Als Ärztin unterwegs mit der Bundeswehr
Bundeswehrsoldatin Alexandra Dejonckheere ist im Einsatz beim deutsch-französischen Korps in Frankreich und hat die UN-Mission in Mali begleitet.

Alexandra Dejonckheere wusste schon im Alter von drei Jahren, was sie später einmal werden wollte: Ärztin! Als sie zehn Jahre alt war, wusste sie auch, wo sie arbeiten wollte: bei der Bundeswehr! „Ich habe meine Berufung schon früh gespürt“, erzählt die 36-Jährige. Kurz vor dem Abitur bewirbt sie sich für die Laufbahn der Sanitätsoffiziere – mit Erfolg. Sie studiert Medizin in Kiel, in den Semesterferien absolviert sie die militärischen Anteile ihrer Laufbahn: Schießen, Biwak, Truppenpraktika. Denn wer als Ärztin bei der Bundeswehr arbeitet, muss nicht nur Leben retten – sondern auch lernen, sich selbst und andere zu schützen.
Ich will dazu beitragen, dass Deutschland sicher bleibt.
Was sie an der Bundeswehr schätzt? „Ich mag die Abwechslung: Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen“, sagt sie. Auch die Kameradschaft, der „unglaubliche Zusammenhalt“ zwischen den Soldatinnen und Soldaten, das liebt sie und das gibt ihr Kraft. Und: „Ich will möglichst vielen Menschen helfen – und dazu beitragen, dass Deutschland sicher bleibt.“ Sie arbeitet als Truppenärztin im französischen Illkirch-Graffenstaden, wo etwa 650 Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten als Teil der deutsch-französischen Brigade stationiert sind.
Den Einsatz in Mali musste sich die junge Mutter erkämpfen
Im Jahr 2020 ist sie mit ihrem zweiten Kind schwanger, als es heißt: Nächstes Jahr geht das Bataillon in den Auslandseinsatz nach Mali. Für Dejonckheere ist klar: „Ich gehe mit meinen Soldaten in den Einsatz.” Doch was dann passiert, zeigt: Auch in der Bundeswehr sind traditionelle Geschlechterrollen noch nicht überwunden. Ihr Arzt bei der Bundeswehr glaubt, der Einsatz sei zu gefährlich für eine Mutter von zwei kleinen Kindern. Er schreibt sie ohne Rücksprache verwendungsunfähig. „Das empfand ich als übergriffig“, sagt sie. Dejonckheere setzt sich durch und fliegt 2021 für vier Monate nach Mali. Sie merkt schnell, dass sie dort besonders gebraucht wird: Viele Soldatinnen und Soldaten leiden an Rücken- und Nackenschmerzen, manche verletzen sich die Gelenke. Die mehr als zehn Kilo schwere schusssichere Weste, die umfangreiche Ausrüstung, die die Soldaten bei mehr als 50 Grad durch die Wüste schleppen müssen – das zehrt.
Chinesische Medizin in der deutschen Armee
Die Ärztin behandelt die Soldatinnen und Soldaten unter anderem mit Schmerzmitteln, Salben, Schienen. Nur: Oft reicht das nicht. Ein chinesischer Arzt zeigt ihr den Umgang mit Akkupunkturnadeln. Und siehe da: Die Behandlung wirkt. Die Soldaten sind oft nach wenigen Stunden schmerzfrei. Nach ihrer Rückkehr aus Mali bildet Dejonckheere sich weiter: in Akkupunktur, traditioneller chinesische Medizin und Applied Kinesiology, einer Methode, die Muskelreaktionen nutzt, um versteckte Gesundheitsprobleme zu erkennen. „Mein Ziel ist nicht nur, Symptome zu behandeln – sondern meine Soldaten wirklich gesund zu halten.“ Denn, so sagt Dejonckheere: „Für eine verteidigungsfähige Bundeswehr brauchen wir fitte, belastbare Soldaten. Und meine Aufgabe ist es, genau dafür zu sorgen.“
Die Bundeswehr ist in zahlreiche internationale Missionen eingebunden, etwa unter dem Dach der Vereinten Nationen, der Nordatlantischen Allianz (NATO) oder der Europäischen Union. Bis 2023 war sie mit 20.000 Personen an der UN-Mission MINUSMA in Mali beteiligt.