150 Jahre Max und Moritz
Vor 150 Jahren erfand der deutsche Illustrator und Autor Wilhelm Busch die Streiche von Max und Moritz und schuf damit eine Urversion des modernen Comics.
„Ach, was muss man oft von bösen / Kindern hören oder lesen! / Wie zum Beispiel hier von diesen, / welche Max und Moritz hießen“ – mit diesem Satz beginnt eine der berühmtesten deutschen Kindergeschichten. Erfunden hat die beiden Lausbuben vor 150 Jahren der deutsche Künstler Wilhelm Busch, der im 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten humoristischen Dichtern und Zeichnern gehörte.
Humor und Schaudern
In sieben Streichen ärgern die beiden Jungen die Mitbewohner ihres Dorfes: die Witwe Bolte, den Dorfschullehrer Lämpel, den Schneider Böck, den Meister Bäcker, den Bauern Mecke und den Onkel Fritz. Witwe Boltes Hühner kommen durch präparierte Köder zu Tode – später klauen die Jungen die gebratenen Hühnchen aus der Pfanne. Den Schneider Böck locken sie über eine angesägte Brücke, dem Dorfschullehrer Lämpel füllen sie Schwarzpulver in seine Meerschaumpfeife. Wilhelm Buschs schwarzhumorige Satiren verspotten die Eigenschaften einzelner Typen, wie die Selbstzufriedenheit des Spießbürgers. Doch auch die Strafen für die beiden Buben sind drakonisch: Der Bäcker schiebt die beiden, nachdem sie in seinen Teigkübel gefallen sind, kurzerhand in den heißen Ofen. Noch überleben sie und knabbern sich aus der Brothülle heraus. Als sie bei ihrem letzten Streich, dem Aufschlitzen von Getreidesäcken, erwischt werden, lässt der Müller die beiden zu Schrot zermahlen und von seinen Enten aufpicken. Diese martialische Strafe wird von allen Geschädigten als angemessen beurteilt.
Bei „Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen“ liegen Humor und Schaudern nah beisammen. Es ist also kein Zufall, dass Pädagogen der Bismarckzeit die Geschichte als frivoles Werk mit jugendgefährdender Wirkung beurteilten. Der Beliebtheit tat das keinen Abbruch: Noch im 19. Jahrhundert wurde das Buch in zehn Sprachen übersetzt, darunter 1887 ins Japanische. Inzwischen gibt es fast 300 Übersetzungen in Dialekte und Sprachen, darunter Latein und Altgriechisch. Wer sich den Streich erlaubte oder wem der Fehler unterlief, das Entstehungsdatum von „Max und Moritz“ auf den 4. April 1865 zu datieren, ist unklar. Jedenfalls stand es so viele Jahre bei Wikipedia und Deutschland feierte zum Teil schon im Frühjahr das Jubiläum. Fakt ist: Wilhelm Busch übertrug seine Zeichnungen erst im August 1865 auf Holzdruckstöcke. Im Oktober 1865 erblickten Max und Moritz dann tatsächlich das Licht der Welt.
Wenngleich bei Wilhelm Busch Bild und Wort klar getrennt sind, könnten sich vor allem die rasanten Szenen aus „Max und Moritz“ in modernen Comics wiederfinden. Ohne Wilhelm Busch, das zeigte eine Ausstellung im Wilhelm Busch Museum – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover im Frühjahr 2015, sähe die moderne Bilderzählung heute wohl deutlich anders aus.