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Letzte Chance für das Breitmaulnashorn?

Es gibt nur noch zwei nördliche Breitmaulnashörner – kann es gerettet werden? Das Projekt „BioRescue“ versucht sein Aussterben zu verhindern.

15.06.2023
Es gibt nur noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner auf der Welt.
Es gibt nur noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner auf der Welt. © Justin Mott / BioRescue

Es gibt auf der Welt nur noch sie beide: Najin und Fatu sind die letzten lebenden Nördlichen Breitmaulnashörner. Mutter und Tochter, 33 und 23 Jahre alt, leben streng bewacht in dem Naturschutzreservat Ol Pejeta in Kenia. Beide sind in dem Zoo Dvůr Králové in Tschechien geboren – an das Leben in Kenia mussten sie sich erst gewöhnen. „Als sie hierherkamen, waren sie natürlich mit einigen Dingen nicht so vertraut. Sie wussten nicht, wie man sich in Schlammpfützen wälzt, mit anderen Nashörnern umgeht und sich behauptet“, erzählt Samuel Mutisya vom Naturschutzreservat Ol Pejeta der Deutschen Welle. „Aber als wir sie mit den Südlichen Breitmaulnashörnern zusammengebracht haben, die hier wild leben, haben sie sich im Verhalten angepasst.“

Katastrophe für den Artenschutz: Der letzte Bulle starb 2018

Der letzte Bulle, Sudan, starb 2018 in Ol Pejeta. Das Ende der Art? Im internationalen „BioRescue“-Konsortium des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin versuchen Forschende mithilfe fortschrittlicher „Methoden der assistierten Reproduktion und Stammzellforschung“ das Nördliche Breitmaulnashorn vor dem Aussterben zu retten. Dies ist nötig, weil schon zu Lebzeiten der letzten Bullen auch künstliche Befruchtungen wegen der schlechten Qualität der Samen fehlgeschlagen sind. „BioRescue“, dessen deutsche Partner vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden, arbeitet daran, gesunde Embryonen aus natürlichen Keimzellen (ART) und aus künstlichen Keimzellen aus der Zellkultur (SCAT) zu ziehen. Die Embryonen sollen von Leihmüttern der Südlichen Breitmaulnashörner ausgetragen werden. Einige Embryonen gibt es inzwischen. Zunächst aber soll die Leihmutterschaft mit Embryonen der Südlichen Breitmaulnashörnern erprobt werden, ehe der letzte Schritt zur Arterhaltung mit jenen der Nördlichen Breitmaulnashörnern gewagt wird.

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Biotechnische Arterhaltung – ethische Probleme werden bedacht

Die biotechnische Form der Arterhaltung ist allerdings mit vielen ethischen Problemen verbunden. Da ist etwa die Frage, wie weit Gentechnik gehen soll und darf. Oder: Welche Risiken und Belastungen dürfen in diesem Prozess den beiden letzten lebenden Individuen zugemutet werden? „BioRescue“ beschäftigt sich mit diesen Fragen intensiv, schließlich sollen die Erfahrungen auch bei der Erhaltung anderer Arten nützlich sein.

Fatu und Najin in ihrem Gehege, in dem sie zum Schutz vor Wilderern die Nacht verbringen
Fatu und Najin in ihrem Gehege, in dem sie zum Schutz vor Wilderern die Nacht verbringen © Jan Zwilling / BioRescue

Najin und Fatu erleben besondere Tierliebe

Und was ist mit Najin und Fatu? Chefpfleger Zacharia Mutai betreut die beiden seit zwölf Jahren als Pfleger. Er sagte der Deutschen Welle: „Ich verbringe viel Zeit mit ihnen, sogar mehr als mit meiner Familie. Deshalb habe ich eine besondere Verbindung zu ihnen.“ Und er erzählt, dass Mutter und Tochter einen geregelten Tagesablauf schätzen: „Morgens sind sie sehr aktiv, sie fressen und verbringen Zeit mit den anderen Nashörnern. Wenn es dann zu heiß wird, ruhen sie für sechs bis sieben Stunden und warten, dass es wieder kühler wird.“ Die Besuche der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von „BioRescue“ gehören inzwischen auch zu dieser Routine.