„Frieden ist wichtig für den Logistiksektor“
Wie hat die „Neue Seidenstraße“ Duisburg geprägt? Ein Gespräch mit Markus Teuber, dem China-Beauftragten der Stadt, über Chancen und Herausforderungen.
Waren, Gewürze und Luxusgüter, aber auch Wissen und Kultur wurden schon in der Antike über die Seidenstraße ausgetauscht, deren Hauptroute den Mittelmeerraum auf dem Landweg mit Ostasien verband. Vor zehn Jahren kündigte Chinas Staatspräsident Xi Jinping mit dem Projekt „Neue Seidenstraße“ eine Neuinterpretation und Wiederbelebung des gewaltigen Handelsnetzes an. Die Stadt Duisburg wurde als Endpunkt der Route in Europa zum wichtigen Logistikknoten und ist seither eng mit China verbunden. Duisburg hat mit Markus Teuber einen China-Beauftragten, der den strategischen Austausch koordiniert. Im Interview erzählt Teuber, wie das Projekt seine Stadt verändert hat und welche Herausforderungen er in der Zukunft sieht.
Herr Teuber, Duisburg wird manchmal auch die „China-Stadt“ genannt. Wie hat das Projekt „Neue Seidenstraße“ Duisburg geprägt – wie „chinesisch“ ist Duisburg also heute?
Seit jetzt zehn Jahren ist Duisburg der europäische Logistikknotenpunkt für China im Rahmen der „Neuen Seidenstraße“. Im Hafen Duisburg kommen täglich Züge mit Waren aus China an, die dann direkt in mehr als 20 europäische Großstädte weitergeleitet werden. Wir zählen aktuell 120 chinesische Unternehmen und eine stark wachsende chinesische Community von 1.300 Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern in Duisburg. Unsere chinesische Community lebt vorwiegend in den Innenstadtlagen, gerade im Stadtteil Neudorf, in der Nähe der Universität, wo auch viele chinesische Studierende eingeschrieben sind. In Neudorf haben sich einige chinesische Restaurants und Geschäfte angesiedelt. Zudem bietet der dortige chinesische Garten im Duisburger Zoo einen sehr authentischen Einblick in die Kultur unserer Partnerstadt Wuhan, mit der wir seit mehr als 40 Jahren verbunden sind.
Vor zehn Jahren war die Gründung der „Neuen Seidenstraße“ mit großen Hoffnungen und Erwartungen verbunden. Wie hat Duisburg davon profitiert – und wo liegen Herausforderungen?
Vor zehn Jahren begann alles mit ein bis zwei Zügen die Woche. Die Zahl der Verbindungen stieg in den Folgejahren kontinuierlich und konnte in der Coronazeit einen Höhepunkt von bis zu 60 Zügen die Woche erreichen. Mit dem Ausbau der Zugverbindung stieg auch die Anzahl der chinesischen Investoren, die sich in Duisburg ansiedelten. Allerdings stand die China-Zugverbindung mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges vor Herausforderungen, so dass die Anzahl der Zugverbindungen im Frühjahr 2022 rückläufig wurde. Zurzeit liegen wir wieder bei 30 Verbindungen pro Woche, so wie vor der Pandemie.
China will künftig weniger Geld in das Projekt investieren. Auch der Krieg in der Ukraine ist eine Herausforderung. Wie sehen Sie die Zukunft des Projekts?
Frieden und weltpolitische Stabilität sind von enormer Wichtigkeit für den Logistiksektor. Dies gilt auch für die Seidenstraßenverbindung. Nach wie vor stellt die Zugverbindung eine für Unternehmen hochinteressante Alternative zur See- und Luftfracht dar. Sie wird sich auch weiterhin positiv entwickeln, wenn die weltpolitischen Rahmenbedingungen dies zulassen.
Markus Teuber war von 1982 bis zu seinem Ruhestand 2019 für die Duisburger Hafen AG tätig, dort in verschiedenen leitenden Funktionen bei der Muttergesellschaft sowie als Geschäftsführer mehrerer Tochtergesellschaften in der Geschäftsleitung der Unternehmensgruppe, zuletzt seit 2008 Generalbevollmächtigter der Duisburger Hafen AG. Im Rahmen seiner Tätigkeiten betreute er auch den Auf- und Ausbau der Geschäftsbeziehungen zu chinesischen Unternehmen. Seit Mai 2021 ist er China-Beauftragter der Stadt Duisburg.