„Wir müssen uns anpassen, um widerstandsfähig zu werden“
Extremwetter werden häufiger und verheerender. Wie wir uns an die Folgen des Klimawandels anpassen können, erforscht der Hydrologe Harald Kunstmann.
Herr Professor Kunstmann, warum müssen wir uns mit Fragen zur Klimaresilienz auseinandersetzen?
Wir müssen uns anpassen, um widerstandsfähig zu werden gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels und so die Schäden kleiner zu halten. Dabei geht es um ökonomische und gesundheitliche Schäden, aber auch um Folgen für die Umwelt. Das sind hochkomplexe Zusammenhänge. Wir befassen uns nicht nur mit direkten Fragen zur Umwelt, sondern auch damit, wie die Wirtschaft angepasst werden muss oder welche rechtlichen Rahmenbedingungen es braucht, um Klimaresilienz zu erreichen. Das macht eine Verringerung unserer Treibhausgasemissionen als Ursache des menschengemachten Klimawandels aber nicht weniger wichtig.
Wie können Regionen widerstandsfähiger gegen künftige Extremwetterlagen werden?
Ich bin Hydrologe und kann vor allem für das Thema Wasser sprechen. Wir müssen einerseits einen guten Hochwasserschutz aufbauen und uns andererseits besser auf Trockenheit und Hitzewellen vorbereiten. Ein Stichwort sind dabei Schwammstädte und Schwammlandschaften: Hier wird Wasser nicht einfach grundsätzlich abgeleitet, sondern kann besser in den Boden versickern. Das fördert die Neubildung von Grundwasser, das wir in Trockenperioden oder Hitzewellen dringend brauchen. Bei einem einzelnen Parkplatz, an dem das Wasser gut versickern kann, bleibt der Effekt natürlich erstmal klein. Wir brauchen große Flächen, die als Schwammlandschaften ausgelegt sind, um eine signifikante Anreicherung des Grundwassers zu erreichen. Aber viele landwirtschaftliche Flächen sind mit Drainagen versehen, um die Felder schnell zu entwässern, weil zu viel Wasser zu Ertragseinbußen führen kann.
Was sind die Hürden auf dem Weg zur Klimaresilienz?
Bestehende Strukturen wie Städte nachträglich umzugestalten, ist extrem schwierig bis unmöglich. Es ist einfacher, bei Neuplanungen direkt Aspekte einer Klimaanpassung mitzudenken, beispielsweise unversiegelte Flächen, Dachbegrünung, Beschattungen oder Wasserspeicherbecken. Es gibt auch politische Hürden, weil Gesetze fehlen oder weil bestehende Gesetze die Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaanpassung verkomplizieren. Aber ich habe den Eindruck, dass die EU im Bereich Klimaschutz mit ihren Vorgaben insgesamt einen guten Weg einschlägt, von dem wir auch in Deutschland profitieren.
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Prof. Dr. Harald Kunstmann ist seit 2021 Direktor des Zentrums für Klimaresilienz der Universität Augsburg.