„Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser“
Johannes Rück vom deutschen WASH-Netzwerk über die Rolle der internationalen Zivilgesellschaft bei der Wasser- und Sanitärversorgung.
Herr Rück, 29 deutsche Nichtregierungsorganisationen aus der humanitären Not- und Übergangshilfe und der internationalen Entwicklungszusammenarbeit haben sich im WASH-Netzwerk zusammengeschlossen. Was sind die Ziele des Netzwerks?
Mit unserem Netzwerk und unseren vor Ort aktiven Mitgliedsorganisationen stärken wir die Wasser- und Sanitärversorgung von Menschen in über 60 Ländern. Das WASH-Netzwerk lässt uns mit einer Stimme sprechen und internationale Prozesse mitgestalten. Es gilt, das von den Vereinten Nationen 2010 erklärte Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung durchzusetzen. Dass dies oft noch nicht gelingt, liegt mitunter sogar an Hilfsorganisationen. Denn wenn diese selbst in die Versorgung einsteigen und Regierungen somit aus der Verantwortung entlassen, entstehen keine nachhaltigen Strukturen. Das Ziel des WASH-Netzwerks ist es daher, sowohl die lokale Zivilgesellschaft als auch die Regierungen zu befähigen zu einer dauerhaften Versorgung der Bevölkerung beizutragen. Eine direkte Versorgung der Bevölkerung ist nur in humanitären Kontexten richtig, denn hier ist WASH überlebenswichtig.
Zu ihren aktuellen Schwerpunkten zählt auch die Unterstützung einer feministischen Entwicklungspolitik?
Wir begrüßen die feministische Entwicklungspolitik, da es schon immer ein Kernanliegen unseres Netzwerks ist, weltweit besonders benachteiligte und marginalisierte Gruppen zu unterstützen – und dazu zählen leider sehr oft Frauen und Mädchen. Sie sind überwiegend für die Versorgung der Familien mit Wasser verantwortlich und auch betroffen, wenn Mädchen während ihrer Periode der Schule fernbleiben, weil es dort an sicherer Sanitärversorgung fehlt. Aber auch das Berufsfeld WASH (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) muss weiblicher und attraktiver für Frauen werden. Bei unseren technischen Trainings zur Wasser- und Sanitärversorgung für lokale Akteure wollen wir den Frauenanteil gezielt erhöhen. Während der Frauenanteil in den Kursen in asiatischen Ländern mittlerweile fast 50 Prozent erreicht hat, liegt er in Subsahara-Afrika bei lediglich 20 Prozent – da ist noch viel Luft nach oben.
Sie haben die Bedeutung der Zivilgesellschaft angesprochen. Worin liegt deren besonderes Potenzial?
Hinter den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen steht der grundsätzliche Anspruch, niemanden zurückzulassen. In den ärmsten Ländern und dort besonders in den ländlichen Regionen sind zivilgesellschaftliche Organisationen oft als einzige vor Ort noch in der Lage, diesen Anspruch in der Wasser- und Sanitärversorgung durchzusetzen. Wir sind mit unseren lokalen Partnern in den Gemeinschaften verwurzelt und kennen ihre Bedürfnisse und Herausforderungen. Insbesondere in Krisengebieten und fragilen Staaten erreichen zivilgesellschaftliche Akteure die Menschen oft effizienter als staatliche oder multilaterale Organisationen, die Risiken eher scheuen.
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