Rettung der Artenvielfalt
Die COP16 hat eine große Aufgabe: Sie muss die Biodiversität bewahren. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur UN-Konferenz.
Die 16. Biodiversitätskonferenz, „Conference of the Parties“ (COP16), findet vom 21. Oktober bis zum 1. November 2024 in Cali, Kolumbien statt. Das Treffen steht unter dem Motto „Frieden mit der Natur“ (Paz con la Naturaleza). Es findet in einer der biodiversesten Gegenden der Welt statt, mit völlig unterschiedlichen Lebensräumen wie den Anden, dem Amazonas-Tiefland sowie den Meeren Pazifik und Karibik. Kolumbien gilt als Biodiversitäts-Hotspot, das heißt, es ist eine Region mit einer großen Zahl endemischer, das heißt nur hier vorkommender Pflanzen- und Tierarten.
Wer nimmt an der COP 16 teil?
An der Konferenz nehmen die 196 Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, kurz CBD) teil. Zudem sind Vertreter*innen der Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft vor Ort. Zu Letzterer zählen Nichtregierungsorganisationen (NRO) sowie indigene Völker und lokale Gemeinschaften. Die CBD ist das wichtigste multilaterale Vertragswerk für den Erhalt der Biodiversität auf der Erde. Nur vier Staaten, unter ihnen die USA, haben das Dokument bisher nicht ratifiziert. Sie nehmen in Cali als Beobachter teil.
Warum ist Artenvielfalt wichtig?
Nahrungsmittel, Baumaterialien, Energie, Arzneien – alles stammt aus der Natur und ist damit überlebenswichtig für die Menschheit. Die Wissenschaft nennt dies Ökosystemdienstleistungen. Dazu zählen sowohl direkt der Natur entnommene Dinge wie zum Beispiel Produkte aus den genannten Bereichen, aber auch Vorgänge wie die Bestäubung von Pflanzen oder die Speicherung von Kohlendioxid oder die Produktion von Sauerstoff.
Warum ist die Konferenz wichtig?
Der Verlust von Biodiversität ist extrem. Laut UN sind derzeit eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Damit übersteigt die Aussterberate den erwartet natürlichen Verlust von Arten um das 100fache. Dies bedroht die Lebensgrundlage der Menschheit massiv. Bei einigen Arten sind die Folgen des Verlustes auch für Laien offensichtlich, etwa dass ohne Bienen viele Pflanzen nicht mehr bestäubt werden und keine Früchte bilden. Jede Art spielt in ihrem Ökosystem eine Rolle. Insofern hat sich die COP16 die Aufgabe gestellt, dem Artensterben Einhalt zu gebieten.
Wie wichtig sind Tropenwälder und Naturschutzgebiete?
Tropenwälder sind Schatzkammern der Artenvielfalt, etwa drei Viertel aller Arten leben dort. Sie sind aber auch extrem gefährdet, das gilt zum Beispiel für fast die Hälfte aller Pflanzenarten dort. Größter Gefährder des Waldes ist die Landwirtschaft. Deswegen sind Naturschutzgebiete so wichtig. Sie unterliegen einer geregelten Nutzung, schützen die Natur und geben ihr Gelegenheit, sich zu erholen. Das gilt für Naturschutzgebiete weltweit, nicht nur in den Tropen.
Welche Position vertritt Deutschland?
Deutschland unterstützt nachdrücklich die Ziele des Globalen Biodiversitätsrahmens. Umweltministerin Steffi Lemke nannte ihn einen historischen „Durchbruch“. Deswegen gehört Deutschland auch zu den größten Geldgebern im internationalen Naturschutz. Ab 2025 will die Bundesregierung jährlich 1,5 Milliarden Euro für diesen Zweck bereitstellen. Das ist doppelt so viel wie bisher. Ein Beispiel für das internationale deutsche Engagement ist der Legacy Landscapes Fund, den die deutsche KfW Entwicklungsbank 2020 im Auftrag der Bundesregierung gegründet hat. Der Fonds unterstützt Schutzgebiete in vielen Teilen der Welt. Deutschland unterstützt auch die Bemühungen der Europäischen Union um den Erhalt der Biodiversität. Dazu gehört zum Beispiel das EU-Naturschutzgesetz, demzufolge EU-weit 20 Prozent geschädigter Flächen bis 2030 wiederhergestellt werden müssen.