Neues Hören dank neuer Technologie
Drei junge deutsche Unternehmen revolutionieren das Hören von Musik – wir stellen sie vor.
Auch in der Akustik und Beschallung spielen neue Technologien eine zentrale Rolle – und heben das Hörerlebnis auf neue Ebenen. Wir stellen drei Firmen aus Deutschland vor, die neue Wege gehen.
Jeder Platz klingt anders – aber Holoplot kann das ändern
Die Berliner Firma Holoplot? Kennen Sie nicht? The Sphere in Las Vegas? Die weitgehend unbekannte Berliner Firma und die weltbekannte futuristische Multimedia-Konzertkuppel The Spehre in Las Vegas verbindet der unglaubliche Sound. Denn der kommt aus Berlin. Rund 18.000 Menschen können in The Sphere Konzerte besuchen und sie hören an jedem Platz optimal. Selbst das kritische Fachmagazin „Rolling Stone“ war begeistert. Möglich machen das 1.900 Lautsprechersysteme mit 167.000 einzelnen Lautsprechern.
Seit 2011 arbeiten die Berliner daran, Schall zu steuern wie Licht. Dass ihre 3D-Audiotechnik hervorragend funktioniert, zeigt sich auch jenseits der Konzertsäle: Holoplot beschallt auch Afrikas größte Moschee, die Muhammad-Ali-Moschee in Kairo.
Jeder Mensch hört anders – Mimi bringt das Original zu Gehör
Hören ist eine höchst individuelle Fähigkeit, die sich überdies altersbedingt deutlich verändert. Wie unterschiedlich klingt Musik also für die Menschen? Selbst teuerste Highend-Musikanlagen zielen auf eine technisch optimale Wiedergabe und nicht ein individuelles Gehör. Da setzt das Berliner Unternehmen Mimi Hearing Technologies an: Eine Software passt mithilfe von KI nach einem Hörtest den Klang dem individuellen Hörvermögen an. Auch bei lauten und leisen Tönen – anders als ein Equalizer, der einzelne Frequenzen anhebt oder senkt. Die Firma sagt von sich: Mimi verändert nicht den Originalklang, sondern beeinflusst die Sound Experience. Eine lange Reihe namhafter Lizenznehmer sieht das offenbar auch so.
mp3-Miterfinder will virtuelle Realität für das Ohr schaffen
Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. h.c. mult. Karlheinz Brandenburg muss niemandem etwas beweisen. Als Miterfinder des Dateiformats mp3, der wichtigsten Entwicklung in der Musikwiedergabe seit der Schallplatte, ist der Ex-Leiter des Fraunhofer-Instituts IDMT eine lebende Legende. Aber er hat noch Ziele. „Es ist ein alter Traum von mir: die perfekte akustische Illusion“, sagte Brandenburg in einem Fraunhofer-Gespräch. Seit 2019 arbeitet er in den Brandenburg Labs an PARty, der „Personalized Auditory Reality“. Eine virtuelle Realität des Hörens und zugleich ein akustischer Filter. PARty soll einerseits die perfekte Illusion eines akustischen Raumes erzeugen, andererseits Umgebungsgeräusche unterdrücken, Warnsignale aber durchlassen. Zur Praxisreife sei es noch ein weiter Weg, sagt Brandenburg. Das war jener zu mp3 aber auch.