Kostbare Ressource Wasser
Wassermanagement wird zunehmend wichtig im Kampf gegen die Klimakrise. Expertinnen und Experten aus aller Welt trafen sich zum Austausch in Deutschland.
Wenn es um den Kampf gegen den Klimawandel geht, ist Ivana Vojinović pragmatisch. Mit ihrer zehnjährigen Erfahrung als Vizeministerin für Umwelt- und Klimaschutz der Regierung von Montenegro weiß sie genau, welche Hebel man betätigen muss, um substanzielle Veränderungen anzuschieben. „Der Klimaschutz hatte es schon immer schwer in der Politik. Aber wenn es um Geld geht, werden alle sofort hellhörig. Und beim Klimawandel geht es um sehr viel Geld.“ Die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken haben unmittelbaren Einfluss auf globale Finanzströme. Etwa dann, wenn nicht versicherte Vermögenswerte durch Extremwetterereignisse zerstört werden, so Vojinović. Sie leitet derzeit das Zentrum für Klimawandel, Ressourcen und Energie der Universität Donja Gorica in Montenegro. „Man muss den Entscheidungsträgern also klarmachen, dass sie sehr viel Geld verlieren, wenn sie nicht handeln.“
Zusammen mit anderen Expertinnen und Experten aus aller Welt war Vojinović Mitte September 2023 zu Gast in Deutschland. Eingeladen hatte das Auswärtige Amt im Rahmen des Besucherprogramms der Bundesrepublik Deutschland. Eine Woche hatten die Gäste die Gelegenheit, sich zu einem Aspekt kommender Klimarisiken auszutauschen, der seit einigen Jahren auch in Deutschland immer größere Aufmerksamkeit bekommt: der Umgang mit der knapper werdenden Ressource Wasser. Zum Auftakt stand ein Besuch des renommierten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) auf dem Programm, später folgten Gespräche mit Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz im Bundestag.
Der Bustransfer zum PIK in Potsdam musste wegen Klimaprotesten abgesagt werden. Aktivistinnen und -aktivisten der „Letzten Generation“ blockierten den Verkehr im gesamten Berliner Stadtgebiet. Nicht allen waren die Aktionen der Protestgruppe bekannt, die sich mit Sekundenkleber mitten auf verkehrsreiche Straßen heften, um maximale Aufmerksamkeit zu generieren. Anfänglichem Unmut und Enttäuschung folgte jedoch die Erkenntnis: Zweck des Besuchs in Berlin war, den deutschen Umgang mit der Klimakrise kennenzulernen. Wozu eben auch die Protestaktionen junger Aktivistinnen und Aktivisten gehörten.
Trend zu Extremwetter
Der Austausch mit dem PIK konnte dann aber doch noch stattfinden, kurzfristig zur Online-Veranstaltung umdisponiert. Professor Fred Hattermann, stellvertretender Abteilungsleiter der Arbeitsgruppe Hydroklimatische Risiken im PIK fasste in einem Vortrag die entscheidenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel zusammen: Extremwetterereignisse, wie etwa lange Dürreperioden oder Fluten, stehen in direktem Zusammenhang mit der Erderwärmung. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass 1.000-Jahre-Fluten in Zukunft alle 100 Jahre auftreten werden“, so Hattermann. „Wir beobachten einen klaren Trend in Richtung mehr und extremeren Ereignissen.“ Was sich auch geändert hat: Klimaschutz spielt eine zunehmend große Rolle in den Medien. Aktionen wie die der Letzten Generation sieht Hattermann als Impuls, der den Handlungsdruck auf die Politik hochhält.
Ein großes Verdienst des PIK ist es, Vorhersagemodelle für verschiedene Szenarien zu entwickeln – etwas, was in vielen Regionen der Welt dringend benötigt wird, wie man aus den Fragen der Besucherinnen und Besucher an Professor Hattermann heraushören konnte. Dr. Wimolpat Bumbudsanpharoke Khamkanya, Senior Expert Economic Analysis of Water Resources Development im Amt für nationale Wasserressourcen Bangkok, war interessiert an Analysemöglichkeiten, den Effekt der Klimaerwärmung auf natürlich wiederkehrende Wetterphänomene wie tropische Wirbelstürme messen zu können. Muna Hasan Mahmoud Gharaibeh, stellvertretende Generalsekretärin der jordanischen Wasserbehörde, berichtete von der sehr angespannten Situation in ihrem Land, den immer knapper werdenden Wassermengen, die der Bevölkerung zur Verfügung stehen, dem zunehmenden Problem der Wasserverschmutzung und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit, verlässliche Vorhersagemodelle für die Zukunft zu entwickeln.
Droht Deutschland ein Wassermangel?
Besonders interessant für die meisten der internationalen Expertinnen und Experten war der generelle Umgang Deutschlands mit den Auswirkungen des Klimawandels. Die Journalisten Dragan Nikolić aus Kroatien und Georgios Lialios aus Griechenland wollten wissen, wie Deutschland die Energiekrise des vergangenen Winters meistern konnte, ob die Umstellung auf erneuerbare Energieträger dadurch in Gefahr gerät und wie das Land sich auf zunehmende Wetterextreme wie Dürren und Überschwemmungen vorbereitet. An der sogenannten Energiewende arbeite das PIK weiterhin eng zusammen mit der Politik, so Hattermann, er sehe Deutschland weiter auf einem guten Weg. Was das Wassermanagement angeht, gebe es tatsächlich große Herausforderungen. Beispiel Berlin: „Die Bundeshauptstadt benötigt einen Wasserzufluss von acht Kubikmetern pro Sekunde, um eine ausreichende Qualität des Trinkwassers zu gewährleisten. Es ist schwierig, diesen Wert in Zukunft einhalten zu können.“