Einsatz für Kriegsopfer in Somalia
Ilwad Elman zeigt jungen Menschen in Somalia Alternativen zu einem Leben als Kämpfer. Dafür erhält sie nun den Hessischen Friedenspreis.
Ilwad Elman hat ihren Optimismus nie verloren, dabei hätte die 30-jährige Somalierin oft genug Grund dazu gehabt: 1992 musste sie – damals zwei Jahre alt – mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern vor dem Bürgerkrieg aus ihrer Heimat fliehen. Ihr Vater blieb zurück, weil er seine Arbeit für Kindersoldatinnen und -soldaten nicht aufgeben wollte. Vier Jahre später wurde er von Warlords ermordet.
Ilwad Elman wuchs in Kanada auf, beschloss jedoch im Alter von 19 Jahren, nach Somalia zurückzukehren. „Ich habe einen Sinn dort gefunden, ein Ziel“, sagte sie dem Magazin „Der Spiegel“. Elman ist Mitgründerin von „Sister Somalia“, dem im Jahr 2010 eröffneten ersten Krisenzentrum zur Betreuung von Vergewaltigungsopfern in Somalia. Durch ihre Arbeit hatte sie maßgeblichen Anteil an der Verabschiedung des ersten somalischen Gesetzes, das sich mit Sexualstraftaten befasst.
„Drop the gun, pick up the pen”
Die Warlords wurden in der Zwischenzeit nach und nach von der radikal-islamistischen Shabaab-Miliz verdrängt. Elman setzte auf Bildung, um die Attraktivität von Terrorgruppen für junge Menschen zu brechen. Sie startete das Bildungsprogramm „Drop the gun, pick up the pen“, das inzwischen Tausenden Jugendlichen eine Rückkehr ins zivile Leben ermöglicht hat. 2015 sprach sie vor dem UN-Sicherheitsrat. 2019 verlor sie ein weiteres Familienmitglied: Ihre Schwester Almaas, ebenfalls Friedensaktivistin, wurde bei einem Schusswechsel in der somalischen Hauptstadt Mogadischu getötet.
Für ihr Engagement wurde Ilwad Elman im Oktober 2020 mit dem Deutschen Afrika-Preis der Deutschen Afrika Stiftung ausgezeichnet. Im Jahr 2022 erhielt sie den Alternativen Nobelpreis, im März 2023 ehrt sie ein weiterer deutscher Preis für ihr Engagement: Sie wird mit dem Hessischen Friedenspreis der Albert-Osswald-Stiftung für das Jahr 2022 gewürdigt. Mit erst 33 Jahren sei sie eine der wichtigsten Stimmen der afrikanischen Friedensbewegung, hieß es zur Begründung der Auszeichnung. In ihrer täglichen Arbeit für die Schwächsten der Gesellschaft werde sie von der Vision eines friedlichen und gerechten Somalias angetrieben.
Bereits in jungen Jahren habe sie eine Menge für den Frieden und die Menschenrechte in ihrem Heimatland geleistet. Elman gebe den vielen jungen Menschen, allen voran den Mädchen und Frauen in Somalia, die „Hoffnung auf ein humaneres und friedlicheres Leben“. Ihr großer und unnachgiebiger Einsatz für die Menschenrechte in einem der gefährlichsten Länder der Welt mache sie zu einer würdigen Preisträgerin.