Staatsbürger in Uniform
In der Bundeswehr werden die demokratischen Werte der Bundesrepublik gelebt – dies sind die drei wichtigsten Grundsätze.

Demokratie und Soldat oder Soldatin sein verträgt sich auf den ersten Blick nicht in allen Aspekten wirklich gut: Viele Menschen denken bei Letzterem nur an Befehl und Gehorsam. Die Bundeswehr in Deutschland lebt und arbeitet jedoch nach Grundsätzen, die militärische Erfordernisse und demokratische Werte zusammenbringen.
Was bedeutet das Prinzip „Staatsbürger in Uniform“?
Der Soldat oder die Soldatin als Staatsbürger in Uniform ist das Leitbild der sogenannten Inneren Führung in der Bundeswehr. Es betont, dass Soldaten und damals Wehrdienstleistende im Selbstverständnis der Bundeswehr in erster Linie immer Bürgerinnen und Bürger sind. Es gestattet ihnen politische Beteiligung und fordert sie zu ethischer und politischer Bildung auf. Es ist seit der Gründung der Bundeswehr am 12. November 1955 gültig.
Was bedeutet „Innere Führung“ bei der Bundeswehr?
Bereits mit der Gründung der Bundeswehr wurde das Konzept der Inneren Führung entwickelt, das sich am Bild des mitdenkenden und verantwortungsvoll handelnden Soldaten orientiert. Es verpflichtet die Bundeswehrangehörigen zur Einhaltung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik und definiert die Grenzen von Befehl und Gehorsam: Soldaten und Soldatinnen müssen verbrecherische Befehle verweigern. So sollen die individuellen Rechte des Bürgers oder der Bürgerin und die militärischen Pflichten des Soldaten oder der Soldatin in Übereinstimmung gebracht werden.
Warum ist die Bundeswehr eine „Parlamentsarmee“?
Gemäß den Grundsätzen der Inneren Führung gilt in der Bundeswehr das „Primat der Politik“. Dabei übt das Parlament, der Bundestag, die zentrale Kontrolle über die Armee aus. So muss die Beteiligung an bewaffneten Einsätzen im Bundestag beschlossen werden, die Regierung kann sie nur vorschlagen. Zudem gibt es im Bundestag das Amt des oder der Wehrbeauftragten, an die sich jeder Soldat und jede Soldatin direkt wenden kann. Er oder sie wacht darüber, dass Menschenwürde und Grundrechte der Soldatinnen und Soldaten jederzeit geachtet werden.

Das Wichtigste jedoch bleibt, unsere Führungskultur – die Innere Führung – konsequent jeden Tag in jeder Situation zu leben.
Gelebte Werte in der Bundeswehr
Innere Führung muss vorgelebt, dadurch erlebt und in der Gemeinschaft gelebt werden. Das ist neben der theoretischen Unterrichtung in der Ausbildung der Rekrutinnen und Rekruten und späteren Weiterbildungen die effektivste Form der Vermittlung. In der Truppe, den Kommandos, Ämtern und anderen Dienststellen wird zum Beispiel im Rahmen der Persönlichkeitsbildung durch Angebote der politischen Bildung das Bewusstsein für den Sinn des Dienens und die Verteidigungswürdigkeit unserer Werteordnung geschärft.
Das Führungspersonal wird in den Laufbahnlehrgängen auf ihre besondere Vorbildrolle vorbereitet und in den nach wie vor am Zentrum Innere Führung stattfindenden Kommandeur-, Einheitsführer- und Kompaniefeldwebellehrgängen werden weitere Impulse gesetzt. Zusätzlich bietet das Zentrum für Führungspersonal und Multiplikatoren zahlreiche Trainings und Seminare in der Spanne von den Beteiligungsrechten über Themen der Vielfalt, der Methodik, der politischen und historischen Bildung bis zur zeitgemäßen Menschenführung in allen die Innere Führung berührende Bereiche an.
Generalmajor Ansgar Meyer, Kommandeur des Zentrums Innere Führung