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„Wir brauchen die Jugend, um uns auf die Zukunft vorzubereiten“

Alina Reize ist deutsche Jugenddelegierte zur UN-Generalversammlung. Vom Zukunftsgipfel erhofft sie sich mehr Beteiligung junger Menschen. 

Klaus LüberKlaus Lüber , 10.09.2024
Alina Reize, UN-Jugenddelegierte
Alina Reize, UN-Jugenddelegierte © privat

Frau Reize, was erwarten Sie als UN-Jugenddelegierte vom Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen?
Wir brauchen eine ambitionierte Themensetzung und eine bessere Zusammenarbeit auf globaler Ebene, sonst können wir die aktuellen Krisen nicht bewältigen. Der Zukunftsgipfel will das durch die Reform bestehender Strukturen erreichen, insofern habe ich hohe Erwartungen an den Summit. Aber man muss realistisch bleiben: Zwei Tage Konferenz allein reichen dafür nicht aus. Es wird darauf ankommen, die Impulse aus dem Treffen weiterzutragen, um dann nach und nach wirklich substanzielle Veränderungen anzustoßen. 

Sie setzen sich für die Perspektive deutscher Jugendlicher bei den UN ein. Wird diese beim Gipfel ausreichend berücksichtigt?
Es ist dafür immerhin ein eigenes Kapitel vorgesehen und das ist definitiv ein positives Zeichen. Allerdings sollte die Perspektive der Jugend als Querschnittsthema eigentlich bei sämtlichen thematischen Schwerpunkten der Konferenz eine Rolle spielen. Wir müssen dringend die Rahmenbedingungen für Partizipation verbessern. Bislang sieht Beteiligung bei den UN oft so aus: Komplexe Dokumente in englischer Sprache, die wenige Tage lang kommentiert werden dürfen. Jugendfreundlich ist das nicht. 

Warum ist die Jugendbeteiligung so wichtig?
Junge Menschen bringen frische Perspektiven, innovative Ideen und einen starken Willen zur Veränderung mit. Es ist unerlässlich, dass bei politischen Prozessen nicht über, sondern mit jungen Menschen gesprochen wird. Dafür müssen wir allerdings auch die ganze Vielfalt der Jugend abbilden. Es reicht nicht, die Stimmen einer privilegierten Schicht mit akademischem Hintergrund aus den urbanen Zentren des sogenannten Globalen Nordens einzusammeln.  

Was nehmen Sie aus Ihren Gesprächen mit der jungen Generation mit?
Einerseits beobachte ich eine große Motivation, sich für Veränderungen einzusetzen, gleichzeitig aber auch das Gefühl, dass genau dafür die Möglichkeiten fehlen. Sei es, weil bestehende Strukturen zu unbekannt, zu kompliziert oder gar nicht vorhanden sind. Genau daran müssen wir dringend arbeiten. 

Alina Reize, 21 Jahre, studiert Global Environmental and Sustainability Studies in Lüneburg. Seit April 2024 ist sie eine von zwei Jugenddelegierten zur UN-Generalversammlung. Träger sind die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) – ein Programm des Auswärtigen Amts und des Familienministeriums (BMFSFJ) – sowie das Deutsche Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit (DNK). Am Zukunftsgipfel wird Reize nicht persönlich teilnehmen, jedoch werden sechs deutsche Jugendbeobachterinnen und -beobachter vor Ort sein.