Von Alzheimer bis Weltraumforschung
Rund 2.300 Wissenschaftskooperationen zwischen Deutschland und den USA bringen wertvolle Erkenntnisse.

Neue Hoffnung bei Grünem Star
Grüner Star gehört zu den häufigsten Augenerkrankungen – und ist tückisch. Denn Betroffene spüren anfangs kaum Symptome. Die teils zur Erblindung führenden Folgen der Krankheit können jedoch nur durch frühzeitiges Erkennen abgewendet werden. Bislang muss man dazu beim Arzt den Augeninnendruck kontrollieren lassen. In Zukunft könnte die Vorbeugung deutlich leichter fallen – dank einer deutsch-amerikanischen Forschungszusammenarbeit am USA Center Midwest der Fraunhofer-Gesellschaft. Professorin Wen Li, als innovativste Wissenschaftlerin von der Universität Michigan ausgezeichnet, entwickelte mit ihrem Team sehr dünne Sensoren, die wie Kontaktlinsen getragen werden. Sie messen den Innendruck des Auges und helfen bei der Früherkennung des Grünen Star.

Internationalisierung unverzichtbar
Das von Wen Li geführte Fraunhofer Center Midwest wurde bereits 1994 gegründet. In der deutschen Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft heißt es, die USA seien als Partner in Forschungsfragen und Innovationsentwicklungen unerlässlich. Dazu würden unter anderem die fünf Mal so hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung der USA beitragen – und die „Can do“-Mentalität. Bleiben die USA so optimistisch, investitionsfreudig und tatkräftig im Forschungsfeld? Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wurden die Budgets für viele Universitäten gekürzt. Die Folgen sind laut Fraunhofer-Gesellschaft noch nicht absehbar. Die Internationalisierung sei aber die „unverzichtbare Voraussetzung für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Wissenschafts- und Innovationsstandorts Deutschland“.

Intensiver Austausch
Diese Erkenntnis prägt seit Jahrzehnten insbesondere die internationale Zusammenarbeit mit den USA. Im Februar 2025 zählte die Hochschulrektorenkonferenz 2.295 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und den USA. 238 deutsche Hochschulen kooperieren mit 657 US-Hochschulen und sonstigen Einrichtungen. Die Leibniz-Institute schickten in jüngerer Vergangenheit mehr als 700 Forschende für Gastaufenthalte nach Übersee. Umgekehrt bekommt die Helmholtz-Gemeinschaft mit Martin Keller im November 2025 einen neuen Präsidenten, der fast 30 Jahre in den USA als Forscher gewirkt hat. Derzeit leitet Keller dort das National Renewable Energy Laboratory (NREL), das führende Forschungsinstitut für erneuerbare Energien der USA. Keller sagte nach Bekanntwerden seiner Wahl: „In meinem Leben wollte ich immer dort sein, wo ich einen Unterschied und die Welt zu einem besseren Ort machen kann.“ Das NREL sei dafür „ein fantastischer Ort“ – Helmholtz mit seinen 46.000 Spitzenforschenden sei jetzt aber eine einmalige Chance.
Forschungsschwerpunkt Klimaschutz
Die Helmholtz-Gemeinschaft kooperiert in den USA mit diversen Partnern. Mit der Universität von Wisconsin-Madison arbeitet das Institut derzeit etwa an einem klima- und umweltfreundlichen Kraftwerk, das mit Wasserstoffgas betrieben werden kann. Das Klima steht auch im Mittelpunkt eines Projekts des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). In Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde NASA betreut das DLR die Satellitenmission GRACE Follow-On. Dabei beobachten Satelliten das Gravitationsfeld der Erde und die darin enthaltenen Wasser- und Eismassen, um Veränderungen zu erkennen. Das soll langfristig einen Eindruck von der Entwicklung des Erdklimas ermöglichen.

Neue Ansätze gegen Alzheimer
Auch die Max-Planck-Gesellschaft ist mit einem Institut in den USA tätig. Am Max Planck Florida Institute (MPFI) kommen Forschende aus aller Welt zusammen, um grundlegende Fragen zur Entwicklung und Funktion des Gehirns zu beantworten. Im November sorgte eine Studie darüber, wie aus menschlichen Erfahrungen Erinnerungen im Gehirn werden, für Aufsehen. Damit versuchen die Wissenschaftler, den Prozess des Lernens im Gehirn zu entschlüsseln – was auch neue Ansätze zur Vorbeugung von Gedächtnisstörungen oder Alzheimer ermöglichen soll.