„Wissenschaftler müssen sich einmischen“
Die Falling Walls Conference 2018 holt Wissenschaftler aus aller Welt auf die Bühne in Berlin. Es geht um Themen, die die Welt verändern.
Jürgen Mlynek, von 2005 bis 2015 Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Deutschlands größter Wissenschaftsorganisation, zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der deutschen Forschungslandschaft. Als Kuratoriumsvorsitzender der Falling Walls Foundation empfängt Mlynek internationale Spitzenwissenschaftler und Nachwuchstalente zu Falling Walls 2018 in Berlin.
Herr Professor Mlynek, welche Schwerpunkte setzt die Falling Walls 2018?
Viele Vorträge und Diskussionen widmen sich der Künstlichen Intelligenz. Beim Falling Walls Circle treffen sich rund 70 Meinungsmacher aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft – eine Mischung aus etablierten Führungskräften und jungen Wilden. Das Oberthema lautet „The Human Genius in the Age of Artificial Intelligence“. Im Hauptprogramm der Falling Walls wird unter anderem Leibniz-Preisträger Bernhard Schölkopf das Thema Künstliche Intelligenz aufgreifen. Wir bilden eine große thematische Bandbreite ab: von den Neurowissenschaften über Nachhaltigkeit in der Industrie bis zur Frage nach der Zukunft der Demokratie.
Weltweit ist der freie wissenschaftliche Austausch unter Druck geraten. Populistische und nationalistische Stimmen werden lauter. Was bedeutet das für die Wissenschaft?
Wir Wissenschaftler müssen uns stärker einmischen. Wenn die Zukunft Europas auf dem Spiel steht, dabei denke ich auch an die Wahlen zum Europaparlament im Mai 2019, kann man sich nicht mehr zurücklehnen. Wir brauchen europäischen Zusammenhalt, wir brauchen wissenschaftliche Kooperation. Sonst können wir mit den USA und mit China nicht länger mithalten. Aber auch diese Länder können die großen Zukunftsthemen der Wissenschaft nicht alleine bewältigen. Es gilt, weltweit an einem Strang zu ziehen und nationale Partikularinteressen zurückzustellen. Dafür kann die Falling Walls überzeugend werben: mit internationalen Wissenschaftlern, die den gesellschaftlichen Wert ihrer Arbeit öffentlich präsentieren.
Das Falling Walls Lab richtet sich ausdrücklich an den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ja, dafür kommen 100 junge Leute aus der ganzen Welt nach Berlin. Sie haben sich über Falling Walls Labs in zahlreichen Ländern qualifiziert, auch über Wettbewerbe an den Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäusern (DWIH) in New York, São Paulo, Moskau, Neu-Delhi und Tokyo. Ihre Herausforderung ist, in dreiminütigen Vorträgen die Relevanz ihrer aktuellen wissenschaftlichen Themen zu vermitteln. Genau diese Artikulationsfähigkeit braucht es, um mit der Gesellschaft, aber auch mit der Politik ins Gespräch zu kommen.
Interview: Johannes Göbel
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