„Es wird bedeutende Fortschritte geben“
Sind die Ziele der Agenda 2030 erreichbar? Das sagt Achim Steiner, Leiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen.
Herr Steiner, was hat Deutschland zur Agenda 2030 beigetragen?
Deutschland hat beispielsweise ein Papier vorbereitet, das später Teil der EU-Position wurde, die heute als die fünf P bekannt ist: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership (Menschen, Planet Erde, Wohlstand, Frieden, Partnerschaft). Die fünf P haben es uns einfacher gemacht, die nachhaltigen Entwicklungsziele zu vermitteln.
Um die Ziele zu erreichen, müssten bei den Investitionen in Entwicklung aus Milliarden Billionen werden. Ist die internationale Gemeinschaft auf dem richtigen Weg dahin?
Die einfache Antwort ist: Nein. Wir müssen die Investitionen auf eine Ökonomie des 21. statt des 20. Jahrhunderts ausrichten. Dieser Wandel vollzieht sich noch nicht im nötigen Maß. Und die Zeit wird knapp.
Mit dem Wissen von heute: Werden die Ziele der Agenda erreicht?
An vielen Orten und mit Blick auf individuelle Ziele: Ja. Aber die Realität in einer Welt mit mehr als 190 Nationen ist, dass die Dinge sich nicht immer in derselben Geschwindigkeit bewegen. Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass einige Länder die Ziele nicht erreichen werden. Grundsätzlich bin ich aber sicher, dass es bedeutende Fortschritte geben wird.
Wie wichtig ist Deutschland für die Arbeit des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP)?
Die Bedeutung ist in den vergangenen Jahren gewachsen, besonders durch die Reaktion auf Krisen wie in Afghanistan, im Libanon, im Irak, in Jordanien, im Jemen oder in Libyen. Deutschland hat hier erhebliche Summen zur Verfügung gestellt. Es gehört zu den wichtigsten Gebern für die Arbeit von UNDP vor Ort. Ich hoffe, dass Deutschland in den kommenden Jahren auch seinen Beitrag zum Kernmandat von UNDP erhöht. Projekte in bestimmten Ländern zu fördern, ist eine Sache, die Organisation als Ganze zu unterstützen, eine andere.
Deutschland setzt sich für eine stärkere Vernetzung von Entwicklung und Sicherheit ein. Entspricht das den Zielen von UNDP?
Ja, auf jeden Fall. Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir in vielen Teilen der Welt Spannungen und Konflikte sehen, die sich manchmal zu Extremismus steigern. Militärische Antworten allein sind nicht genug, denn oft liegen die Ursachen der Probleme in wirtschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung. Wir müssen auf die Ursachen schauen, nicht auf die Symptome. Wenn wir den Fragen von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt nicht in ihrem Zusammenspiel begegnen, werden wir wahrscheinlich scheitern.
Sie sind der ranghöchste Deutsche bei den Vereinten Nationen. Wie fühlt sich das an?
Es ist eine große Ehre, aber auch eine Verantwortung. Wenn man ernannt ist, muss die Nationalität ohnehin zweitrangig werden. Wir vertreten die Vereinten Nationen.
Interview: Friederike Bauer