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Johannes Gutenberg – Wissen für die ganze Welt

Seine Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern machte die schnelle und kostengünstige Herstellung von Büchern erst möglich.

Maren GottschalkMaren Gottschalk, 28.05.2024
Gutenberg-Denkmal in Mainz
Gutenberg-Denkmal in Mainz © pictureAlliance/dpa

Johannes Gutenberg, der Erfinder des klassischen Buchdrucks, hat die westliche Welt tiefgreifend verändert. Denn erst durch die schnelle und kostengünstige Herstellung von Büchern konnte sich das Wissen unter den Menschen rasant verbreiten. Nicht nur die Reformation, auch die Aufklärung oder die Französische Revolution verdanken dem Buchdruck ihre Dynamik. Johannes Gutenberg war es, der Information und Bildung in Europa für alle erst möglich machte. In China dagegen war diese Kunst schon lange bekannt – das Wissen hatte sich aber nicht in andere Länder verbreitet. 

Sein Geburtsjahr ist nicht genau bekannt

Das Genie hinter der bedeutenden Erfindung des Drucks mit einzelnen Buchstaben ist nicht so leicht aufzuspüren. Die überlieferten Fakten über das Leben von Johannes Gutenberg sind äußerst spärlich. Nicht einmal sein Geburtsjahr ist genau bekannt, die Forschung hat sich schließlich auf das Jahr 1400 als wahrscheinliches Geburtsjahr geeinigt. 
Gutenberg stammte aus einer wohlhabenden Familie in Mainz. Sein Vater war im Tuchhandel tätig und hatte zudem Einkünfte aus Vermögen. Während der ältere Sohn Friele das Geschäft übernehmen sollte, war Johannes für eine Laufbahn als Geistlicher, Arzt oder Jurist vorgesehen. Man weiß zwar nicht, welche Schule oder Universität er besucht hat, aber da er ohne gute Lateinkenntnisse und ein theologisches Grundwissen seine Bücher nicht hätte drucken können, ist davon auszugehen, dass er eine sorgfältige Bildung genossen hat. 

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Im 15. Jahrhundert setzten die Menschen im Heiligen Römischen Reich, wie Deutschland damals hieß, auf Verschriftlichung. Das technische und medizinische Wissen wuchs ständig, und die Menschen wollten es miteinander teilen. Handel und Handwerk erkannten den Nutzen von dokumentierten Verträgen, Bestellungen und Krediten. Verwaltungen von Städten und Höfen verließen sich zunehmend auf gut ausgebildete Beamte. Kurz: Es gab immer mehr Juristen, Theologen, Philosophen und Ärzte – und sie alle brauchten Bücher. Diese wurden damals von Hand vervielfältigt, also abgeschrieben, was lange dauerte und teuer war. Gutenberg hat sicherlich schon früh darüber nachgedacht, wie man diesen Prozess beschleunigen und preiswerter gestalten könnte. 

Über Straßburg zurück nach Mainz

1434 zog Johannes Gutenberg nach Straßburg, wo er als Unternehmer, Handwerker und Erfinder tätig war. Er hatte Geld geerbt, konnte inzwischen Edelsteine schleifen und verstand sich auf das Prägen und Pressen von Metall. Weil es kaum Quellen über sein Leben gibt, verliert die Forschung den Erfinder immer wieder aus den Augen. Erst 1448 tauchte er in Mainz wieder auf, wo er mehrere Kredite aufnahm, um eine Druckerei aufzubauen. Offenbar hatte er die Jahre zuvor damit verbracht, jene Geräte zu entwickeln, die jetzt zum Einsatz kamen: das Handgießgerät zum Herstellen von Metall-Lettern, Winkelhaken und Satzschiff für den Satz der Seiten und die Druckerpresse. Gutenberg war ein Perfektionist, er scharte die besten Handwerker um sich, damit sie die Geräte nach seinen Plänen herstellten und mit ihm gemeinsam verfeinerten. 
 

Nachbau der von Gutenberg konstruierten Druckerpresse
Nachbau der von Gutenberg konstruierten Druckerpresse © pictureAlliance/dpa

Seine ersten gedruckten Texte umfassten höchstens 30 Seiten, es waren Kalender, Ablassbriefe und eine lateinische Grammatik. Damit ließ sich schnell Geld verdienen. Doch dann wollte Gutenberg ein Buch herstellen, das alles andere in den Schatten stellte und bewies, wie bahnbrechend und leistungsfähig seine Erfindung war: Er entschied sich für die Bibel. Sie war nicht nur das berühmteste und in den Augen der Christen wertvollste Buch, sie war auch eines der umfangreichsten Werke, die es zu dieser Zeit gab. Gutenberg druckte seine Bibel in zwei Bänden, die jeweils mehr als 600 Seiten hatten. Das Format entsprach etwa dem heutigen DIN A3. 

Zweibändige Gutenberg-Bibel
Zweibändige Gutenberg-Bibel © pictureAlliance/dpa

Dafür brauchte er Unmengen von Lettern und Pergament- sowie Papiervorräte, denn er wollte nicht weniger als 180 Exemplare drucken. Bis zu 20 Handwerker arbeiteten zeitweise parallel an drei Druckerpressen. Die Gutenberg-Bibel gilt heute als eines der schönsten Bücher überhaupt, sie ist ein technisches Meisterwerk. 49 Exemplare sind bis heute erhalten – 13 davon werden in Deutschland aufbewahrt, weitere Exemplare gibt es in verschiedenen europäischen Ländern, aber auch in Japan und den USA.

Kein Glück als Geschäftsmann

Doch als Geschäftsmann hatte der geniale Erfinder kein Glück. Sein wichtigster Geldgeber forderte den Kredit zurück, bevor die Bibeln fertig waren. Gutenberg konnte ihn nicht auszahlen und musste ihm die Werkstatt und die fast fertigen Bibeln überlassen. Eine einzige Presse konnte Gutenberg behalten und er arbeitete weiter als Drucker, wenn er auch nur kleinere Werke herstellte. 

Innenansicht der Gutenberg-Bibel
Innenansicht der Gutenberg-Bibel © pictureAlliance/dpa

1465 ernannte der Erzbischof von Mainz Gutenberg zum Hofmann und zollte ihm damit nicht nur die offizielle Anerkennung seiner Verdienste, sondern versorgte ihn auch finanziell. Drei Jahre lang konnte Gutenberg dies noch genießen, am 3. Februar 1468 starb er im Alter von knapp 70 Jahren. Man bestattete ihn in der Mainzer Franziskanerkirche. Leider ist die Kirche schon lange verschwunden und sein Grab daher nicht mehr aufzufinden.


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Maren Gottschalk ist Autorin der Biografie „Johannes Gutenberg: Mann des Jahrtausends“.