Wir arbeiten anders!
Die Pandemie hat die Veränderung der Arbeitswelt massiv beschleunigt. Wo führt der Weg hin? Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?
Die vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange. Vernetzung und Digitalisierung verändern unsere Arbeitswelt wie nie zuvor. Alte Berufe verschwinden, neue entstehen. Unternehmen verschlanken ihre Strukturen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Und die Arbeitenden selbst fragen sich zunehmend: Wie will ich arbeiten? Und welchen Stellenwert hat Arbeit in meinem Leben? Die Pandemie hat sich als Treiber dieser Entwicklung gezeigt. Was vorher einer privilegierten Minderheit vorbehalten blieb, ist nun fast Standard. „Homeoffice“, „Remote Work“, „Jobsharing“ und „Co-Working“ sind Schlüsselbegriffe in der neuen Arbeitswelt. Nicht zu vergessen „Purpose“, also der höhere Sinn der Arbeit. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) spricht von einem „großflächigen, bundesweiten Experiment der Digitalisierung von Arbeit und Kooperation“.
Einfluss auf Mobilität und Urbanisierung
Die Entwicklung hat auch Einfluss auf andere Megatrends wie Urbanisierung und Mobilität. Stefan Rief, Leiter des Forschungsbereichs Organisationsentwicklung und Arbeitsgestaltung im Fraunhofer IAO prognostiziert: „Immer mehr Menschen werden für längere Phasen dem Unternehmen fernbleiben. Die Fahrt dorthin wird zu einer bewusst getroffenen Entscheidung. Und Leben und Arbeiten auf dem Land könnte für viele wieder eine attraktive Option werden.“ Wenn auch nicht für alle, wie Katharina Rath, Vorstandsmitglied für den Bereich Human Resources bei dem Logistikunternehmen DB Schenker, anmerkt. „Ein Drittel unserer Belegschaft arbeitet in Lagern und Terminals. Für sie ist Homeoffice gar keine Option.“ In diesem Fall müsse man Flexibilität neu denken – etwa in Form von Teamarbeit mit flachen Hierarchien und einem hohen Maß an Selbstbestimmtheit.
Nicht nur das Wo und Wann der Arbeit, auch der Modus der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen ändert sich. „Für immer mehr Menschen werden Beteiligung, Autonomie und Sinnstiftung ein Thema. „Das hat vor allem in den letzten zwei Jahren extrem zugenommen“, sagt Professorin Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability (IBE). Und damit seien nicht nur hippe Start-ups in Berlin gemeint, auch der deutsche Mittelstand fernab der großen Metropolen habe diese neuen Werte verinnerlicht. „All unsere mittelständischen Weltmarktführer aus der Provinz sind ja genau deshalb so erfolgreich, weil sie es schaffen, einen identitätsstiftenden Teamspirit unter ihren Mitarbeitenden zu generieren. Also in etwa: Das ist mein Betrieb und wir gehören zu den innovativsten der Welt.“
Herausforderung für die Unternehmen
Für Deutschland mit seinem starken Mittelstand und den vielen „Hidden Champions“ ist das hochrelevant, gilt der Mittelstand doch als wichtigster Innovations- und Technologiemotor. Über 99 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind Mittelständler. Sie tragen 61 Prozent zur gesamten Nettowertschöpfung bei, stellen 55 Prozent der Arbeitsplätze und beschäftigen 80 Prozent der Auszubildenden. Doch viele Unternehmen teilen eine Sorge: Sie finden nicht mehr ausreichend qualifizierte Fachkräfte. Zum einen steigen die beruflichen Anforderungen, zum anderen nimmt die Zahl der Erwerbstätigen durch den demografischen Wandel immer weiter ab. Besonders betroffen sind Berufe aus dem Handwerk, der Metall- und Elektroindustrie sowie dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich.
Dies hat die Bundesregierung erkannt und steuert dagegen. Im Rahmen einer Strategie zur Sicherung von Fachkräften sollen zum einen Frauen sowie ältere Personen noch stärker in den Arbeitsmarkt eingebunden werden. Außerdem wird die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland gefördert und erleichtert – mit einem 2020 dafür verabschiedeten Gesetz. Darüber hinaus werden Unternehmen ermutigt, die Vorteile einer vielfältigen Arbeitnehmerschaft zu nutzen: Menschen unterschiedlichen Geschlechts und Alters sowie verschiedener Herkunft und auch Menschen mit Behinderung bieten ein Mehr an Wissen und Sichtweisen, Unternehmen profitieren davon.
Wer in Zukunft in welchen Berufen in welchen Settings arbeiten wird, das hängt natürlich auch von der technologischen Entwicklung ab. „Im Kern geht es um die Frage, wie Mensch und Maschine in Zukunft zusammenarbeiten“, erklärt Ana Dujić, Abteilungsleiterin der Denkfabrik, eines Thinktanks des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). „Für jede Branche muss überlegt werden, welche Teile eines Berufsbildes durch Maschinen ersetzt werden, wo Fähigkeiten des Menschen durch Maschinen verstärkt werden und welche menschlichen Fähigkeiten einzigartig bleiben.“
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