Hilfe für Kinder und Frauen
Im Mädchenbüro Milena in Frankfurt können Ukrainerinnen Deutsch lernen, während ihre Kinder betreut werden.
„Erst einmal ankommen“ lautet die Devise im Mädchenbüro Milena. In die sonnendurchfluteten Räume in Frankfurt kommen jeden Tag neue Ukrainerinnen, die kostenlose Deutschkurse besuchen oder Kinderbetreuung in Anspruch nehmen. Aktuell sind es über 40 Frauen, sagt Maneesorn Koldehofe, die Milena 2014 gegründet hat. Normalerweise laufen hier vor allem Projekte, die Frauen und Mädchen mit Migrationsgeschichte empowern sollen. Der Krieg in der Ukraine stellt die Mitarbeiterinnen vor zusätzliche Herausforderungen: Innerhalb kürzester Zeit organisierten sie Ehrenamtliche für Deutschkurse und zusätzliche Kinderbetreuung. Daneben unterstützen sie die Geflüchteten auch beim Umgang mit Behörden.
Orientierung bieten
Viele Ukrainerinnen sind mit ihren Kindern geflohen und müssen alleine für sie sorgen. Für Sprachkurse bleibt da keine Zeit. Milena möchte dem entgegenwirken, um Teilhabe zu ermöglichen. Eine der rund 15 Teilnehmerinnen ist Natalia. Sie kommt aus Kiew und wohnt mit ihrer kleinen Schwester bei Freunden in Frankfurt. „Meine Mutter ist noch dort, sie wollte meinen Vater nicht zurücklassen“, erzählt die 24-Jährige. Für sie sei es wichtig, die Sprache zu lernen, um sich zurechtzufinden. Maneesorn Koldehofe meint, das sei aber nicht alles: „Niemand weiß, wie lange der Krieg dauern wird. Wir können keine langfristigen Pläne machen.“ Bei Milena können sich die Frauen immerhin austauschen und finden Anschluss in der fremden Welt.
Normalität vermitteln
„Die Pflanze“, „Fenster auf/zu“, „Licht an/aus“ – in Claudias Sprachkurs gibt es kaum einen Gegenstand, der nicht beschriftet ist. Im Unterricht wird viel gelacht. Die Frauen, die gut Englisch können, übersetzen den anderen die Sätze ins Ukrainische. Vieles ist improvisiert, aber es geht auch nicht um gute Deutschnoten. Natalia kann nach nur zwei Wochen einige Sätze in perfekter Grammatik. Während die Frauen lernen, werden parallel Kinder betreut. Einige sind traumatisiert, daher ist viel Sensibilität gefragt. Vor allem „ruhige Übungen“ wie Mandalas sollen die Kinder etwas ablenken.
Ankommen lassen
Die Mitarbeiterinnen erleben bei Milena Familien, die mit ihren Kräften nach sechs Tagen Flucht am Ende sind. Andere füllen gemeinsam mit Ukrainerinnen Anträge aus, bei denen nach Vätern gefragt wird, von denen einige nicht mehr leben. „Die Reaktionen der Kinder kriegen wir alle mit. Das geht nicht spurlos an uns vorbei“, beschreibt Koldehofe ihren neuen Alltag. Tränen des Mitgefühls werden ebenso zurückgehalten wie zu viele Fragen. Milena möchte den Schutzsuchenden einen Raum geben, um anzukommen. Manchmal bedeutet das, einfach nur da zu sein.