Die Schule der Offiziere und der Freundschaft
An der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg werden Generalstabsoffiziere aus vielen Ländern ausgebildet – ein Gespräch.

Ein stellvertretender Generalstabschef der indonesischen Armee, ein Vizeverteidigungsminister in Argentinien, ein hoher Offizier aus Singapur – sie alle haben eines gemeinsam: Sie waren in Deutschland an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Die Liste könnte lange so weitergehen, etwa 2.250 Soldatinnen und Soldaten aus mehr als 120 Nationen haben dort seit 1962 den Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst International (LGAI) absolviert, gemeinsam mit rund 750 Offizieren der Bundeswehr.
Wir vermitteln auch demokratische Wertvorstellungen.
Die Aufgaben der Führungsakademie sind vielfältig, zentral ist die Ausbildung berufserfahrener Offiziere zu militärischen Spitzenkräften. Konteradmiral Ralf Kuchler ist Kommandeur der Führungsakademie: „Bei uns bekommen die Gäste aus dem Ausland eine hochwertige militärische Ausbildung. Und wir vermitteln auch demokratische Wertvorstellungen und die Prinzipien, auf denen unsere Gesellschaft, unser Staat und unsere Armee aufgebaut sind.“ Zwei Jahre dauert der LGAI und umfasst zunächst ein Jahr Sprachausbildung im Bundessprachenamt in Hürth, die Lehrgangssprache ist Deutsch, und dann ein Jahr an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.

Etwa ein Viertel der LGAI-Teilnehmenden kommen aus Deutschland. „Diese Bundeswehroffiziere haben eine Doppelrolle. Sie werden selbst ausgebildet und sie begleiten die ausländischen Lehrgangsteilnehmer von Anfang an zwei Jahre lang tagtäglich als Mentoren“, sagt Kuchler. Dieses Konzept hilft auch der Bundeswehr. „Unsere Offiziere haben nicht nur eine fachliche, sondern auch eine extrem hohe soziale und interkulturelle Kompetenz, die sie während des Lehrgangs noch ausbauen. Das ist für die Bundeswehr mit ihren engen internationalen Verflechtungen in der NATO und der EU von unschätzbarem Wert.”
Ein zentrales Stichwort für unsere Arbeit ist Augenhöhe.
Und was sagen die internationalen Teilnehmenden des Lehrgangs? „Es gibt einen roten Faden, der sich durch die vielen Jahrzehnte unserer Tätigkeit zieht: Das sind die positiven Bewertungen, die Bestnoten seitens der Teilnehmenden und der entsendenden Staaten“, sagt LGAI-Lehrgangsleiter Oberst i.G. Jörn Rohmann. Die Anerkennung drückt sich aber auch in Taten aus. „Japan schickt regelmäßig Teilnehmende in unseren Lehrgang, die später als Militärattachés an der Botschaft eingesetzt werden", nennt Rohmann ein Beispiel.

Worin gründet nun der Erfolg des LGAI, ist es nur die hervorragende fachliche Ausbildung? Rohmann: „Ein zentrales Stichwort für unsere Arbeit ist Augenhöhe. Natürlich sind wir Lehrende, aber wir lernen auch von den Lernenden. Wir profitieren von ihren unschätzbaren Perspektiven und Erfahrungswerten.“ So erleben die internationalen Teilnehmenden eine Parlamentsarmee in einer Demokratie, das Leitbild vom Staatsbürger in Uniform und das Konzept der Inneren Führung in der alltäglichen Praxis.