Best Practice – 
grenzenlos lernen

ISTANBUL

Hoch über dem Goldenen Horn liegt das Istanbul Lisesi, eine der ausgezeichneten Deutschen Auslandsschulen.

Es ist eine Schule, die Brücken schlägt: das Istanbul Lisesi. Gelegen an der Schnittstelle von Europa und Asien, ist das Gymnasium Istanbul mit seiner großen deutschen Abteilung sowohl staatliche türkische Schule als auch Deutsche Auslandsschule. Das Besondere am Konzept: In das Gymnasium kommen die Begabtesten des Landes unabhängig vom Einkommen der Eltern. Der Schwerpunkt liegt auf Mathematik und Naturwissenschaften. Das Istanbul Lisesi ist unter den Deutschen Auslandsschulen das einzige Mitglied in dem hochkarätigen Netzwerk von deutschen MINT-Schulen vom Verein mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center. Die Schülerinnen und Schüler sind auch sprachlich fit: Obwohl viele ohne Deutschkenntnisse starten, legen die meisten am Ende ihrer Schullaufbahn das deutsche Abitur ab. So können sie in Deutschland studieren. Darauf werden die jungen Leute schon früh vorbereitet. Seit 2010 kooperiert das Gymnasium am Bosporus mit der Technischen Universität Kaiserslautern mit einem Fernstudienprogramm. Für dieses innovative Projekt unter dem Motto „Noch kein Abitur, aber schon Studierende – Brücke für Hochbegabte zum Studienstandort Deutschland“ wurde das Istanbul Lisesi beim Auslandsschulwettbewerb der Deutschen Industrie- und Handelskammern mit dem ersten Preis ausgezeichnet. ▪

MADRID

Aus einer Tradition heraus neue Wege gehen – in Spaniens Metropole Madrid verfolgt diesen Ansatz das Ausbildungszentrum Feda.

Wer bei Deutschen Auslandsschulen nur an die Klassiker mit allgemeinbildenden Abschlüssen denkt, den belehrt die Formacíon Empresarial Dual Alemana (Feda) eines Besseren. Bereits seit 1982 bietet dieses Ausbildungszentrum mit Sitz in Madrid (und Barcelona) zweisprachige interkulturelle Berufsausbildungen an. Angeboten werden kaufmännische Ausbildungsgänge sowie seit 2013 auch erstmals der spanischsprachige Ausbildungsgang zum Verkäufer. Die zweijährige Berufsausbildung ist blockweise in Theorie- und Praxisphasen aufgeteilt. Ausbildungsbetriebe und damit gleichzeitig Mitglieder des Schulvereins sind namhafte Unternehmen, deutsche Traditionsfirmen wie der Landmaschinenbauer Claas neben spanischen Modebetrieben wie Desigual. Mit diesem Konzept wurde die Feda-Schule von der Deutschen Kultusministerkonferenz (KMK) weltweit als die erste unabhängige Auslandsberufsschule staatlich anerkannt. Damit sind die Madrilenen Trendsetter. Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in einigen europäischen Ländern ist die duale Berufsausbildung in vieler Munde. Neben der qualifizierten Basis für einen Berufsstart kann sie auch den Weg für ein Hochschulstudium ebnen, teilweise können Schüler auch die Fachhochschulreife erreichen. Mitunter erkennen Hochschulen auch die in der Ausbildung erworbenen Kompetenzen an und verkürzen das Studium. Acht duale Berufsbildungszentren (BBZ) und drei Fachoberschulen rund um den Globus sowie die zwei Berufsschulen in Spanien werden von Deutschland gefördert. Der Schwerpunkt der dualen Berufsbildung liegt mit 700 Schülern in spanischsprachigen Ländern. Es sollen mehr werden. An der Deutschen Schule im griechischen Thessaloniki ist ein Konzept für eine duale berufliche Ausbildung in der ersten Umsetzungsphase. Und die ecuadorianische Regierung engagierte den ehemaligen BBZ-Leiter als Berater für die Einführung der dualen Ausbildung im Land. ▪

MANAGUA

Die Deutsche Schule Managua, eine der angesehensten Schulen in Nicaragua, setzt mit einem Quereinsteigerprogramm auf soziale Inklusion.

Glenda Urbina studiert erfolgreich Psychologie an der Martin-Luther-Universität in Halle. Sie hat zuvor ihr Internationales Baccalauréat am Colegio Alemán Nicaragüense bestanden. Die Lehrer hatten ihr Talent erkannt. Dass Glenda Urbina eine Ausbildung bekommt, die ihren Fähigkeit angemessen ist, ermöglichte das Quereinsteigerprogramm der Deutschen Schule Managua. Sie nimmt begabte Kinder aus armen Familien auf. Diese Jungen und Mädchen, die sonst nie die Chance auf einen zwölfjährigen Schulbesuch hätten, werden von ihren Lehrern empfohlen. Einige können ein Motivationsstipendium für ein Studium in Deutschland erhalten. Wie die Kinderärztin Gloriana, die in Freiburg Medizin studiert hat und jetzt in einem Krankenhaus in Nicaraguas Hauptstadt arbeitet. Ein Pilotprojekt mit einer Online-Spendenplattform soll helfen, das Quereinsteigerprogramm auszuweiten. ▪

SINGAPUR

In der südostasiatischen Wirtschaftsmetropole Singapur muss eine Schule auch technisch auf der Höhe der Zeit sein – die German European School Singapore gilt hier als Vorzeigemodell.

Der 5,5-Millionen-Stadtstaat an der Südspitze der malaiischen Halbinsel ist die Bildungszentrale in Südostasien. Mit dem Aufstieg Singapurs ist auch die German European School Singapore (GESS) zu einem Vorzeigestandort avanciert. 1971 war sie als Schule für Kinder der Mitarbeiter deutscher Firmen in der aufstrebenden Region gegründet worden. Um im Bildungswettbewerb in Singapur bestehen zu können, hat die Schule am Rand eines Urwaldschutzgebietes auch einen europäischen „Eurosec“-Zweig mit Englisch eröffnet. Zum Erfolg hat auch der Ruf der Schule bei neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) beigetragen. Ein Beispiel ist das „Global School Project“. Die GESS ermöglicht mithilfe eines interaktiven Videokonferenzsystems zeitgleichen Unterricht für Oberstufenschülerinnen und -schüler in Singapur und in der Deutschen Schule im nordthailändischen Chiang Mai. Diese digitale Verbindung zweier Klassenzimmer ist ein innovatives Programm der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA). ▪

SÃO PAULO

Die Porto-Seguro-Schule in São Paulo ist die größte Deutsche Auslandsschule.

Sie ist auch 10 000 Kilometer von Deutschland entfernt der Klassiker am ersten Schultag: die Zuckertüte. Am Colégio Visconde de Porto Seguro im Süden Brasiliens tragen sie die Grundschüler stolz im Arm. Wie die meisten Deutschen Schulen in Brasilien war sie an der Wende zum 20. Jahrhundert von deutschen Einwanderern eröffnet worden. Heute ist das Colégio Visconde de Porto Seguro mit insgesamt fünf Standorten die größte Privatschule Brasiliens. Ein Teil der Lernenden erhält aus sozialen Gründen die Schulgebühren erlassen. Am bilingualen Zweig lernen die Jungen und Mädchen vom Kindergarten an zwei Kulturkreise kennen. Und deutsche Traditionen werden gepflegt: In allen Jahrgängen legen die Kinder das Deutsche Sportabzeichen ab. Das Colégio Visconde de Porto Seguro gilt dabei als weltweit erfolgreichste Schule. ▪

DUBLIN

Im internationalen Schmelztiegel der irischen Hauptstadt Dublin ist die St. Kilian’s Deutsche Schule eine Bildungseinrichtung mit integrativer und nachhaltiger Ausrichtung.

Kinder aus mehr als 50 Nationen lernen in der irischen Hauptstadt an der St. Kilian’s Deutsche Schule Dublin, die in den 1950er-Jahren gegründet worden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Irische Rote Kreuz in der „Operation Shamrock“ elternlose Kinder aus Deutschland nach Irland gebracht. Sie sollten ihre Muttersprache nicht völlig verlieren. Daraus hat sich eine leistungsstarke Bildungseinrichtung entwickelt. „Die St. Kilian´s importiert Bildung made in Germany – damit verbinde ich persönlich in erster Linie eine große Qualität“, betont Schulleiterin Alice Lynch. 2005 gründete die St. Kilian´s mit der französischen Schule Lyceé Français d’Irlande einen „Eurocampus“ im Süden von Dublin. „Wir haben eine Lernumgebung geschaffen, in der unsere Schüler anderen Nationen, Kulturen und Sprachen begegnen. Sie lernen Respekt vor dem Anderssein, das gilt nicht nur für die Herkunft eines Menschen. Als inklusive Schule nehmen wir auch behinderte Kinder auf“, berichtet Alice Lynch. Und dass sich die Deutsche Schule auf der Grünen Insel mit dem Umweltschutzprojekt „Grüne Schule“ engagiert und dafür ausgezeichnet wurde, ist auch passend. ▪

KAIRO

Die Deutsche Schule der Borromäerinnen in Kairo setzt in der Transformationsgesellschaft Ägypten auf die solide Ausbildung von Mädchen.

Im Potpourri der Deutschen Auslandsschulen fallen die der Borromäerinnen (DSB) in Alexandria und Kairo auf. Seit mehr als 100 Jahren betreibt der katholische Orden die Schulen in dem nordafrikanischen Land. Die Lehranstalt in Alexandria wurde im Jahr 1884 für deutschsprachige Kinder gegründet, deren Väter beim Bau des Hafens beschäftigt waren. Wegen der großen Nachfrage eröffneten die Schwestern 1904 in der ägyptischen Hauptstadt eine DSB. Seit 1946 werden nur noch Mädchen aufgenommen. Die Schülerinnen sind vor allem Ägypterinnen, die teilweise muslimischen, teilweise christlichen Glaubens sind. Es ist der Schule ein Anliegen, die Entwicklung der Mädchen zu selbstbewussten, kreativen und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu fördern, um ihr Wirken in der Familie und der ägyptischen Gesellschaft zu unterstützen – einer Gesellschaft im Umbruch, die kluge Köpfe braucht. ▪

KAPSTADT

Grenzen zu überwinden, das gehört zur Deutschen Internationalen Schule Kapstadt.

Am Fuße des Löwenkopfs strahlt sie über unsre Stadt: Die DSK – ist ein echtes Unikat.“ In vier Sprachen singen die Kinder das Lied der Deutschen Internationalen Schule Kapstadt, die sich an einen der Hausberge der südafrikanischen Küstenstadt schmiegt. Deutsch, Englisch, Afrikaans und Xhosa werden hier nicht erst seit Ende des rassistischen Apartheidregimes gesprochen. Als in Südafrika die Diskriminierung nichtweißer Menschen Alltag war und Nelson Mandela noch im Gefängnis saß, öffnete sich die DSK für Menschen aller Hautfarben. Kinder aus Townships können seit Langem die „Neue Sekundarstufe“ besuchen. Die Bundesregierung bezuschusst das Schulgeld von Kindern, die sich sonst den Besuch der Schule nicht leisten könnten. Wie bei Demelza Mulligan. Die inzwischen 30-Jährige besuchte die DSK und studierte an der Fachhochschule in Münster International Management. Zu ihren Stärken zählt Mulligan interkulturelle Kompetenz. Heute arbeitet sie für eine deutsche Firma in Johannesburg. ▪