Zurück zur Wehrpflicht?
Seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine diskutiert Deutschland wieder über die Wehrpflicht. Verschiedene Modelle liegen auf dem Tisch.

Wehrpflicht ja oder nein? Die Debatte darüber ist in Deutschland angesichts der geopolitischen Veränderungen wieder aktuell. Dabei schien es schon so, als sei die Wehrpflicht Geschichte. Ein kurzer Blick nach vorn und auf die jetzige Diskussion.
Die Sicherheit Deutschlands im Kalten Krieg erhöhen und eine breite gesellschaftliche Verantwortung für die Landesverteidigung schaffen: Mit diesem Ziel führte die Bundesrepublik 1956 die Wehrpflicht ein. Alle volljährigen Männer mussten einen Wehrdienst leisten, der zwischen 6 und 18 Monaten dauerte. Alternativ gab es den sogenannten Zivildienst im sozialen Bereich.
Nach dem Ende des Kalten Krieges kam auch das Ende der Wehrpflicht
Ab 2011 wurde die Wehrpflicht ausgesetzt, die Bundeswehr in eine Berufsarmee umgewandelt. Diese Entscheidung begründete die Bundesregierung unter anderem mit dem Ende des Kalten Krieges und der Notwendigkeit einer professionelleren Armee. Statt um Landesverteidigung ging es fortan in erster Linie um den weltweiten Einsatz für Frieden und Sicherheit, für Menschenrechte und den Schutz von Minderheiten. Einsätze der Bundeswehr fanden dabei immer im Rahmen von Systemen kollektiver Sicherheit oder Verteidigung statt, etwa der Vereinten Nationen, der Europäischen Union (EU) oder der Nordatlantischen Allianz (NATO).
Bundeswehr soll auf rund 200.000 Soldatinnen und Soldaten wachsen
Seit einigen Jahren gibt es vermehrt Diskussionen über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht. Gründe dafür sind die neue Sicherheitslage in Europa, der mögliche Wegfall der USA als Schutzmacht sowie das Ziel der Bundeswehr, bis 2031 von rund 180.000 auf 200.000 Soldatinnen und Soldaten zu wachsen. Während Befürwortende der Wehrpflicht die gesellschaftliche Verantwortung und Verteidigungsfähigkeit hervorheben, kritisieren Gegnerinnen und Gegner den Eingriff in die persönliche Freiheit.
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Einverständniserklärung öffnenWehrpflicht ist nicht gleich Wehrpflicht
Doch Wehrpflicht ist nicht gleich Wehrpflicht. Die Vorschläge reichen vom klassischen Modell über die Optimierung des freiwilligen Wehrdienstes bis hin zu einer Reihe an neuen Konzepten. Dazu gehören:
- Allgemeiner Gesellschaftsdienst: Ein verpflichtendes Jahr für alle Bürgerinnen und Bürger, das entweder im Militär oder in sozialen Einrichtungen geleistet werden kann.
- Wehrpflicht nach schwedischem Modell: Dabei wird nur ein Teil der Jahrgänge tatsächlich eingezogen – basierend auf Eignung und Bedarf.
Ob eines dieser Modelle in Deutschland Realität wird, hängt von politischen Entscheidungen ab – und den weiteren sicherheitspolitischen Entwicklungen.