen und internationalen Sicherheitspolitik interessieren mich schon lange und ich habe mich dann einfach angemeldet. Vielleicht kann ich ja aktiv einen Beitrag zur Sicherheitsstrategie leisten, dachte ich. Und ich hatte Glück und wurde nach Hof eingeladen. Die beiden Themen des Meetings waren Cybersicherheit sowie Flucht und Migration.
Wir haben uns nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen geteilt und jeweils eines der Themen durchgearbeitet. Ich war in der Cybersicherheit-Gruppe und das war eine sehr offene Runde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich frei darüber ausgetauscht, bei welchen Aspekten wir Bedenken oder Ängste haben und welche Gefahren wir sehen. Es war sehr interessant: Oft stellte sich heraus, dass die Schritte zur Lösung von Problemen wieder ganz neue schaffen. Sehr wichtig war für uns herauszuarbeiten, wie staatliche Reaktionen auf Krisen die normalen Bürger betreffen.
Zum Abschluss gab es die große Frage- und Diskussionsrunde mit Außenministerin Baerbock. Alle hatten hier die Möglichkeit, der Ministerin offen Fragen zu stellen oder Anregungen und Gedanken mitzuteilen und das haben wir natürlich wahrgenommen. Das hat mir sehr gut gefallen. Viele von uns Deutschen sind sehr gut darin, sich zu beschweren, da nehme ich mich nicht aus, aber doch sehr zögerlich, wenn es darum geht, aktiv zu werden. Aber wer die Möglichkeit zur Mitwirkung hat, sollte auch zugreifen. Ich bin sehr froh, dass ich es getan habe. Es macht ja unsere Demokratie aus, dass wir auch Dinge sagen können, die nicht jedem gefallen, die vielleicht anecken. Mit einer Äußerung oder einer Idee kann man aber auch immer etwas bewirken, vielleicht bleibt eine Erinnerung im Kopf, vielleicht ist ein Aspekt wichtig. Jedenfalls war es mir so möglich, meinen Teil beizutragen, aktiv mitzuwirken bei einer so zentralen Aufgabe wie einer Nationalen Sicherheitsstrategie.
Ich hatte beim Town-Hall-Meeting zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, dass es um das Thema ging. Wir wurden ausführlich angehört. Das fand ich extrem wichtig, denn viele Menschen vermuten, dass Politiker bei einem Auftritt immer eher eigene Interessen verfolgen. Aber hier ging es nicht um Selbstdarstellung oder Wahlkampf, da war ich positiv überrascht. Ich würde jederzeit wieder mitmachen. Das Thema stand im Mittelpunkt und die ehrliche Absicht, die Meinung der Bürgerinnen und Bürger zu hören. Es ist eine gute Sache, wenn man gehört wird.“
Fabio Flügel, 29, ist verheiratet und Vater einer Tochter, er gehört der Bundeswehr an.
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